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„Pakistan wollte das vertuschen“

Fünf, sechs Jahre lang dürfte Al-Kaida-Chef Osama bin Laden bereits in jenem Haus nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, in dem er nun getötet wurde, unbehelligt von Störungen gelebt haben, sagte US-Anti-Terror-Chef John Brennan gegenüber CBS. Kontakte zur Außenwelt scheint es nicht gegeben zu haben, untätig war Bin Laden allerdings nicht.

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Es habe mehrere Video- und Audioaufnahmen gegeben, so Brennan. Zudem soll Bin Laden mit einigen hochrangigen Al-Kaida-Männern in Kontakt gewesen sein. Interessant ist die Frage, wie sich Bin Laden so lange verstecken konnte, ohne entdeckt zu werden, und welche Unterstützung er von außerhalb der Anlage erhielt. Die Stadt Abbottabad liegt nur etwa 100 Kilometer von der pakistanischen Hauptstadt entfernt und gilt bei pakistanischen Militärs als beliebter Ruhesitz.

„Nicht auf unserem Radar“

Unter Sicherheitsexperten gibt es starke Zweifel, dass sich Bin Laden in Pakistan ohne Wissen von Geheimdiensten und anderen Behörden des Landes aufhalten konnte. „Die pakistanische Regierung wusste immer, dass er da ist, aber wollte das vertuschen“, sagte Afghanistans ehemaliger Handelsminister Mohammad Amin Farhang am Dienstag in Kabul dem Deutschlandfunk am Telefon.

Im BBC-Interview sagte ein Vertreter des pakistanischen Geheimdienstes ISI, dass das Anwesen 2003 bereits untersucht worden sei. Seither „war es nicht auf unserem Radar“, so der Beamte.

Pakistanische Soldaten vor dem Gebäude in Abbottabad (Pakistan), in welchem Osama bin Laden getötet wurde.

Reuters/Faisal Mahmood

In diesem Haus in der pakistanischen Stadt Abbottabad lebte Bin Laden.

Hinweise aus Guantanamo

Bin Laden war jahrelang im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet gesucht worden. Der US-Geheimdienst CIA war bis zuletzt nicht völlig sicher, ob Bin Laden tatsächlich in diesem Anwesen lebte, berichtete das „Wall Street Journal“. CIA-Chef Leon Panetta hatte für diese Operation in einem Geheimtreffen mit Kongressabgeordneten mehreren zehn Millionen Dollar beantragt und erhalten, um die kostspielige Beschaffung von Geheimdienstinformationen über das Anwesen zu finanzieren.

Aus Angst vor Verrat hielten die USA die Kommandoaktion zur Tötung Bin Ladens geheim. Die pakistanischen Behörden seien nicht informiert worden, weil sie Bin Laden hätten „vorwarnen“ können, so Panetta gegenüber dem US-Magazin „Time“.

Identität von Informanten gelüftet?

Ein Bin Laden nahestehender Kurier soll die USA an den Al-Kaida-Chef herangeführt haben. CNN-Informationen zufolge könnte es sich dabei um den Kuwaiter Abu Ahmed handeln. Seit 2007 wurde laut USA versucht, dessen Wege bis zu Bin Ladens Anwesen zu verfolgen. Hinweise von Inhaftierten im US-Gefangenenlager Guantanamo sollen die USA auf die Spur des Kuriers gebracht haben.

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