Der Präsident und die Verschwörer
Die US-Medien nennen sie „Birther“, ihre politische Heimat ist nicht selten die erzkonservative „Tea-Party“-Bewegung, mit Gleichgesinnten schwadronieren sie bevorzugt online in Diskussionsforen. Das Internet hat Präsident Barack Obama nun auch dafür genutzt, der Debatte ein Ende zu setzen.
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Dort schreiben die „Birther“, dass Obama auf keinen Fall Präsident sein dürfe, schließlich sei er nicht auf dem Boden der Vereinigten Staaten geboren worden. Seit mehr als zwei Jahren wabern diese Verschwörungstheorien durch die die USA, am Mittwoch sah sich Obama schließlich zu einer Erklärung genötigt. Die Kontroverse drohe von den tatsächlichen Problemen des Landes abzulenken, mahnte der Präsident.
Geboren am 4. August
Obama erblickte das Licht der Welt am 4. August 1961 um 19.24 Uhr in Honolulu im Bundesstaat Hawaii. Das geht eindeutig aus der vollständigen Geburtsurkunde hervor, die das Weiße Haus nun erstmals veröffentlichte und online zugänglich machte. Auf dem mintgrün gemusterten Dokument verrät die Schreibmaschinenschrift auch weitere Einzelheiten wie das Geburtskrankenhaus.
Laut Artikel 2 der Verfassung müssen Präsident und Vizepräsident der USA im Land geboren sein. Eine Kurzversion seiner Geburtsurkunde hatte Obama bereits während des Präsidentschaftswahlkampfes 2008 im Internet veröffentlicht, als erste Zweifel an seinem Geburtsort geäußert worden waren. Doch in konservativen Kreisen hielt sich das Gerücht, das erste schwarze Staatsoberhaupt des Landes sei gar kein gebürtiger US-Bürger.
Obama einigermaßen erzürnt
„Normalerweise würde ich zu so etwas keinen Kommentar abgegeben“, sagte Obama vor Journalisten im Weißen Haus. Die USA müssten „enorme Herausforderungen“ wie die Sanierung des Staatshaushaltes und die Schaffung von Arbeitsplätzen überwinden. „Aber dazu werden wir nicht in der Lage sein, wenn wir abgelenkt sind“, sagte der Präsident.
In den vergangenen Wochen hatte die Kontroverse neuen Schwung bekommen. Eine Umfrage für den Nachrichtensender CNN zeigte kürzlich zwar, dass rund 75 Prozent der US-Bürger der Meinung waren, dass Obama auf jeden Fall oder wahrscheinlich in den USA geboren wurde. Mehr als 40 Prozent der Anhänger der Republikaner glaubten allerdings fest oder hielten es für möglich, dass ihr Präsident kein gebürtiger US-Bürger sei. Der Kongress im Bundesstaat Arizona verabschiedete Mitte April sogar ein Gesetz, wonach Präsidentschaftskandidaten einen US-Geburtsnachweis erbringen müssen. Die Regelung wurde aber von Gouverneurin Jan Brewer wieder kassiert.
Trumps Steckenpferd
Vor allem der schillernde Immobilienmagnat Donald Trump, der mit dem Gedanken der republikanischen Präsidentschaftskandidatur spielt, schürte zuletzt die Zweifel an Obamas Geburtsort. Dabei führte er als ein Argument an, dass Obamas Stiefgroßmutter aus Kenia in einem Interview gesagt haben soll, der kleine Barack sei in dem afrikanischen Land geboren. Unermüdlich tourte Trump in den vergangenen Tagen durch die Talkshows und verlieh mit seiner medialen Präsenz den Behauptungen der „Birther“ Gewicht.
Auf die Veröffentlichung des Weißen Hauses reagierte Trump in New Hampshire - einem Bundesstaat, in dem frühe Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur anstehen und der deshalb von potenziellen Bewerbern gerne besucht wird. Dabei rühmte sich der Milliardär, für die Offenlegung der Geburtsurkunde gesorgt zu haben. „Ich habe etwas erreicht, was niemand sonst erreichen konnte“, sagte er. „Ich bin ehrlich gesagt wirklich geehrt, eine wichtige Rolle dabei gespielt zu haben, dieses Thema aus der Welt zu räumen.“ Zugleich verlangte Trump aber, dass das veröffentlichte Dokument noch auf seine Echtheit überprüft wird - schließlich könne man ja nie wissen.
Wenig Hoffnung auf Ende der Debatte
Angesichts dieser Aussagen verwundert es nicht, dass Obama kaum damit rechnet, dass eingefleischte „Birther“ ihre Verschwörungstheorien nun fallen lassen. „Ich weiß, dass es einen Teil der Bevölkerung geben wird, für den es egal ist, was wir veröffentlichen“, sagte Obama. Er wende sich aber an die überwiegende Mehrheit und die Medien: „Wir haben keine Zeit für diese Dummheiten.“
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