Facebook macht Groupon Konkurrenz
In fünf US-Städten soll vorerst der Test für den neuen Facebook-Dienst „Deals“ starten. Ähnlich dem US-Schnäppchenportal Groupon will das Soziale Netzwerk ab Dienstag seinen Usern täglich Sonderangebote von lokalen Händlern und Dienstleistern offerieren, wie Facebook Montagabend (Ortszeit) ankündigte.
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Das Prinzip ist einfach: Attraktive Sonderangebote von kleinen lokalen Unternehmen sollen die Konsumenten im Internet erreichen. Facebook will den E-Commerce-Dienst nun mit seinem Sozialen Netzwerk kreuzen. Während sich Marktführer Groupon für seine Plattform die Community extra heranzüchten musste, bringt Facebook diese bereits mit. Nach aktuellen Zahlen zählt Groupon derzeit weltweit etwa 70 Millionen Mitglieder, 500 Millionen Menschen nutzen hingegen bereits das Soziale Netzwerk Facebook und kämen damit als potenzielle Käufer infrage.
Viele Schnäppchensites beinhalten bereits eine soziale Komponente. Bei Groupon etwa wird das Sonderangebot erst dann realisiert, wenn eine gewisse Anzahl von Verbrauchern innerhalb von 24 Stunden den Kauf des Rabattgutscheines zugesagt hat. Die Idee dahinter ist einfach: Je mehr Verbraucher zuschlagen, desto günstiger wird das Produkt. Eine weitere US-Plattform ist LivingSocial mit 28 Millionen Usern. Hier lautet das Konzept etwa, wenn drei Freunde zu einem Gutscheinkauf animiert werden können, dann ist der vierte gratis.
Roll-out in fünf US-Städten
In den Schnäppchenmarkt möchte jetzt auch Facebook einsteigen. Als Testregionen wurden vorerst die US-Städte Atlanta, Austin, Dallas, San Diego und San Francisco ausgewählt. „Wir bilden ein Produkt, das von Grund auf sozial ist“, erläuterte Emily White, bei Facebook für lokale Dienste verantwortlich, den Plan. So würden die angebotenen „Deals“ vor allem solche sein, die mit Freunden genossen werden können. So sei kein Angebot für das Bleichen von Zähnen zu erwarten, sondern zum Beispiel ein Gutschein für Rafting im Gebirge.
Testuser werden nach dem Einloggen einen neuen Button am Ende der Website finden. Ein Klick darauf bringe die User zu den aktuellen Angeboten. Neben dem Kauf können die Angebote natürlich auch mit dem Like-Button der Community empfohlen, mittels Share-Button auch gleich die persönlichen Freunde informiert werden.
Verschiedene Rabattmodelle
Laut Facebook werde nicht jeder Gutschein auf eine Ermäßigung abzielen. Vielmehr sollen sich auch Angebote für außerordentliche Erfahrungen darunter befinden, wie etwa eine Backstage-Karte für das mehrtägige US-Musikfestival Austin City Limit oder eine Tour durch das neue Stadion des legendären US-Football-Teams Dallas Cowboys. Angedacht seien auch Angebote mit einem „Friend-Bonus“, das ist ein zusätzlicher Bonus, wenn ein persönlicher Freund im Sozialen Netzwerk den gleichen Rabattgutschein erwirbt.
Die Laufzeit der Angebote werde laut Facebook zwischen einem Tag und einer Woche sein. Wie viel Kommission das Soziale Netzwerk den Unternehmen abverlangen wird, wurde nicht verraten. Bei Groupon & Co. sind es üblicherweise etwa 50 Prozent der Einnahmen.
Testlauf in Deutschland
Einen ähnlichen Dienst wie „Deals“ hatte Facebook bereits Ende Jänner in Deutschland getestet. Mit dem Namen „Angebote“ konnten Facebook-User aus dem Nachbarland auf Rabattangebote von exklusiven Facebook-Partnern zugreifen. „Diesen Dienst gibt es aber momentan nicht mehr“, so eine Facebook-Sprecherin gegenüber ORF.at. Der Test sei nur von kurzer Dauer gewesen. Ebenso unbekannt sei, wann und unter welchem Namen der Start von „Deals“ in Österreich sein werde.
Große Anbieter im Aufwind
Es gibt Hunderte von Groupon-Nachahmern, die bereit sind, für niedrige Provisionen eine Kooperation zu akzeptieren. Aber viele kleine Unternehmen bevorzugen Partnerschaften mit größeren Portalen wie Groupon und LivingSocial, weil diese mehr potenzielle Kunden erreichen. Wie viel Nachfrage es auf dem Schnäppchenmarkt gibt, zeigen die Entwicklungen der vergangenen Monate.
Groupon plant etwa, noch heuer an die Börse zu gehen, Medienberichten zufolge könnte das Unternehmen mit bis zu 25 Milliarden Dollar bewertet werden. LivingSocial hingegen zählte im März sieben Millionen Besucher und verzeichnete damit eine Steigerung um 27 Prozent gegenüber Februar. Marktforscher ComScore bezeichnete das Portal damit als eine der zehn am schnellsten wachsenden Websites in den USA.
Facebook nicht alleine
Facebook ist nicht das erste Soziale Netzwerk, das versucht, Schnäppchenangebote in sein Portal zu integrieren. Twitter startete vergangenes Jahre einen Versuch mit Earlybird Offers, stellte diesen jedoch nach nur zwei Monaten wieder ein. Vergangenen November startete Facebook bereits einen Dienst namens Check-in Deals. User konnten via Smartphone „einchecken“, wenn sie bestimmte Unternehmenssites besuchten und bekamen im Gegenzug dafür etwa einen Rabattgutschein.
Ebenso in den Schnäppchenmarkt eingestiegen ist vergangene Woche Google mit dem Dienst „Offers“. Vorerst läuft nur eine Betaversion in einzelnen US-Städten wie Portland, San Francisco und Teilen New Yorks. Wer sich für den Dienst registriert, wird über die Billigangebote via E-Mail informiert. Mehr Details verriet der Suchmaschinendienst darüber jedoch noch nicht.
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