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13-jährige Tochter sah Bin Laden sterben

Eine Tochter von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden hat laut pakistanischen Medienberichten die Erschießung ihres Vaters durch US-Spezialkräfte hautnah miterlebt.

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Wie die Zeitung „The News“ am Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise in Pakistan berichtete, wurde Bin Laden nach Aussage des 13-jährigen Mädchens bei der Kommandoaktion in der Stadt Abbottabad zunächst lebend gefasst und wenig später vor den Augen seiner Familie erschossen. Die Leiche sei von den Amerikanern abtransportiert worden. Sollten sich die Angabe der Tochter Bin Ladens als richtig herausstellen, könnte das US-Präsident Barack Obama unter Druck setzen. Bereits jetzt gibt es vor allem international teils deutliche Zweifel an der US-Darstellung, der Terrorpate habe nicht lebend festgenommen werden können.

Zweite Person mitgenommen

Nach Aussage der Tochter sei eine zweite Person von den US-Truppen in einem Hubschrauber mitgenommen worden, berichtete „The News“. Dabei soll es sich um einen Sohn Bin Ladens gehandelt haben. Unklar sei allerdings, ob dieser zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war.

Dem Bericht zufolge befindet sich die Tochter mit anderen Familienmitgliedern in der Hand der pakistanischen Behörden. Darunter seien zwei Frauen und sechs Kinder im Alter zwischen zwei und 13 Jahren sowie weitere, nicht näher benannte Personen. Pakistanische Sicherheitskräfte hätten nach Ende des US-Einsatzes insgesamt 16 Menschen lebend und mit gefesselten Händen in dem Haus angetroffen.

Der TV-Sender al-Arabija berichtete zudem unter Berufung auf pakistanische Geheimdienstquellen, die Familienangehörigen seien nach Rawalpindi in der Nähe der Hauptstadt Islamabad gebracht worden. Sie seien jetzt im dortigen Militärspital in Behandlung.

„Er war nicht bewaffnet“

Bereits am Vortag hatte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, die bisherige Darstellung der Kommandoaktion teils grundlegend revidiert. Vor allem räumte Carney ein, dass Bin Laden beim nächtlichen Überfall in seinem pakistanischen Versteck nicht bewaffnet gewesen sei: „Er war nicht bewaffnet“, sagte Carney. Er habe sich aber auf andere Weise gewehrt, sagte Carney, ohne Einzelheiten zu nennen. Zudem seien andere Männer in dem Anwesen bewaffnet gewesen und hätten Widerstand geleistet.

Bin Laden sei bei einem „unberechenbaren Schusswechsel“ ums Leben gekommen. Carney bekräftigte, das Ziel des Einsatzes sei die Festnahme und nicht die Tötung Bin Ladens gewesen. Wegen des „großen Widerstandes“ sei der Al-Kaida-Chef aber erschossen worden.

„Bedrohliche Bewegungen“

Wie CIA-Chef Leon Panetta am Dienstagabend (Ortszeit) sagte, wäre das US-Team angehalten gewesen, Bin Laden gefangen zu nehmen, wenn er „seine Hände hochgenommen, sich ergeben und anscheinend keine Art von Bedrohung dargestellt“ hätte. Aber es habe einige „bedrohliche Bewegungen" gegeben,"und das ist der Grund, warum sie feuerten“, so Panetta. „Ich glaube nicht, dass er (Bin Laden) eine Menge Zeit hatte, etwas zu sagen“, fügte der CIA-Direktor hinzu.

Das Weiße Haus ruderte auch bei der angeblichen Tötung einer Ehefrau Bin Ladens zurück. Anders als zunächst mitgeteilt sei die Frau mit einem Schuss ins Bein verletzt worden, sagte Carney. Die Frau habe sich in demselben Zimmer befunden wie Bin Laden und sei auf die US-Soldaten zugestürmt. Damit rückte Washington auch von der Version von Anti-Terror-Berater John Brennan ab, wonach die Frau als menschlicher Schutzschild missbraucht und so getötet worden sei.

Insgesamt fünf Tote

Bei der Kommandoaktion wurden nach Angaben des Weißen Hauses neben Bin Laden vier weitere Menschen getötet. Zwei Kuriere des Terrornetzwerks und eine Frau seien im ersten Stock des Hauptgebäudes getötet worden, während sich der Terrorchef und seine Angehörigen im zweiten und im dritten Stock aufgehalten hätten, sagte Carney. Bei dem fünften Getöteten handle es sich vermutlich um einen Sohn Bin Ladens.

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