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Mordserie gibt weiter Rätsel auf

Der Fund von Leichen und Leichenteilen von mittlerweile zehn Personen seit Dezember auf Long Island gibt den Ermittlern weiter Rätsel auf. Noch immer sind nicht alle Opfer identifiziert, und die Nachforschungen zu den getöteten Prostituierten ergaben kaum Hinweise. Doch laut US-Medienberichten gibt es erstmals so etwas wie eine heiße Spur: Und diese führt die Ermittler ausgerechnet zu Kollegen.

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Laut „New York Post“ stehen zwei Polizisten in Verdacht, mit den Morden in Verbindung zu stehen. Beide hatten Kontakt zu Prostituierten, berichtet die Zeitung. Einer der beiden wurde in den 90er Jahren suspendiert, nachdem seine Vorgesetzen herausgefunden hatten, dass er während der Dienstzeit bezahlten Sex mit Prostituierten und obdachlosen Frauen hatte.

Der zweite Polizist wurde in den Innendienst beordert, nachdem er bei einer verdeckten Ermittlung eine Prostituierte angegriffen hatte. Nach einer Beschwerde der Frau musste der Cop Marke und Waffe abgeben, gerichtlich wurde der Vorfall nicht verfolgt. Von den Behörden gab es zu den Berichten keinen Kommentar.

Insgesamt zehn Leichen

Ob einander die beiden Polizisten kennen, war unklar. Allerdings gehen die Behörden mittlerweile ohnehin von mehreren Tätern aus: Auf der Suche nach der 24-jährigen Shannan Gilbert, die seit Mai vergangenen Jahres spurlos verschwunden ist, war die Polizei im Dezember nahe der Ortschaft Oak Beach auf die Leichen von vier Prostituierten gestoßen. Auch Gilbert soll als Prostituierte gearbeitet haben. Ende März wurden vier weitere weibliche Leichen gefunden, von denen zwei noch nicht identifiziert sind. Medienberichten zufolge ergaben die Autopsien allerdings, dass Gilberts Leiche nicht darunter ist.

Als die Suche ausgeweitet wurde, entdeckte man schließlich Leichenteile eines Kleinkindes und eines Mannes. Zumindest diese beiden Fälle bringt die Polizei nicht mit den Morden an den Prostituierten in Verbindung. Bis zu vier unterschiedliche Täter hätten die zehn Leichen auf dem Gewissen, teilte die US-Justiz vergangene Woche mit.

Täter mit Insiderwissen

„Mittlerweile ist klar, dass die Gegend um Gilgo Beach für einige Zeit als Ablageplatz für sterbliche Überreste genutzt wurde“, sagte Bezirksanwalt Thomas Spota. „So geschmacklos und beunruhigend das auch ist, so gibt es keinen Beweis, dass alle Leichen das Werk eines Mörders sind.“

Auf die beiden Polizisten waren die Ermittler aufmerksam geworden, nachdem sie immer mehr zum Schluss gekommen waren, dass der oder die Täter kriminologisches Wissen haben müssen: An den Leichen gab es kaum verwertbare Spuren. Um die Prostituierten, die ihre Dienste über die Website Craigslist angeboten hatten, zu kontaktieren, wurde ein nicht nachverfolgbares Einweghandy verwendet.

Angehörige von Opfer angerufen

Mit dem Telefon eines der Opfer wurde deren Schwester mehrmals angerufen und verhöhnt. Wie die „New York Times“ berichtete, erhielt die Familie von Melissa Barthelemy kurz nach ihrem Verschwinden im Juli 2009 mehrere Telefonanrufe. „Glaubst Du, dass Du sie jemals wiedersiehst?“, fragte ein unbekannter Mann demnach Melissas jüngere Schwester Amanda.

Der Mann habe dann zugegeben, die 24-jährige Melissa, die als Prostituierte gearbeitet hatte, nach dem Sex ermordet zu haben. Insgesamt siebenmal habe sich der Mann gemeldet, schrieb die „New York Times“. Auch dabei wusste der Täter offenbar ganz genau, was er tun musste, um nicht erwischt zu werden.

Kaum konkrete Hinweise

Experten haben indes ein Profil des Täters erstellt: Weiß soll er sein und Mitte 20 bis Mitte 40, in einer Beziehung lebend, gebildet und finanziell abgesichert. Er hat also wohl einen Job und fährt ein teures Auto. Die einzigen konkreteren Hinweise: Möglicherweise sei er in einem Spital wegen einer Giftefeu-Vergiftung behandelt worden, die er sich bei Ablegen der Leichen im Unterholz zugezogen haben könnte. Und er hat beruflich Zugang zu Leinensäcken: Mehrere Leichen waren darin eingewickelt worden.

Parallelen zu Leichenfunden von 2006

Zumindest spekuliert wird immer noch über eine Verbindung der Fälle auf Long Island mit vier Frauenleichen, die 2006 in Atlantic City in New Jersey, also etwa 100 Kilometer südlich von New York, in unmittelbarer Nähe voneinander gefunden worden waren. Zwei der Frauen waren erwürgt worden, bei den anderen ließ sich die genaue Todesursache nicht mehr rekonstruieren. Sie wurden alle mit den Kopf Richtung Osten abgelegt, Schuhe und Socken fehlten. Auch bei ihnen handelte es sich um Prostituierte, und der Fall ist noch immer ungelöst. Obwohl die Behörden einen Zusammenhang dementieren, sehen Medien immer noch die Möglichkeit, dass es sich um denselben Täter handeln könnte.

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