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Mehr als nur Jetsetter und Erbe

Der deutsche Unternehmer, Fotograf und „ewige Playboy“ Gunter Sachs ist im Alter von 78 Jahren in seinem Chalet im Schweizer Gstaad tot aufgefunden worden. Seine Familie bestätigte den Tod des 78-Jährigen am Sonntagabend in einer Erklärung. Sie veröffentlichte auch den Abschiedsbrief des Fotografen, Kunstsammlers und Playboys, wie es „sein persönlicher Wunsch“ gewesen sei.

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„Er war eine einmalige Persönlichkeit, die stets gradlinig und mit Herz für seine Familie und Freunde da gewesen ist“, heißt es in der Mitteilung, die im schweizerischen Gstaad verbreitet wurde, wo Sachs unter anderem ein Haus besaß. Er habe erkannt, dass er „an der ausweglosen Krankheit A.“ erkrankt sei, schrieb Sachs in dem Abschiedsbrief, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. „Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten“, heißt es in dem Brief, der von Gunter Sachs unterschrieben ist.

Sachs verkörperte wie kein anderer die High Society der 60er Jahre. Er sagte selbst immer, dass es Lebemänner seines Kalibers nicht mehr gebe. Dass man ihn mit diesem Titel trotzdem immer noch belegte, schmeichelte ihm daher umso mehr. Doch der Unternehmersohn aus dem bayrischen Schweinfurt verstand sich vor allem als Künstler - sowohl was seinen Lebensstil anging als auch sein Engagement für Fotografie und Kunst. Zudem hatte er Seiten an sich, die dem Glamour-Image so gar nicht entsprachen.

Bardot nach Todesnachricht „zusammengebrochen“

Bekannt wurde Sachs unter anderem als Ex-Mann der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot. Ihr schrieb er noch Jahrzehnte nach der Scheidung gelegentlich. Die frühere Leinwanddiva sei „zusammengebrochen“, als sie vom Tod ihres Ex-Ehemannes informiert worden sei, hieß es am Sonntag. Sie habe auch nach der Scheidung „eine sehr enge Verbindung mit Gunter Sachs“ gepflegt. Die beiden hatten 1966 glamourös geheiratet, waren aber drei Jahre später schon wieder geschieden - die Leidenschaft war erloschen.

Gunter Sachs bei einer Gala

picturedesk.com/Jörg Carstensen

Eigentlich ein „Ein-Frauen-Typ“

Insgesamt dreimal sagte Gunter Sachs vor dem Standesamt Ja. Die Ehe mit Bardot war dabei die einzige geschiedene. Elf Jahre vor seiner Hochzeit mit dem französischen Filmstar hatte er seine erste Frau Anne-Marie Faure geheiratet. Sie starb drei Jahre später an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Der auf Schloss Mainberg geborene Erbe der Kugellager- und Motorenwerke Fichtel & Sachs war nach eigenen Angaben eigentlich ein „Ein-Frauen-Typ“ - seit rund 38 Jahren lebte er mit seiner dritten Ehefrau, dem ehemaligen schwedischen Fotomodell Mirja Larsson, in London.

Erfolgreich in den verschiedensten Metiers

Neben seinem Londoner Wohnsitz besaß Sachs ein Haus in Pully bei Lausanne am Genfer See und noch zahlreiche andere Wohnsitze. Untrennbar verbunden ist sein Name vor allem mit Saint-Tropez - vor der „Entdeckung“ durch Sachs ein Geheimtipp unter Künstlern, seither Synonym für eine Welt des Jetsets und einer längst untergegangenen Gesellschaftskultur. Das Erbe ermöglichte ihm, ein Leben nach eigenem Geschmack zu führen - und etwas daraus zu machen.

Erfolgreich war er in den verschiedensten Metiers. Schon während seines Mathematikstudiums in Lausanne entdeckte er sein Interesse für die Kunst und Fotografie. Er machte diese Liebe zum Zentrum seines Lebens, sammelte, fotografierte und filmte. Er war einst der Haus- und Hoffotograf der Modebibel „Vogue“. 1991 machte er etwa mit dem Bildband „Heldinnen“ mit dem Starmodel Claudia Schiffer auf sich aufmerksam.

Polizei bestätigt Suizid

Dank seiner Schlaflosigkeit gelang es ihm, seine beiden Leben erfolgreich zu kombinieren. Während andere sich tagsüber von den Partys in „Saint Trop’“ erholten, führte Sachs am Telefon seine Geschäfte, etwa für das Familienunternehmen Fichtel & Sachs AG. Auch machte er als Besitzer einer internationalen Kette von Modeboutiquen von sich reden. Aus seiner Leidenschaft für Astrologie schlug er ebenfalls Profit - sein umstrittenes Buch „Die Akte Astrologie“ war in den 90er Jahren ein Bestseller.

Die Erlöse aus den Verkäufen seiner Fotos flossen hingegen in eine Stiftung seiner Frau Mirja, die notleidenden Kindern in aller Welt hilft. Sachs hinterlässt drei Söhne. Die Sehnsucht nach einer Tochter blieb unerfüllt. Wie die Schweizer Polizei am Sonntag bestätigte, bereitete Sachs seinem Leben selbst ein Ende. Er soll sich am Samstag mit einer Pistole getötet haben.

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