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Gesellschaft im Wandel

Die „klassische“ Familie hat es vielleicht nie gegeben - allerdings entfernt sich unsere Gesellschaft nach wie vor weiter von der Vorstellung Vater-Mutter-Kind. Steigende Scheidungsraten, der Verzicht auf den Trauschein und die Bildung von Patchworkfamilien sind mittlerweile Realität, wie ein Blick in die Zahlen der Statistik Austria - anlässlich des Tages der Familie am Sonntag - zeigt.

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2010 gab es 1,068 Millionen Familien mit Kindern bis 27 Jahre, für die Unterhaltspflicht bestand. In rund 892.000 Familien bestand ein Paarverhältnis. In 176.500 Fällen lebte zumindest ein Kind mit nur einem Elternteil, lediglich bei 18.700 handelte es sich um Väter.

Gemeinschaft ohne Trauschein

Die Zahl der Alleinerziehenden war relativ stabil, während Lebensgemeinschaften ohne Trauschein - egal ob mit oder ohne Kinder - stieg. 1985 gab es insgesamt 73.000 Lebensgemeinschaften, 2010 waren es 333.000. Die Zahl der Ehepaare veränderte sich kaum und lag 2010 bei 1,706 Millionen.

An Patchworkfamilien wurden 2010 in Österreich 85.700 Familien mit „Stiefeltern-/Stiefkindbeziehungen“, wie es die Statistik Austria definiert, erfasst. Das waren 9,6 Prozent aller „Paarfamilien“. Bei 48.000 der „Patchworker“ waren die aktuellen Eltern verheiratet, rund 37.000 lebten in einer Lebensgemeinschaft. Da die Statistik Austria diese Familienform erst seit 2007 systematisch erhebt, gibt es hier allerdings noch keine Daten zur Entwicklung in den vergangenen Jahren.

Späte Hochzeiten

Doch wann wird der Sprung in eine Partnerschaft gewagt? Mit der ersten Freundin zogen Männer 2010 im Durchschnitt mit 23,9 Jahren zusammen, diese wiederum waren etwa 21,9 Jahre alt. Bis man sich dann - falls überhaupt - aufs Standesamt traute, verging wieder einige Zeit: beim ersten Mal mit 31,8 bzw. 29,1 Jahren. In den 70er Jahren war man mit knapp über 24 Jahren bei Männer und 21 bei Frauen am frühesten bereit für die Heirat.

Und älter werden auch die Mütter: 1984 bekamen Frauen durchschnittlich mit 23,8 Jahren ihr erstes Kind, 1994 mit 25,9 und 2009 mit 28,2 Jahren.

Viele Scheidungen

Mitte der 70er Jahre hatten noch rund 80 Prozent der Ehen Bestand. 2009 gingen 45,98 Prozent in die Brüche, was aber einen kleinen Rückgang gegenüber den fünf Jahren davor bedeutete. Das Rekordjahr war 1997 mit 49,47 Prozent.

Relativ konstant war überraschenderweise die Dauer der geschiedenen Ehen mit etwa zehn Jahren. Jeweils rund ein Viertel ging in den ersten fünf bzw. den nächsten fünf Jahren in die Brüche. Und immerhin zehn Prozent sagten einander nach 25 gemeinsamen Jahren Lebewohl. Das Märchen vom „verflixten siebenten Jahr“ ist offenbar wirklich ein solches. Die höchsten Scheidungsraten gibt es in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg, die geringsten in Tirol und Oberösterreich.

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