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Sexuelle Übergriffe schon vor Jahren?

Schon vor seiner Verhaftung ist IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn immer wieder wegen seines lockeren Umgangs mit Frauen und Geld in den Medien kritisiert worden. Die linke Zeitung „Liberation“ etwa zitierte ihn im April mit der Äußerung, drei Punkte könnten seine Präsidentschaftskandidatur belasten: „Geld, Frauen und mein Judentum.“

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Er räumte in dem Gespräch eine Schwäche für Frauen ein und kommentierte das mit einem lapidaren „Na und“. Bereits 2008 war Strauss-Kahn wegen einer Affäre mit einer früheren IWF-Mitarbeiterin in die Kritik geraten. Die Vorwürfe einer Hotelangestellten in New York wegen versuchter Vergewaltigung führten nun zur Verhaftung des IWF-Chefs. Aussagen des Zimmermädchens zufolge soll der 62-Jährige nackt über sie hergefallen sein.

Veröffentlichung „zu heikel“

Das Bekanntwerden brachte auch neue Vorwürfe gegen Strauss-Kahn zutage, die bisher verschwiegen worden waren. Nach der Verhaftung am Samstag meldete sich am Montag ein französischer Anwalt, der eine Beschwerde einer Klientin gegen Strauss-Kahn wegen eines sexuellen Übergriffs ankündigte, der sich schon vor neun Jahren ereignet haben soll. Die Frau ist laut französischen Medienberichten Patenkind von Strauss-Kahns zweiter Ehefrau und eine gute Freundin von Strauss-Kahns Tochter Camille.

Die Mutter der 31-Jährigen ist eine Abgeordnete der Sozialistischen Partei (PS), der auch Strauss-Kahn angehört. Sie bedauerte kürzlich, dass sie ihre Tochter damals von einer Klage gegen Strauss-Kahn abgehalten habe. „Meiner Tochter ging es sehr schlecht. Aber es wäre aus familiären Gründen zu heikel gewesen“, sagte sie der Zeitung „Paris Normandie“.

Ins Schlafzimmer gezerrt

Im Fall des New Yorker Zimmermädchens weist Strauss-Kahn über seinen Anwalt alle Vorwürfe zurück. Die Polizei schilderte nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN den Fall so: Das Zimmermädchen habe am Samstag gegen 13.00 Uhr Ortszeit die für 3.000 Dollar pro Nacht vermietete Luxussuite betreten - ohne zu wissen, dass sich dort jemand aufhielt. In diesem Moment sei Strauss-Kahn nackt aus dem Badezimmer gekommen, auf sie zugerannt und habe sie ins Schlafzimmer gezerrt. Dort habe er begonnen, sie zu attackieren.

Es sei ihr jedoch zunächst gelungen, ihn abzuwehren und wegzulaufen, sagte die 32-Jährige laut CNN der Polizei. Doch im Badezimmer habe Strauss-Kahn die Frau wieder erwischt und versucht, ihr die Unterhose herunterzureißen. Zudem soll er versucht haben, sie zu Oralsex zu zwingen. Es sei ihr aber gelungen, aus der Suite zu entkommen und zur Rezeption zu rennen. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Zum Tatzeitpunkt gibt es mittlerweile aber unterschiedliche Angaben. Die französische Zeitung „Liberation“ berichtete, dass Polizeiangaben zufolge der Tatzeitpunkt um 12.00 gewesen sein soll.

Handy brachte Polizei zu Strauss-Kahn

Den Polizeikreisen zufolge verließ Strauss-Kahn das Hotel Sofitel überstürzt und ließ dabei sein Mobiltelefon und andere persönliche Dinge zurück. Polizeisprecher John Grimpel sagte, die Beamten seien Strauss-Kahn auf die Spur gekommen, nachdem dieser kurz vor dem Abflug im Hotel angerufen habe, um nach seinem Handy zu fragen. Er habe den Hotelangestellten dann gesagt, wo er sei, damit sie ihm das Handy bringen könnten.

Polizisten holten Strauss-Kahn auf dem New Yorker Flughafen aus der ersten Klasse einer Air-France-Maschine - nur wenige Minuten vor dem Abflug nach Europa. Er habe keinen Widerstand geleistet und sei nicht in Handschellen abgeführt worden. Die Strauss-Kahn zur Last gelegten Delikte können in den USA mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft werden.

Ehefrau glaubt an Unschuld ihres Mannes

Die Frau von Strauss-Kahn ist von der Unschuld ihres Mannes überzeugt. „Ich glaube keine Sekunde lang den Anschuldigungen, die gegen meinen Mann erhoben werden“, hieß es in einer am Sonntag von Anne Sinclair veröffentlichten Erklärung. „Ich zweifele nicht daran, dass sich seine Schuldlosigkeit erweisen wird“, so Sinclair, die zudem zur Zurückhaltung in Zusammenhang mit den Vorwürfen aufrief, weiter.

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