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„Auf meinen Befehl“

US-Präsident Barack Obama hat Sonntagabend (Ortszeit) in einer live im TV übertragenen Rede die Tötung von Osama bin Laden bestätigt. Vergangene Woche habe er Spezialkräfte beauftragt, „ihn der Gerechtigkeit zuzuführen“. Bin Laden sei in einer gezielten Aktion nach einem Feuergefecht getötet worden, seine Leiche befinde sich in US-Gewahrsam.

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US-Spezialeinheiten hätten die Operation in Pakistan am Sonntag gestartet und erfolgreich beendet, sagte Obama. Bin Laden sei bei einem Gefecht getötet worden. Die US-Einheit habe anschließend seinen Leichnam sichergestellt.

Wörtlich sagte Obama: „Auf meinen Befehl haben heute die Vereinigten Staaten eine gezielte Operation gegen einen Gebäudekomplex in Abbottabad, Pakistan, durchgeführt. Ein kleines Team von Amerikanern mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und Mut führte die Operation aus. Sie bemühten sich, zivile Opfer zu vermeiden. Nach einem Feuergefecht töteten sie Osama bin Laden und stellten seinen Leichnam sicher.“

US-Präsident Barack Obama

AP/Pablo Martinez Monsivais

Obama verkündet seinen bisher wichtigsten außenpolitischen Erfolg.

USA „nie im Krieg mit dem Islam“

Obama sprach vom „bisher größten Sieg unserer Nation im Bemühen, Al-Kaida zu besiegen“. Die USA hätten im vergangenen August die Spur des Terroristenführers aufgenommen. Vergangene Woche habe er für die Operation in Pakistan gegen Bin Laden grünes Licht gegeben. „Die USA werden nie in einen Krieg mit dem Islam treten. Bin Laden war kein Muslimführer, er war ein Massenmörder“, sagte Obama. Obama selbst machte kaum Angaben über die genauen Umstände der militärischen Aktion außerhalb von Islamabad.

Erfolg für Obama

Der Tod bin Ladens gilt als großer Erfolg für Obama. Nach seinem Amtsantritt hatte er den Schwerpunkt des Anti-Terror-Kampfes auf Afghanistan gelegt und die US-Truppenstärke dort stark erhöht. Obama hatte seinem Vorgänger im Wahlkampf vorgeworfen, nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 nicht entschlossen genug in Afghanistan gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida vorgegangen zu sein und die Chance ausgelassen zu haben, Bin Laden dort aufzuspüren.

Erleichterte Reaktionen

Politiker weltweit reagierten am Montag mit Erleichterung auf den Tod Bin Ladens. „Osama bin Laden war verantwortlich für die schlimmsten terroristischen Gräueltaten, die die Welt je gesehen hat - für den 11. September und für so viele Anschläge, die Tausende Menschenleben gekostet haben, davon viele britische. Es ist ein großer Erfolg, dass er gefunden worden ist und nun nicht mehr in der Lage sein wird, seine Kampagne des weltweiten Terrors zu verfolgen“, sagte der britische Premierminister David Cameron.

Das französische Präsidialamt sieht im Tod Bin Ladens ein „großes Ereignis im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus“. Der italienische Außenminister Franco Frattini feierte den Tod des Al-Kaida-Chefs als einen „großen Sieg für die USA und für die ganze internationale Gemeinschaft“ im Kampf gegen den Terrorismus. Es sei ein Sieg der freien und demokratischen Welt über das Böse, so Frattini am Montag in Rom.

Auch Israel begrüßte die Aktion. „Israel ist nach der Liquidierung Bin Ladens in Freude mit dem amerikanischen Volk vereint“, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag mit. Afghanistans Präsident Hamid Karzai wertet den Tod Bin Ladens als einen Warnschuss für die radikalislamischen Taliban. „Die Taliban müssen ihre Lektion daraus lernen“, sagte Karzai am Montag bei einer Pressekonferenz. „Die Taliban sollten Kämpfe unterlassen.“

Seit 2001 vergebliche Suche

Der ehemalige US-Präsident George W. Bush gratulierte Obama zum Tod von Bin Laden. Bush sprach am Sonntagabend von einem „bedeutenden Erfolg“. „Der Kampf gegen den Terror geht weiter, aber heute Nacht hat Amerika eine unmissverständliche Nachricht ausgesandt“, so Bush in seiner Erklärung. „Ganz gleich, wie lange es dauert, der Gerechtigkeit wird Genüge getan.“

Auch Bushs Vorgänger Bill Clinton beglückwünschte die US-Regierung. „Ich gratuliere dem Präsidenten, dem nationalen Sicherheitsteam und den Mitgliedern unserer Armee dafür, dass sie Osama bin Laden nach über einem Jahrzehnt mörderischer Al-Kaida-Attacken zur Rechenschaft gezogen haben“, schrieb Clinton an das Weiße Haus.

US-Präsident Bush (2001 bis 2009) hatte sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 jahrelang vergeblich bemüht, Bin Laden aufzuspüren. Dieser hatte sich immer wieder in Video- und Audiobotschaften zu Wort gemeldet und seine Anhänger zum „Dschihad“ gegen den Westen aufgerufen. 2007 hatten die USA ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar auf Bin Laden ausgesetzt. In jüngster Zeit war es aber still um Bin Laden geworden, als Sprachrohr des Terrornetzwerks fungierte sein Stellvertreter Aiman al-Sawahiri.

9/11: Fast 3.000 Tote

Bin Laden wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht, bei denen fast 3.000 Menschen starben. Die weltweite Fahndung nach ihm blieb erfolglos, er wurde in Verstecken in Pakistan und Afghanistan vermutet.

Sein Tod wird die Frage nach der künftigen Führung von Al-Kaida aufwerfen und dürfte auch Auswirkungen auf die US-Außen- und -Sicherheitspolitik haben, die seit zehn Jahren vom weltweiten Kampf gegen den Terrorismus geprägt ist. Gleichzeitig dürften allerdings Befürchtungen wach werden, dass Al-Kaida den Tod ihres Anführers rächen könnte.

Die USA machen Bin Laden auch für weitere Anschläge vor dem 11. September 2001 verantwortlich, darunter die Attentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1996, bei denen mehr als 200 Menschen starben, und der Angriff auf den US-Zerstörer „Cole“ im November 2000 im jemenitischen Aden mit 17 Toten.

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