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Wahlversprechen nicht eingelöst

Isländische Fischer haben am Montag Alarm geschlagen. Auf einem entlegenen Strand in Island entdeckten sie einen Eisbären. Das Tier dürfte von Grönland vermutlich auf einer Eisscholle bis nach Island getrieben sein. Die Behörden reagierten rasch. Schon am nächsten Tag wurde der Abschuss gemeldet. Damit muss Island weiter auf ein Wahlversprechen warten.

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Von einem Helikopter aus sei es gelungen die rund vier Jahre alte Bärin zu erlegen, erklärte die Umweltbehörde (Umhverfisstofnun) in einer Aussendung. Man habe sich für den Abschuss entschieden, weil es wegen des nebligen Wetters nicht möglich gewesen sei, das Tier ständig im Auge zu behalten.

Abschuss laut „Aktionsplan“

Die Behörde rechtfertigte die Tötung der Bärin in der unter Küstenwache, Polizei und Jägern koordinierten Aktion damit, dass es nicht möglich gewesen sei, das Tier ohne Gefährdung von Menschen lebend zu fangen. Zudem hielten sich in dem Gebiet, der Halbinsel Hornstrandir im Westen der Insel immer wieder Wanderer auf, die durch den Bären gefährdet worden wären.

„Die Operation wurde gemäß dem Aktionsplan zur ‚Ankunft von Eisbären auf Island‘ ausgeführt“, hieß es in der Aussendung. Der Kadaver sei bereits unterwegs in die Hauptstadt Reykjavik, wo er dem Naturhistorischen Institut übergeben wird.

Seltene Ankunft

Seit Menschengedenken sind erst 500 Eisbären in Island gesichtet worden. Im Vergleich dazu werden jedes Jahr weltweit 800 Bären abgeschossen.

Die Bärin war bereits der vierte Eisbär, der sich in den vergangenen zwei Jahren aus Grönland kommend nach Island verirrt hatte. Forscher rechnen damit, dass die früher extrem seltenen Eisbärenbesuche auf Island infolge der Klimaerwärmung und des höheren Aufkommens von abgebrochenen Eisschollen in den kommenden Jahren zunehmen werden.

Zoo muss weiter auf Eisbären warten

Der Abschuss hat aber auch ein großes Wahlversprechen platzen lassen. Der Reykjaviker Bürgermeister und Komiker Jon Gnarr hatte 2010 im Wahlkampf neben offener statt heimlicher Korruption, kostenlosen Handtüchern für alle Schwimmbäder auch die Errichtung eines Geheges als vorübergehendes Asyl für gestrandete Eisbären versprochen. Dort sollen sie aufgepäppelt werden, bevor sie wieder in die Heimat überstellt werden.

Oberbürgermeister von Reykjavík Jon Gnarr

Reuters/Brendan McDermid

Jon Gnarr versprach im Wahlkampf einen Eisbären für den Zoo.

Tierschützer zeigten sich von den Plänen der Besten Partei begeistert. Zudem würde ein Eisbär - so der Hintergedanke - wieder neue Besucher in den Zoo locken und damit auch mehr Geld in die leeren Kassen spülen. Gnarr reagierte auf die Nachricht über die Erlegung der Eisbärin in einem Interview mit dem Portal Visir.is mit „Bedauern“.

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