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Die Modesünden und Trends der Hochzeit

Die Welt schwärmt vom atemberaubenden Outfit der Middleton-Schwestern und von britischem Modedesign. Andere machen jedoch mit Geschmacksverirrungen auf sich aufmerksam. Lästeropfer Nummer eins: Prinzessin Beatrice mit einem Hut-Ungetüm auf dem Kopf.

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Jemand musste das Klischee vom fragwürdigen britischen Modegeschmack ja hochhalten. Bei der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton kam diese Ehre Prinzessin Beatrice (22) zu. Kaum hatte die Cousine des Bräutigams vor der Trauung ihren Fuß auf den Boden vor der Westminister Abbey gesetzt, fing der Spott schon an. Ihr Hutmodell vom irischen Stardesigner Philip Treacy erinnerte eher an eine Brezel als an königlichen Kopfschmuck, fanden viele.

Prinzessin Beatrice und ihre Schwester Eugenie

APA/EPA/Ian Langsdon

Prinzessin Beatrice (r.) und ihre Schwester Eugenie

Facebook als Spott-Hauptquartier

Nicht nur Modekritiker schlugen die Hände über den Köpfen zusammen. Auch im Internet avancierte Beatrice - die Tochter von Prinz Andrew und Sarah Ferguson - zum Lästeropfer Nummer eins. Auf Facebook machten sich Zehntausende über ihren „lächerlichen königlichen Hochzeitshut“ lustig. Die zu einer Schlaufe geformte blassrosa Hutkreation wurde mit Elchgeweihen, Innereien und außerirdischen Wesen verglichen. „Das hässlichste Ding, das ich je gesehen habe“, und „Eine Kreuzung aus einem Ausrufezeichen und einem Insekt“, mokierten sich Nutzer.

Die arme Beatrice, hatte sie doch zuletzt extra abgenommen. Einziger Trost: Ihrer Schwester Eugenie erging es mit dem Urteil der Kritiker nicht viel besser: „Kann das wirklich ein Vivienne-Westwood-Kleid sein?“, lästerten Zeitungen über das blaue Kleid, das sich unvorteilhaft über ihrem Körper blähte. Ihr Ruf vom „hässlichen Schwesternduo“ war nach der Hochzeit wohl kaum besser. Der Verweis auf die Geschmacksverfehlungen ihrer Mutter „Fergie“ blieb selbstverständlich nicht aus.

Tragen bald alle Vogelnester auf dem Kopf?

Auch wenn sich manche bei der Wahl ihres Kopfschmucks vergriffen, einigten sich Kommentatoren am Tag nach der Hochzeit grundsätzlich: „Der Hut ist zurück.“ Allerdings hat er sich leicht verschoben: Statt auf dem Kopf rutscht er nach vorne über die Stirn und verdeckt falls nötig das Gesicht - zu sehen etwa bei Victoria Beckham und „It-Girl“ Tara Palmer-Tomkinson, die noch unter den Folgen einer missglückten Nasen-Schönheitsoperation leidet.

David und Victoria Beckham

APA/EPA/Ian Langsdon

David Beckham und seine Frau Victoria

Weitergehen dürfte nach der Londoner Hochzeit auch der Erfolgsflug des „Fascinators“ - des kleinen Federhütchens, das außerhalb des Königreichs schon als Vogelnest missinterpretiert wurde. Kate Middleton selber gehört zu den Liebhaberinnen des typisch britischen Hochzeitsaccessoires.

Bunte Männer entzücken Designer

Was bleibt modisch noch vom royalen Auflauf in der Abbey? Stilettos in „nude“, einem fast hautfarbenen Rosa, sagte Liz Jones von der Zeitung „Daily Mail“ voraus, nachdem zahlreiche Damen darin anstöckelten. Spitze mit Blumenranken ist sowieso im Trend, dürfte sich aber bald an noch mehr weiblichen Armen entlangschlängeln.

Selbst die Männer konnten dazulernen. William habe in seinem roten Uniformrock so schneidig ausgesehen, dass sich einige Männer daran erinnern könnten, wie gut ihnen Farben stehen. „Es ist super, so viele Männer in farbenfroher Kleidung zu sehen“, meinte Designer Patrick Grant.

Hoffen auf Kate als Werbeträgerin

Ob sich die britische Exzentrik nach der Hochzeit tatsächlich weiter in der Welt verbreiten wird, bleibt zu beobachten. Designer hatten sich aber gleich nach der Verlobung von William und Kate große Chancen für die insulare Modebranche ausgemalt, da Kate schon länger als Stilvorbild galt. Designerin Sarah Burton vom Label Alexander McQueen, die das „Hochzeitskleid des Jahrhunderts“ gemacht hat, dürfte ihre Ideen demnächst in den Schaufenstern der Billigketten wiederfinden.

Im Internet machte sich der Middleton-Trend schon bemerkbar. Die Modeseite Shopstyle.co.uk berichtete von einem sprunghaften Anstieg an Suchanfragen mit „McQueen“. Modeeinkäuferin Sarah Bush ist sich sicher: „In der Sommersaison werden wir eine Welle von Middleton-Looks mit Hochzeitskleidern aus weißer Spitze und Satin sehen.“ Im Londoner Geschäft von Alexander McQueen war es am Samstag allerdings noch ruhig. Der Ansturm auf den Shop blieb vorerst aus - was wohl auch an den Preisen in vierstelliger Höhe liegen dürfte.

Annette Reuther und Britta Gürke, dpa