UNO-Ankläger: Serbien sucht Kriegsverbrecher nur halbherzig

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Der Chefankläger des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, Serge Brammertz, hat Serbien schwere Versäumnisse bei der Suche nach Kriegsverbrechern vorgeworfen.

So seien Ex-General Ratko Mladic und der frühere Serbenführer Goran Hadzic seit fast zehn Jahren flüchtig, kritisiert Brammertz in seinem neuesten Bericht an den UNO-Sicherheitsrat.

„Die bisherige Strategie Serbiens zur Verhaftung der Flüchtigen ist vollständig erfolglos“, heißt es in der Analyse, die heute vom Belgrader TV-Sender B92 teilweise veröffentlicht wurde. Der Fernsehsender konnte nach eigenen Angaben den Bericht einsehen.

„Rigoroseres Vorgehen dringend notwendig“

„Ein neues rigoroseres Vorgehen bei der Suche nach den Flüchtigen ist dringend notwendig“, so Brammertz. Dabei müsse Serbien das Netz der Helfershelfer untersuchen. „Ohne bedeutende Verbesserungen in diesem Bereich werden die Flüchtigen nicht verhaftet werden“, heißt es in der Analyse des Anklägers weiter: „Die Regierung muss ihre mündlich geäußerte Bereitschaft in konkrete Taten und sichtbare Resultate umsetzen.“

Ratko Mladic war der Militärchef der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992 bis 1995), Goran Hadzic Führer der Serben in Kroatien im dortigen Krieg (1991 bis 1995). Vor allem Mladic, der in Serbien immer noch als Volksheld verehrt wird, soll für die schwersten Kriegsverbrechen in Europa seit 1945 verantwortlich sein.

Dazu gehören die Ermordung von rund 8.000 Muslimen im Juli 1995 im ostbosnischen Srebrenica und der jahrelange Beschuss der eingekesselten Hauptstadt Sarajevo, wo Tausende Menschen ums Leben kamen.

Stolperstein auf dem Weg in die EU?

Der Brammertz-Bericht wird am 6. Juni vom Weltsicherheitsrat erörtert. Die Einschätzung des Chefanklägers gilt als Dreh- und Angelpunkt für den Wunsch Serbiens, bis zum Jahresende EU-Kandidat zu werden. Nur wenn Belgrad uneingeschränkt mit dem UNO-Tribunal zusammenarbeite, könne es eine weitere Annäherung an Brüssel geben, hatten EU-Politiker zuvor betont. Von der serbischen Regierung gab es zunächst keine Reaktion auf den Bericht von Brammertz.