Syrien: Reformzusagen beeindrucken Opposition nicht

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Die Reformzusagen von Präsident Baschar al-Assad nehmen der Demokratie-Bewegung in Syrien nicht den Wind aus den Segeln. Heute zogen Berichten von Zeugen zufolge wieder Tausende Menschen mit der Forderung nach Freiheit und Demokratie unter anderem auch durch die bisher weitgehend ruhiggebliebene zweitgrößte Stadt Aleppo.

In Suweida im Süden des Landes kam es zu Zusammenstößen mit Anhängern des Präsidenten, der seinem Volk gestern die baldige Aufhebung der seit bald 50 Jahren bestehenden Notstandsgesetze versprochen hatte. Auf die Forderung der Opposition nach Beschneidung der Macht der Staatssicherheit und einem Ende seines autoritären Systems war der seit elf Jahren herrschende Assad jedoch nicht eingegangen.

„Gott, Syrien, Freiheit - Das ist alles“

„Sie griffen uns mit Knüppeln an und droschen mit Plakaten mit Bildern Baschars auf uns ein - dem selben Präsidenten, der gestern von Freiheit sprach“, sagte eine Demonstrantin in Suweida. In der Stadt hatten Anhänger und Gegner des Abzugs der Franzosen aus Syrien vor 65 Jahren gedacht. „Gott, Syrien, Freiheit - Das ist alles“, hätten die Oppositionellen gerufen.

Ordnungskräfte lassen Demonstranten gewähren

In Aleppo versammelten sich Demonstranten mit dem Ruf „Das Volk will Freiheit“ am Grab von Ibrahim Hananau, dem Führer der Unabhängigkeitsbewegung. Auch in Daraa, wo die Protest-Bewegung am 18. März ihren Ausgang genommen hatte, kamen Zeugen zufolge nach dem Nachmittagsgebet Tausende Menschen auf dem größten Platz der Stadt zusammen und forderten einen demokratischen Neubeginn.

Im Gegensatz zu früheren Demonstrationen habe Volksfeststimmung geherrscht, die Sicherheitskräfte hätten sich kaum gezeigt, berichteten Augenzeugen. Die Protestwelle ging am Wochenende in die fünfte Woche. Menschenrechtsgruppen zufolge sind seit Beginn der Demonstrationen bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen.