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Auch Ausländer unter Opfern

Bei der Explosion in einem Kaffeehaus der marokkanischen Stadt Marrakesch hat es sich um einen Terroranschlag gehandelt. Das teilte das Innenministerium am Donnerstag nach Auswertung der ersten Beweismittel vom Tatort mit. Über die mutmaßlichen Hintermänner gab es zunächst keine Angaben.

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Bei dem Attentat kamen 16 Menschen ums Leben, etwa 25 wurden verletzt. Unter den Opfern sind Medienberichten zufolge auch ausländische Touristen. Unter den Opfern seien „mehrere Touristen“, sagte ein Vertreter der Präfektur von Marrakesch. Er ließ dabei aber offen, ob sie unter den Toten oder Verletzten seien.

Laut österreichischem Außenministerium gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass Österreicher betroffen sind. Das Auswärtige Amt in Berlin konnte zunächst nicht sagen, ob es Deutsche unter den Opfern gibt. Das werde derzeit geprüft, sagte eine Sprecherin in Berlin.

Abgesperrtes Areal um das Cafe in dem der Anschlag passiert ist

AP/Tarik Najmaoui

Das durch die Explosion zerstörte Cafe und Restaurant „Argana“

Leichen aus Gebäude geborgen

Die Detonation ereignete sich in dem beliebten Cafe und Restaurant „Argana“ auf dem Hauptplatz Jamaa el Fna. Dieser ist mit seinem bunten Treiben und den vielen Gauklern eine der Hauptattraktionen für Touristen in der Stadt. Der Jamaa-el-Fna-Platz wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe deklariert. Fast in allen Häusern um den Platz herum gibt es Restaurants und Cafes.

Die Explosion war so gewaltig, dass sie noch in zwei Kilometer Entfernung zu hören war, berichteten Augenzeugen. Ein Reuters-Fotograf berichtete, er habe eine sehr laute Explosion im „Argana“ gehört. Als er sich der Szene genähert habe, sah er, wie verstümmelte Körper aus dem Gebäude geborgen wurden. Rettungssanitäter seien im Einsatz gewesen.

Laut TV Selbstmordattentäter am Werk

Das örtliche Fernsehen berichtete, ein Selbstmordattentäter sei in die Küche des Lokals eingedrungen und habe sich neben den Gasflaschen für den Herd in die Luft gesprengt. Das habe die Wucht der Detonation noch vergrößert. Diese ließ das Lokal teilweise einstürzen und begrub die Gäste unter den Trümmern.

Zuvor Gasexplosion vermutet

Eine offizielle Quelle sprach von einem „kriminellen Akt“. Zuvor war zunächst ein Unfall vermutet worden, der womöglich durch Gasflaschen ausgelöst worden sei. Ermittlungen seien eingeleitet worden, um die genauen Ursachen festzustellen, sagte ein Vertreter des Innenministeriums. „Die gesamte erste Etage des Cafe Argana wurde durch diese Explosion beschädigt“, sagte ein Augenzeuge. „Die Explosion fand in der Küche statt, wo es Gasflaschen gibt.“

Anschlagserie von Islamisten

In Marokko war es in der Vergangenheit zu Terroranschlägen von Islamisten gekommen. Seit einer Anschlagserie in Casablanca im Mai 2003 wurden mehr als 2.000 Islamisten festgenommen und verurteilt. Bei fünf Anschlägen kamen damals 45 Menschen ums Leben, unter ihnen zwölf Selbstmordattentäter. Die Anschläge gelten als die bisher blutigsten in der Geschichte des nordafrikanischen Königreichs. Seitdem hat es in dem Land keinen Terroranschlag mit mehr als zehn Toten gegeben.

Die meisten Opfer der Anschläge in Casablanca waren Marokkaner, es starben aber auch vier Spanier, drei Franzosen und ein Italiener. Einige der Selbstmordattentäter gehörten der in Marokko verbotenen islamistischen Gruppierung Assirat al Moustaqim (Der rechte Weg) an.

Drastisches Durchgreifen

Nach den Anschlägen von Casablanca haben die marokkanischen Sicherheitskräfte ihren Kampf gegen den Islamismus drastisch verschärft. Mehrere Terrorzellen wurden zerschlagen, Tausende Verdächtige festgenommen, Hunderte verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft den marokkanischen Behörden Willkür und Folter vor.

König zu Reformen bereit

Seit Februar sind in Marokko Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um demokratische Reformen zu fordern. Von politischen Unruhen wie in anderen nordafrikanischen Staaten ist das Land aber bisher weitgehend verschont geblieben. Bei früheren Protesten wurden allerdings mehrere Menschen getötet.

Das Land hat ein Mehrparteiensystem und ein frei gewähltes Parlament. Die Macht der Regierung ist aber begrenzt, da König Mohammed VI. in wichtigen Fragen das letzte Wort hat. Angesichts der Unruhen will der Monarch einen Teil seiner Macht nun an Parlament und Regierung abgeben.

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