Japans Häfen erst gemieden
Die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima war auch für die internationale Frachtschifffahrt nicht ohne Folgen. Unmittelbar nach dem Unglück im Atomkraftwerk Fukushima I Mitte März mieden Reeder die größten Häfen an der Ostküste Japans aus Angst, ihre Schiffe, Ladungen und Mannschaften könnten verstrahlt werden.
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Noch Wochen später, Ende April, kündigte Japan an, seine Überseeschiffe auf erhöhte radioaktive Belastung zu testen. Das solle, sagte Transportminister Akihiro Ohata, Befürchtungen im Ausland endgültig ausräumen. Dazu würden im Zuge der Tests auch Zertifikate mit den genauen Messwerten ausgestellt. Gleichfalls sollte das Meerwasser, das zur Stabilisierung zugeladen wird, untersucht werden. In Europa hatte zuvor die EU-Kommission Kontrollen für japanische Schiffe gefordert. In den USA wurden bereits Tests durchgeführt.
„Japan gegenüber verpflichtet“
Immerhin laufen inzwischen die wichtigsten Frachtgesellschaften mit ihren Schiffen Japan wieder an. Die dänische Reederei Moller-Maersk, mit ihren Maersk Line das größte Containerschifffahrtsunternehmen der Welt, erklärte in einer Presseaussendung, sie fühle sich „ihrem Japan-Geschäft gegenüber verpflichtet - nicht zuletzt um Japans Bevölkerung und Regierung zu helfen, die Versorgung und den Wiederaufbau des Landes sicherzustellen. Solange es für die Mannschaft sicher ist, wird Maersk Line japanische Häfen anlaufen.“ Die deutsche Hapag-Lloyod hatte bereits Ende März angekündigt, Häfen an der Küste rund um die japanische Hauptstadt Tokio wieder planmäßig anzusteuern.
Angst um Crews und Ladungen
Zuvor war einigen Reedern das Risiko für Ladungen, Crews und die Millionen Euro teuren Cargo-Schiffe selbst zu groß gewesen. Nach dem Reaktorunglück als Folge des Erdbebens bzw. Tsunamis Mitte März hatte auch Hapag-Lloyd die Häfen von Tokio und Yokohama vorerst aus dem Fahrplan gestrichen. „Bei uns kommt Sicherheit vor allem anderen“, sagte damals Eva Gjersvik, Pressesprecherin der Gesellschaft. Auch die Hamburger Reederei Claus-Peter Offen stellte die Route ein, ebenso die Frachtgesellschaft OOCL mit Sitz in Hongkong. Teils weigerten sich die Cargo-Unternehmer auch, Container, die auf dem Landweg in Japan unterwegs waren, zurückzunehmen.
Verstrahlte Schiffe nichts mehr wert
Woher die Angst kam, erklärte Basil M. Karatzas, Direktor für Projekte und Finanzen bei Compass Maritime Services in New Jersey, Ende März gegenüber der „New York Times“. Einmal verstrahlte Schiffe seien praktisch nicht mehr als Alteisen, sagte er. Der Grund: Sie und ihre Container würden auf Jahre in jedem Hafen gesonderte Kontrollen durchlaufen müssen und das kostet Zeit – etwas, das Frachtgesellschaften nicht haben. Pläne würden durcheinanderkommen, Auftraggeber die Schiffe betroffener Gesellschaften daher meiden.
Auslöser der Bedenken war, dass Mitte März im chinesischen Hafen von Xiamen an einem Containerfrachter der japanischen Schifffahrtsgesellschaft Mitsui O.S.K. erhöhte Strahlenwerte gemessen wurden und das Schiff unter Quarantäne gestellt wurde. Der Frachter sei zuvor mindestens 120 Kilometer vom beschädigten AKW Fukushima I entfernt die japanische Küste entlanggefahren, berichtete damals die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
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