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Heftige Kritik von Anlegern

Die Erste Group hat die Gagen der Aufsichtsräte verdoppelt. Das brachte der Bankspitze am Donnerstag bei der Jahreshauptversammlung heftige Kritik vonseiten kritischer Anleger ein. Von einem „unverschämten“ Antrag an die Aktionärsversammlung war etwa die Rede.

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Den 18 Aufsichtsratsmitgliedern zahlt die Bank für das Geschäftsjahr 2010 insgesamt eine Vergütung von 700.000 Euro, im Jahr davor waren es 350.000 Euro gewesen. Die Verdopplung wurde am Donnerstag beschlossen. Der kritische Investor Rupert-Heinrich Staller empörte sich, dass nicht die Dividende um 100 Prozent gestiegen sei, sondern die Aufsichtsratsgage. „Der Aufsichtsrat schlägt heute dem Fass den Boden aus.“ Staller sprach von einem „dreisten“ Schritt und einem „falschen und fatalen Signal“.

„Die Krise war gestern, die Gier ist heute“, so Staller. „Und wir sind die Ersten, wenn es um Gier geht, Herr Kessler, Frau Gürtler und Freunde“, beklagte er in Richtung der Aufsichtsräte im Wiener Austria Center. Die Bankergagen schnellen laut Staller wieder nach oben, „als ob es kein Morgen gäbe und kein gestern gegeben hätte“. Auch die Gage von Vorstand Andreas Treichl sprach er an. „Ich gönne Ihnen persönlich jeden Cent, aber ich will nicht, dass die Gier wieder fröhliche Urständ feiert.“ Staller erinnerte Treichl an dessen eigene kritische Aussagen über überzogene Bankerboni.

Treichl verteidigt sich

Treichl konterte, die Erste Group müsse international kompetitiv und attraktiv sein. „Ich weiß, eine Verdopplung der Aufsichtsratsbezüge von einem Tag auf den anderen ist hoch. Ich wusste, dass das auf massive Kritik stoßen wird.“ Im Vorfeld habe man das selber lange diskutiert. „Ich als Vorstand unterstütze das. Ich will, dass uns Leute über die Schulter schauen, die wissen, worüber wir reden, und hart arbeiten.“

Aufsichtsratsfunktionen seien heute wesentlich verantwortungsvollere Positionen als früher. Wilhelm Rasinger, selbst Kleinanlegervertreter und als solcher im Aufsichtsrat der Ersten, wollte sich auf APA-Anfrage zu dem Thema nicht äußern. „Dazu sage ich gar nichts.“

Fast 2,8 Mio. Euro für Treichl

Erste-Chef Treichl kassierte für 2010 dank eines wieder höheren Bonus eine Gage von 2,79 Mio. Euro, fast doppelt so viel wie im Krisenjahr davor. Er wisse, dass es angesichts leider Hunderttausender Menschen, die an der Armutsgrenze lebten, viele als schrecklich und völlig ungerecht empfänden, wie viel Banker verdienten.

Gerecht sei es auch nicht, dass der Rektor der Universität oder der Präsident des Verfassungsgerichtshof im Jahr verdienten, was er, Treichl, im Monat habe, oder dass der beste Marathonläufer ein Hundertstel von dem erhalte, was der beste Golfspieler bekomme, oder dass Volksmusikstars ein Mehrfaches der besten Opernsängerinnen kassierten. Gerechtigkeit habe da keinen Stellenwert.

„Faktum ist, dass wir im Bankgeschäft sehr viel verdienen und dass Banken in den letzten Jahren ihre Reputation ordentlich versaut haben“, so Treichl. Er selber zeigte sich stolz, Vorstandsvorsitzender der wertvollsten Firma im Land zu sein. Insgesamt gab die Erste 2010 für Vorstandsgagen 8,8 Millionen Euro aus.

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