China investiert massiv in E-Mobilität
China ist derzeit der größte Hoffnungsmarkt der Automobilbranche, alleine 2011 sollen 12,5 Millionen PKWs zugelassen werden. Mit massiven Investitionen forciert Chinas Regierung im Kampf gegen Abgase, aber auch die Abhängigkeit von Ölimporten, Elektroautos. Bis 2020 sollen laut Fünfjahresplan fünf Millionen in China unterwegs sein.
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Wenn Vertreter der Autoindustrie beginnen, über China zu reden, bekommen sie fast feuchte Augen, zumindest fangen diese zu leuchten an. Schon seit einigen Jahren hat Chinas Automarkt alle anderen Staaten weit hinter sich gelassen, Tendenz weiter stark steigend. Ohne China wäre die Krise der Autoindustrie in Europa deutlich massiver für alle Beteiligten ausgefallen, und kein Hersteller kann es sich mittlerweile leisten, nicht in China vertreten zu sein und dort Geschäfte zu machen.
Derzeit haben 50 von 1.000 Chinesen ein Auto, im Zuge des zunehmenden Wohlstands wird der Bedarf noch steigen. Damit dieses Wachstum halbwegs verträglich mit Umwelt und Wirtschaft einhergeht, hat Chinas Regierung ein Förderprogramm für Elektronautos ins Leben gerufen, berichtete der Chef von VW China, Karl-Thomas Neumann, am 32. Internationalen Wiener Motorensymposion im Mai.
Bis zu 14.000 Euro Zuschuss pro Auto
Der aktuelle Fünfjahresplan sieht bis 2020 fünf Millionen Elektrofahrzeuge auf Chinas Straßen vor. Zur Erreichung dieses Ziels gibt es in sechs von insgesamt 25 Demostädten gezielte Förderungen für den Kauf eines privaten E-Autos: Von der Regierung gibt es bis zu 6.500 Euro, von den lokalen Behörden nochmal bis zu 7.500. In allen 25 Städten gibt es bis zu 14.000 Euro für öffentliche Fahrzeuge. Der durchschnittliche Lohn eines Bewohners von Schanghai beträgt 8.000 Euro - im Jahr.
In Shenzhen etwa sieht der dortige Plan 222 vor, dass bis 2012 rund um die Stadt Shenzhen 200 Schnellladestationen, 2.000 Ladestationen mit mittlerer Geschwindigkeit und 20.000 konventionelle Ladestationen eingerichtet werden sollen. „Und die Chinesen schaffen das auch“, wie ein Symposionsteilnehmer mit einem spürbaren Anflug von Neid anmerkte. Shenzhen will 2012 34.000 Fahrzeuge verschiedener Gattungen elektrifiziert sehen, darunter 2.500 Regierungsfahrzeuge und 25.000 private Pkws.
Harte Obergrenzen für Verbrauch
Chinas Regierung hat sich ehrgeizige Ziele für die Verbrauchsreduzierug der Autos gesetzt. In der aktuellen Phase II gelten die Grenzwerte noch für ein Modell, in Phase III (2012 bis 2015) darf die ganze Flotte nur noch sieben Liter auf 100 Kilometer brauchen. In Phase vier ist ab 2015 dann eine Senkung des Maximalverbrauchs inklusive Fahrzeugen mit Alternativantrieben auf 5,9 Liter geplant. Das sei nur mehr mit E-Antrieben erreichbar, so Neumann.
Wachstum „atemberaubend“
Neumann selbst hat keinerlei Zweifel, dass China diese ambitionierten Ziele erreichen wird: Nicht nur seien die Chinesen aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien, „der politische Wille in China ist enorm“. Entsprechend sei das Wachstumspotenzial, das Wachstum von E-Autos sei in China „atemberaubend.“
Ob die Chinesen E-Autos deswegen eher als Europäer annehmen, sei schwer zu beantworten, so Neumann. Er verwies jedoch auf die regelmäßigen Fahrverbote für Verbrennungsmotoren, von denen E-Autos nicht betroffen sind. Auf der Suche nach individueller Mobilität bleibt den Chinesen auf lange Sicht wohl keine andere Wahl, als zum E-Auto zu greifen.
Nadja Igler, ORF.at
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