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„Turbo“ durch Wachstumsbeschleuniger

Mit einem übermäßigen Einsatz von Wachstumschemikalien haben chinesische Bauern ihre Wassermelonenernte ruiniert und die Früchte reihenweise zum Explodieren gebracht. Viele Felder in der östlichen Provinz Jiangsu seien mit geplatzten Melonen übersät, berichtete der staatliche Fernsehsender CCTV am Dienstag.

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In dem Bericht wurden die Melonen als „Landminen“ bezeichnet, die hektarweise explodierten. In der Umgebung der Stadt Danyang seien bis zu 45 Hektar der Ernte ausgefallen. Grund war laut Agrarexperten der Einsatz des Wachstumsbeschleunigers Forchlorfenuron, den die Bauern unsachgemäß während der Regenzeit und zu spät in der Saison versprüht hätten.

Nicht nur behandelte Früchte betroffen?

Wegen der hohen Preise für Wassermelonen im vergangenen Jahr seien viele Landwirte neu in den Markt eingestiegen. Die nun geschädigten Bauern hatten laut CCTV offenbar alle zum ersten Mal Forchlorfenuron verwendet.

Allerdings berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua, dass auch solche Früchte betroffen waren, die nicht mit dem Mittel behandelt worden waren: Von den 20 Bauern, die Samen aus Japan für den Anbau verwendet hatten, seien bei zehn die Früchte geplatzt. Mehr als zwei Drittel seiner Ernte seien unbrauchbar, so der Bauer Liu Mingsuo gegenüber der Agentur. Diese berichtete allerdings, er sei der Einzige gewesen, der den Wachstumsbeschleuniger verwendet habe.

Unförmig mit weißen Samen

Auf einem Großhandelsmarkt im nahe gelegenen Schanghai seien die meisten der angebotenen Wassermelonen offenbar ebenfalls mit der Chemikalie behandelt worden. Die Früchte seien deformiert und faserig und hätten weiße statt schwarzer Samen.

Die Regierung in Peking hat sich bereits besorgt über den weit verbreiteten und übermäßigen Einsatz von Farb- und Süßstoffen bei Lebensmitteln geäußert. Der Einsatz von Forchlorfenuron ist in China nicht verboten. In den USA wird es ebenfalls etwa für Trauben und Kiwis verwendet.

Regierung hat Problem erkannt

Dennoch warf der Bericht ein Schlaglicht auf den Missbrauch legaler und illegaler Pestizide und Düngemittel in der Landwirtschaft des Landes. Denn üblicherweise berichten die streng kontrollierten Medien kaum über Missstände im Land. In den vergangenen Monaten waren allerdings immer wieder Berichte über Lebensmittelskandale aufgetaucht – ein Indiz dafür, dass die Regierung tatsächlich die Problem ihrer Nahrungsmittelindustrie erkannt hat. Das mit Melamin verseuchte Milchpulver mit Hunderttausenden erkrankten und etlichen toten Kleinkindern war der bisher aufsehenerregendste Fall.

Feng Shuangqing, Universitätsprofessor an der Agraruniversität in Peking, sagte gegenüber CCTV, das Problem mit den Wassermelonen zeige, dass China seine Standards für den Chemieeinsatz in der Landwirtschaft klären und die Gesundheit der Konsumenten besser schützen müsse.

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