Themenüberblick

Ausstellungen im Weltausstellungspalast

Das Grand Palais ist im Jahr 1900 für die Weltausstellung errichtet worden und sollte, wie der Eiffelturm, später abgerissen werden. Doch inzwischen ist das Palais zu einem der innovativsten Pariser Ausstellungsorte geworden. Nach einer zwölfjährigen Renovierungszeit, die 2007 beendet wurde, entschied sich die Stadt, jährlich einen Künstler zur Gestaltung einer Monumenta-Ausstellung im Palais einzuladen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Die Künstler erhalten eine ‚Carte Blanche‘, sie haben keine Vorgaben“, erklärte ein Mitarbeiter der Monumenta. Die Monumenta soll sich in die Riege wichtiger internationaler Veranstaltungen einreihen, für die neue Werke geschaffen werden. Das Motiv: Zeitgenössische Kunst mit der modernen Gesellschaft und ihren Herausforderungen zusammenzubringen.

Anselm Kiefer eröffnete Monumenta-Serie

Als erster Monumenta-Künstler wurde 2007 Anselm Kiefer ausgewählt. Er zeigte sieben Installationen, „Häuser“ genannt, drei monumentale Skulpturen und mehr als 75 weitere Werke. Die Schau widmete Kiefer den deutschsprachigen Dichtern Paul Celan (1920 - 1970) und Ingeborg Bachmann (1926 - 1973). Themen der Schau waren die Kosmogonie - die Entstehung des Weltalls - und der Sternenhimmel: Sujets, mit denen sich Kiefer seit Jahren künstlerisch auseinandersetzt.

Die „Häuser“ standen ganz verstreut in dem riesigen Palast. Unterschiedlich groß, glichen sie sich jedoch in ihrer Struktur. Fast alle Werke wurden eigens für die Ausstellung geschaffen. So auch der 17 Meter hohe Turm „Sternenfall“, nach dem Kiefer seine Monumenta-Schau benannte.

Richard Serras Promenade

2008 durfte der amerikanische Künstler Richard Serra, der mit seinen Großplastiken aus massivem Stahl die zeitgenössische Bildhauerei revolutionierte und immer wieder für Skandale sorgte, die Halle bespielen. Unter dem Titel „Promenade“ ragten im Rahmen seiner Ausstellung fünf 17 Meter hohe und vier Meter breite Stahlplatten unter der bis zu 60 Meter hohen Glaskuppel in die Höhe.

Installation in der Monumenta-Ausstellung 2008 in Paris

APA/EPA/Horacio Villalobos

„Ich habe eine Promenade geschaffen, bei der die Besucher Ruhe und Freude empfinden können“, so Richard Serra über seine Monumenta-Schau.

Serras Monumenta-Nachfolger im Jahr 2010 war der Franzose Christian Boltanski. Der Künstler schuf eine Installation aus Tonnen von Kleidern. Mehr als 200.000 abgetragene, verwaschene und alte Kleidungsstücke breitete er im Grand Palais aus: zum Teil als riesiger Haufen gestapelt, zum Teil zu Rechtecken angeordnet, über denen Neonlichter hingen und die an Kammern und Lager erinnern, an Orte wie Auschwitz und Dachau.

Verstorbene und verschwundene Menschen

Boltanskis Kunst kreist um verstorbene, verschwundene Menschen, um ihre Erinnerungen, ihre Lebensspuren, ihre Vergangenheit. So hat er sich lange Zeit auch der Fotografie bedient und Menschen in großer Zahl abgebildet. Doch seit einiger Zeit arbeitet er überwiegend mit Kleidern, weil an ihnen noch der Geruch der Personen haftet.

Installation in der Monumenta-Ausstellung 2010 in Paris

APA/EPA/Horacio Villalobos

Christian Boltanski wollte mit seiner Ausstellung bewusst Assoziationen zu Konzentrationslagern hervorrufen.

„Diese Rechtecke können an vieles erinnern, an Orte der Folter und der Qualen in Deutschland, Afrika oder anderswo. Sie sind für die Menschen die Hölle“, sagte der Künstler. Im Grand Palais waren es überwiegend Mäntel, die am Boden verteilt lagen. „Sie verkörpern am besten die Silhouette von Menschen“, erklärte Boltanski.

Im Jahr 2011 folgte Anish Kapoor auf Kiefer, Serra und Boltanski. Mit seiner Ausstellung „Leviathan“ schuf er die bisher größte Installation im Grand Palais.

Link: