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Obskurantist mit realen Chancen

In den vergangenen Jahren ließ der exzentrische Milliardär fast keine Möglichkeit zur Selbstdarstellung aus, nun spielt Donald Trump mit dem Gedanken der Präsidentschaftskandidatur. Kulturschaffende sind entsetzt, Komiker witzeln - wenn ihnen nur nicht das Lachen im Hals stecken bleibt.

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Aufmerksamkeit erregt der 64-Jährige vor allem mit ungewöhnlichen außenpolitischen Ansichten wie der Idee, als Ausgleich für die Kosten des Irak-Kriegs die dortigen Ölfelder zu beschlagnahmen. Für Kopfschütteln sorgen seine wiederholt geäußerten Zweifel an der Rechtmäßigkeit der US-Staatsbürgerschaft von Präsident Barack Obama. Er wird bereits als „King of Birthers“ bezeichnet, also Vorreiter einer rechten Obskurantenbewegung, die von Obama das Vorlegen der Geburtsurkunde fordert - um zu sehen, ob er auch wirklich auf US-Boden geboren wurde. Nun, nachdem Obama seine Geburtsurkunde veröffentlicht hat, heftet sich Trump das auf seine Fahnen.

In Umfragen unter Top Drei

Trotz allem landete Trump in jüngsten Umfragen unter republikanischen Wählern unter den Top Drei, neben den Ex-Gouverneuren Mike Huckabee und Mitt Romney, und manchmal war er sogar die Nummer eins. Ob er wirklich antritt, will sich Trump bis Juni offen lassen. Neben seltsamen Ankündigungen, die teilweise seinen bisher geäußerten Ansichten komplett widersprechen, liefert er sich auch einen Zickenkrieg mit allen möglichen Kulturschaffenden.

De Niro „nicht die hellste Glühbirne“

Den jüngsten Strauß focht er mit Schauspieler Robert De Niro aus. Der kritisierte im Rahmen eines Interviews beim Tribeca-Festival, Trump solle zuerst Fakten auf den Tisch legen, bevor er über Obamas Geburtsort Gerüchte in die Welt setze. Trump konterte: De Niros Filme seien zwar gut, der Schauspieler selbst zähle aber nicht zu den „hellsten Glühbirnen auf Erden“.

Bill Cosby verging das Lachen

Dem altehrwürdigen Comedian Bill Cosby jedenfalls war nicht mehr zu spaßen zumute, als er vor zwei Wochen gleich nach Trump in der Today Show von MSNBC auftrat. Als ihn die Moderatorin Meredith Vieira auf den Milliardär ansprach, antwortete Cosby sichtlich genervt: „Lass mich mit dem in Ruhe, den kannst Du Dir mit nach Hause nehmen.“ Trump solle sagen, ob er antrete, oder seinen Mund halten. Trump sei „full of it“, was die TV-taugliche Variante von „full of shit“ ist.

Trump gab sich in einer ersten Reaktion enttäuscht. Bisher habe ihn Cosby immer überhöflich behandelt, wenn sie aufeinandergetroffen seien. Das sei so weit gegangen, dass Cosby vorgeschlagen habe, für Trump einen Anzug zu besorgen, weil er so einen guten Schneider habe. Cosby habe ihn sogar zum Essen eingeladen, auch wenn es dann nie dazu gekommen sei. Und nun sehe Trump „Hass“ aus Cosbys Augen sprühen. Cosby habe irgendetwas dahergebrabbelt. Überhaupt sei der Komiker heruntergekommen. Und er habe Cosbys Arbeit ohnehin nie leiden können.

Im Clinch mit Seinfeld

Auch mit einem der aktuell bestbezahlten Komiker, Jerry Seinfeld, ist Trump wegen des „Birtharism“ im Clinch. Seinfeld hätte bei einem Charity-Event für Kinder der Wohltätigkeitsstiftung von Trumps Sohn, der Eric Trump Foundation, teilnehmen sollen. Er weigerte sich und ließ über einen Sprecher ausrichten: „Jerry findet, dass diese Art der Demagogie nichts im politischen Diskurs verloren haben sollte.“ Trump schäumte daraufhin in einem öffentlichen Brief, dass Seinfeld ein Mann sei, der nicht zu seinem Wort stehe und dem bedürftige Kinder kein Anliegen seien.

Auf den Arm genommen von O’Brien

In Conan O’Briens Show bekam Trump sein Fett ab: Es gebe Gerede darüber, ob Trumps Antreten nur ein Publicity-Gag sei, sagte der Komiker und Schauspieler. Dann wurden Aussagen von Trump so zusammengeschnitten, dass der angehende Kandidat plötzlich sagte, er würde der schlechteste Präsident aller Zeiten sein und sein Antreten sei nichts als ein Gag.

Auch Republikaner verwundert

Aber nicht nur Kulturschaffende, auch Politiker - darunter sogar republikanische Hardliner - sind zumindest verwundert über Trump. Carl Rove, bekannt als das „Gehirn“ hinter dem Ex-Präsidenten George W. Bush, zeigte sich in einem Interview mit dem russischen News-Sender RT „schockiert“. Er schadet sich vor allem selbst. Er hätte ein guter Kandidat sein können, wenn er sich nicht mit seinem Birtherism ins rechte Obskuranteneck gestellt hätte.

Donald Trump hat viele Motti für sein Leben, eines für jeden Journalisten, der ihm ein Mikro unter die Nase hält. Aus dem unerschöpflichen Fundus dieser Erfolgsgeheimnisse: „Unterschätze dich selbst und deine Möglichkeiten nicht.“ Was auch immer man Trump vorwerfen mag - gegen diese von ihm selbst aufgestellte Regel verstößt er mit Sicherheit nie.

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