Versuch geht nach hinten los
Der Konkurrenzkampf zwischen Google und Facebook wird härter. Nun kam heraus, dass Facebook eine hochkarätige PR-Firma damit beauftragt hatte, eine Medienkampagne gegen Google zu fahren. Dabei ging es ausgerechnet um den Vorwurf, dass Google die Privatsphäre der Nutzer verletze.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der Versuch ging nach hinten los, als ein von der renommierten PR-Firma Burson-Marsteller angesprochener Blogger den E-Mail-Wechsel kurzerhand ins Internet stellte. Danach wurde zunächst gerätselt, ob Google-Konkurrenten wie Microsoft oder Apple dahinter steckten. Gegenüber dem „Newsweek“-Journalisten Dan Lyons bestätigte ein Facebook-Sprecher nun, dass das weltgrößte Onlinenetzwerk der Auftraggeber gewesen sei.
Facebook „besorgt“ über Googles Datenschutz
Facebook sei besorgt über den Datenschutz bei aktuellen Google-Aktivitäten im Bereich Soziale Netzwerke, lautet die Begründung für die Aktion. Zudem missbillige Facebook Googles Versuche, für eigene Dienste auf Daten des Onlinenetzwerks zuzugreifen, zitierte Lyons den Facebook-Sprecher auf der Nachrichtenwebsite The Daily Beast.
Vordergründiger Stein des Anstoßes ist dabei Googles im Jänner vorgestelltes Tool „Social Circle“, das Gmail-Nutzern nicht nur Informationen über ihre Freunde anzeigt, sondern auch von den Freunden ihrer Freunde. Burson argumentierte in einer E-Mail an Journalisten, dass Google persönliche Informationen von Millionen Nutzern ohne deren Zustimmung sammle, speichere und auswerte. US-Bürger müssten darauf aufmerksam gemacht werden, dass Google jede einzelne Minute jedes ihrer Tage katalogisiere und weiterverbreite, so Burson.
Von Bloggern bis zur „Washington Post“
Laut The Daily Beast versuchte die PR-Firma die Info bei verschiedenen Medien, darunter auch der „Washington Post“, und diversen Bloggern zu platzieren. Dazu bot Burson auch Hilfe beim Entwerfen des Artikels an. Als ein Blogger auf die Frage, wer Burson eigentlich für das offensichtliche Pushen der Geschichte bezahle, keine Antwort bekam, publizierte der Blogger schließlich den E-Mail-Wechsel.
Breiter bekannt wurde das Vorgehen, als die Bouvlevardzeitung „USA Today“ von den Versuchen der PR-Firma, negative Meldungen über Googles Umgang mit dem Datenschutz bei „USA Today“ und anderen Medien unterzubringen, berichtete. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht klar, wer hinter der Kampagne steckt. Mittlerweile haben laut Lyons sowohl Facebook als auch Burson das Vorgehen bestätigt.
Direkter Konkurrenzkampf
Der Streit zwischen den beiden Onlineschwergewichtern schwelt schon seit längerem. Im vergangenen Herbst versperrte Google Facebook den Zugang zur Auswertung von E-Mail-Adresslisten, um Druck auf Facebook auszuüben und das Unternehmen dazu zu bringen, seine eigenen Datenbestände zu öffnen. Facebook bietet Nutzern an, ihre Kontaktlisten bei großen E-Mail-Anbietern wie Yahoo und Hotmail zu durchsuchen, um schneller ihre Bekannten auch bei dem Sozialen Netzwerk zu finden - nicht jedoch bei Googles Gmail.
Mit seinen über 600 Millionen Nutzern wird Facebook inzwischen als besonders große Gefahr für Google gesehen. Google verdient sein Geld hauptsächlich mit Anzeigen im Umfeld von Internetsuchanfragen. Facebook setzt hingegen auf die Idee der „sozialen Suche“, bei der die Meinung von Bekannten eines Nutzers im Vordergrund steht. Kombiniert mit dem erklärten Ziel von Gründer Mark Zuckerberg, das gesamte Leben der Nutzer über Facebook zu vernetzen, könnte das Konzept Google erheblich unter Druck setzen.
Google will ebenfalls „sozial“ werden
Google gibt sich diesbezüglich nach außen hin ruhig, intern soll der Druck aber bereits hoch sein. So soll Google-Chef Larry Page seinen Mitarbeitern zuletzt gesagt haben, dass Soziale Netzwerke für Google heuer absolute Priorität hätten. 25 Prozent der jährlichen Prämie sollen vom Erfolg in diesem Bereich abhängen. Bisherige Versuche Googles, in dem Bereich nachhaltig Fuß zu fassen, sind gescheitert.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Facebook Google gerade in Sachen Datenschutz angreift. Das Soziale Netzwerk steht seit längerem in der Kritik, selbst zu freizügig mit Informationen über seine Nutzer umzugehen, vor allem gegenüber Werbekunden. Erst diese Woche wurde etwa eine Datenschutzlücke bekannt, über die Werbefirmen jahrelang unter Umständen Zugriff auf Nutzerdaten gehabt haben könnten.
Links: