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Familienmitglieder werden verhört

Mehrfach ist nach Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden spekuliert worden, der pakistanische Geheimdienst könnte von dessen Versteck in der Stadt Abbottabad gewusst haben. Doch offenbar verließ der Terrorpate sein Versteck nie. Dort war Bin Laden während des Einsatzes US-amerikanischer Spezialkräfte in der Nacht auf Montag erschossen worden.

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Eine der Ehefrauen des Getöteten soll im Verhör ausgesagt haben, Bin Laden habe sich während der vergangenen fünf Jahre ohne Unterbrechung in dem Anwesen aufgehalten. Laut Berichten von US-Medien verhört der pakistanische Geheimdienst ISI derzeit insgesamt drei Frauen, allesamt Ehefrauen des getöteten Extremistenführers, die bei der Kommandoaktion festgenommen worden waren.

„Er ging nie irgendwohin“

Die drei, darunter die 29 Jahre alte, aus dem Jemen stammende Amal Ahmed Abdul Fatah, wohnten gemeinsam mit Bin Laden in dem Anwesen rund 100 Kilometer von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad entfernt. Eine von ihnen sagte laut ABC News bei ihrer Befragung aus, Bin Laden habe sich fünf Jahre lang in zwei Zimmern, die er bewohnte, versteckt und diese nie verlassen. „Er benützte zwei Zimmer in einem Stockwerk", sagte Asad Munir, ein früherer Offizier des ISI, gegenüber ABC News. „Er ging nie irgendwohin.“

Frauen werden verhört

Laut seinen Aussagen würden die drei Ehefrauen Bin Ladens in Islamabad verhört – intensiv, aber ohne Einsatz von Gewalt, wie Munir versicherte. Den Frauen seien Fragebögen mit jeweils 20 Fragen vorgelegt worden, deren Reihenfolge laufend verändert werde. Danach würden die Antworten auf eventuelle Auffälligkeiten geprüft. „Um zu lügen, braucht man da also ein gutes Gedächtnis“, so der Offizier.

Kein Zutritt für US-Geheimdienst

Dem US-Geheimdienst, der eine Anfrage dahingehend gestellt haben soll, sei bisher kein Kontakt zu den Frauen gestattet worden. In Gewahrsam des ISI befindet sich laut Auskunft der pakistanischen Sicherheitsbehörden auch jene 13-jährige Tochter Bin Ladens, die aus nächster Nähe Zeugin der Tötung ihres Vaters geworden sein soll. Sie sagte laut Medienberichten von Mitte der Woche aus, die Männer der US-Spezialeinheit Navy SEALs, die das Anwesen gestürmt hatten, hätten den unbewaffneten Bin Laden erst festgenommen und anschließend erschossen. In offiziellen US-Angabe war von „Gegenwehr“ als Grund der tödlichen Schüsse die Rede gewesen.

Auch Frau verließ Versteck nicht

Außerdem würden sechs oder sieben weitere Kinder des Al-Kaida-Führers befragt. Die 29-jährige Ehefrau Bin Ladens habe im Verhör gesagt, auch sie habe den Gebäudekomplex, der in unmittelbarer Nähe einer Militärakademie liegt, während der letzten fünf Jahre kein einziges Mal verlassen, so der Sprecher der pakistanischen Armee, Athar Abbas, gegenüber dem US-TV-Sender CNN. Die Frau wurde bei der Militäraktion in der Nacht auf Montag verletzt.

Laut ihren Angaben lebte sie gemeinsam mit Bin Laden, acht seiner Kinder und fünf weiteren aus einer anderen Familie in dem Anwesen in Abbottabad. Die gebürtige Jemenitin ist die jüngste der laut CNN insgesamt fünf Ehefrauen des getöteten, 54-jährigen Al-Kaida-Führers. Insgesamt hatte Bin Laden 20 Kinder. Einer seiner älteren Söhne soll bei der Kommandoaktion des US-Militärs ebenfalls erschossen worden sein.

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