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Fünf Modellregionen in Österreich

Mit finanzieller Unterstützung möchte die österreichische Regierung den Fahrzeuglenkern hierzulande das E-Auto schmackhaft machen. Der Klima- und Energiefonds der Bundesregierung fördert derzeit fünf Modellregionen bei der Umsetzung ihrer umweltfreundlichen Konzepte zur E-Mobilität. ORF.at hat sich die verschiedenen Modelle genauer angesehen und nach den ersten Erkenntnissen gefragt.

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Förderung für Modellregionen

Voraussetzung für eine Projektförderung des Klima- und Energiefonds ist, dass der Fördernehmer, zumeist Energieversorger, die vom E-Auto verbrauchte Energie aus erneuerbaren Energiequellen produziert. Ziel der Aktion ist vor allem die Reduktion klimaschädlicher Treibhausgasemissionen und die Förderung nachhaltiger Energietechnologien.

Das größte Projekt und auch die längste Erfahrung mit E-Mobilität hat die Region Vorarlberg. 2008 startete im Rheintal die „Vlotte“. „Derzeit sind 180 E-Fahrzeuge angemeldet, bis zum Sommer sollen es 250 werden“, erklärte Projektleiter Christian Eugster von der Vorarlberger Elektroautomobil Planungs- und Beratungs-GmbH gegenüber ORF.at. Das Tochterunternehmen des Vorarlberger Energieproduzenten Illwerke verleast E-Autos an seine Kunden. Zum Vertrag dazu gibt es eine Jahreskarte des Verkehrsverbundes Vorarlberg.

Gestartet ist das Projekt mit etwa 40 Think City und 30 Fiat 500, letztere wurden mit Bausätzen zu E-Autos umgerüstet. „Wir haben festgestellt, dass es Probleme gibt, wenn die E-Autos nicht von großen renommierten Firmen kommen, die kein Service oder keine Wartung anbieten.“ Bei Projektstart sei jedoch noch keine Markenware erhältlich gewesen. Was die Auswahl betreffe, sei das Angebot auch heute noch sehr klein, zudem gebe es immer nur sehr geringe Stückzahlen davon.

„E-Mobilität ist alltagstauglich“

„Eine der wichtigsten großen Erkenntnisse ist, dass E-Mobilität alltagstauglich ist“, resümierte Eugster. Insgesamt habe die „Vlotte“ bereits 750.000 km zurückgelegt. Die beschränkten Reichweiten seien kein Problem, da laut Statistik in Vorarlberg „94 Prozent der gefahrenen Strecken kürzer als 50 km sind“. Im Sommer, so rechnete Eugster beispielsweise vor, lege der Think City 150 km und der neue Citroen C-Zero etwa 100 km pro Akkuladung zurück. Im Winter würden sich die Reichweiten wegen der Heizleistung reduzieren.

Das Klima spiele bei den verschiedenen Batterietypen eine große Rolle. Der Vorteil der in den älteren E-Autos eingebauten „Zebra-Batterien“ sei, dass die klimatischen Bedingungen keinen Einfluss auf die Reichweiten hätten. „Es ist egal, ob es draußen minus 15 oder plus 30 Grad hat“, erklärte der Projektleiter. Der Nachteil sei hingegen, dass sie nur bei Vielnutzern Sinn ergäben, denn die Batterie verbrauche auch dann Energie, wenn das Auto steht. Die neueren mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestatteten E-Autos würden die Ladung besser halten, aber dafür Probleme mit Extremtemperaturen haben.

Großer Nachteil: Der Preis

Die bereits bestehenden 65 Ladesäulen im Rheintal sollen bis Jahresende auf 100 aufgestockt werden. Die Erfahrung hier sei, dass „die Autos primär zuhause oder in der Firma aufgeladen werden“, erklärte Eugster. Weshalb wohl künftig nicht endlos viele Ladestationen im öffentlichen Raum notwendig sein werden. Für die Ladesäulen bzw. deren Stecker gebe es weder weltweit noch in Europa einen Standard, bedauerte Eugster, das Problem lasse sich derzeit nur mit Adaptern umgehen.

Der größte Nachteil von E-Autos sei der Preis. „Wir leben von der Förderung, die 30 Prozent für jedes Auto beträgt.“ Falle diese Unterstützung weg, werde das E-Auto schwer leistbar. Generell würden die Fahrer jedoch zu viel auf den Kaufpreis und zu wenig auf die laufenden Kosten achten. Der Kaufpreis liege bei etwa 35.000 Euro, so Eugster, dafür kostet die Energie lediglich 2,5 Euro pro 100 km.

Salzburg: Breite Zielgruppe

2009 startete die Salzburger Modellregion mit einem reinen Leasingkonzept für E-Bikes und E-Scootern. Seit 2010 sind auch E-Autos im Sortiment, und für Fahrräder wurde eine Kaufoption eingeführt. „Im ersten Jahr wurden kaum Fahrräder verleast. Interessanterweise ist seit Einführung der Kaufoption die Nachfrage nach Leasingverträgen gestiegen“, erläuterte Bernhard Bauer, Pressesprecher von ElectroDrive Salzburg, seine Erfahrungen. Drei Viertel der Abschlüsse bei E-Bikes seien Leasingverträge.

Rund 40 E-Fahrzeuge bietet das Salzburger Unternehmen an. Das E-Auto-Angebot würden vor allem Gewerbekunden in Anspruch nehmen, aus „Imagegründen, oder um Vorreiter zu sein“, meinte Bauer. Beim Fahrrad sei die Zielgruppe sehr breit. Etwa die Hälfte der Nutzer seien Privatkunden, der Rest Firmenkunden, die Räder für ihre Mitarbeiter anleasen würden.

E-Mountainbikes nachgefragt

Sehr gefragt seien auch E-Mountainbikes. Allein im Lungau seien 150 davon verkauft worden, wo sie vor allem im Tourismus für Bergführungen eingesetzt werden. „Mit dem E-Mountainbike lässt sich das Leistungsdefizit der verschiedenen Personen viel besser ausgleichen, so kommen viel mehr Leute auf den Berg“, erklärte Bauer das Phänomen.

40 Ladestationen seien mittlerweile in der Region aufgestellt worden. Für die längeren Ladungen zuhause bekommen die Kunden eine Ladestation zur Verfügung gestellt. Dafür wird ein Elektriker entsandt, der die Gegebenheiten prüft. Danach werde eine Station mit allen Sicherheitseinrichtungen installiert.

„Damit können wir auch messen, wie viel in das Fahrzeug reinfließt. Den gleichen Anteil Ökostrom speisen wir dafür in das öffentliche Stromnetz ein“, erklärte Bauer das System. Somit würden die Anforderungen des Klima- und Energiefonds erfüllt. Für die öffentlichen Ladestationen erhalten die Leasingnehmer eine Kundenkarte, die ihnen den Zugang zu den Stromtankstellen öffnet.

Graz: Pendler zum Umstieg einladen

Das Projekt E-Mobility Graz befindet sich noch im Frühstadium. Bisher werden lediglich E-Fahrräder verleast und verkauft. „Der Kauf wird sehr gut angenommen, aber das Leasing überhaupt nicht“, erzählte Robert Schmied, Geschäftsführer der Energieholdung Graz, über seine Erfahrungen. Mit dem Autoleasing soll ab Mai gestartet werden.

Ziel der Grazer ist es, vor allem die Pendler zum Umstieg auf E-Autos zu bewegen. „Grundsätzlich geht es um die Verbesserung des modalen Splits des öffentlichen Verkehrs“, so Schmied. Ein Modell werde etwa ein Park&Ride-Konzept sein, welches den öffentlichen Verkehr mit der Elektromobilität verbinden soll. Auch ein Bike-Sharing-System sei in Vorbereitung.

Angedacht sei auch ein Batteriemanagementsystem. Da sich nach einigen Jahren die Ladekapazität verringere, könnten die Fahrzeuge danach noch an Wenigfahrer bzw. an Personen, die kein Auto für Langstrecken brauchen, verleast werden. „Wenn ich das Auto nicht wegschmeißen will, dann muss ich mir eine Nutzung überlegen“, erläuterte Schmied.

Wien: e-mobility on demand

Eher bedeckt geben sich die Organisatoren des Projekts e-mobility on demand in Wien. Gestartet wurde zu Jahresbeginn, ein konkretes Konzept soll aber erst im Sommer präsentiert werden. „Bei E-Mobilität in Wien geht es nicht darum, weitere Autos im Verkehr unterzubringen, sondern um die Veränderung des Nutzerverhaltens wie etwa Carsharing“, erklärte Stefan Gara, Projektleiter und Geschäftsführer der ETA Umweltmanagement GmbH.

Die Zielgruppen seien zum einen Pendler, aber auch die Stadtbewohner. Sie sollen Anreize bekommen, mehr auf die verschiedenen Angebote des öffentlichen Verkehrsnetzes sowie die neuen Möglichkeiten wie E-Autos, E-Bikes und E-Scooter umzusteigen. Dafür würde sich Gara auch eine „einheitliche Mobilitätskarte“ wünschen. Damit könnte etwa das E-Leihauto gemeinsam mit dem öffentlichen Verkehr genutzt werden.

E-Taxis in Eisenstadt

Ebenso in der Startphase befindet sich „Eisenstadt e-mobilisiert“. Das Projekt beinhalte mehrere Ansätze, wie Anton Gartner vom burgenländischen Energieversorger BEWAG erklärte. Neben Fuhrparks für Wohnbaugenossenschaften, Carsharing sowie dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur sollen auch E-Taxis zum Einsatz kommen.

Claudia Glechner, ORF.at

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