Ermittler suchen weitere Fälle
Im September 2001 ist der neunjährige Dennis Klein aus einem Schullandheim im deutschen Bundesland Niedersachsen verschwunden. Zwei Wochen später fanden Schwammerlsucher seine Leiche. Der Bub war erstickt worden. Knapp zehn Jahre später wurde der Täter nun gefasst. Er soll Dennis und vier weitere Buben getötet haben. Am Freitag gestand der 40-Jährige drei Morde.
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Er räumte laut Polizei in Verden den Mord an Dennis sowie an einem achtjährigen und einem 13-jährigen Buben ein und gab auch den Missbrauch mehrerer Kinder zu. Mit der Ermordung dreier Buben in den Niederlanden und in Frankreich will der Mann nichts zu tun haben, sagten die Ermittler. Er habe bei den Verhören abgestritten, mit ähnlichen Mordfällen im Ausland in Verbindung zu stehen.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 40-Jährigen, der bereits 2007 von der SoKo Dennis überprüft worden war. Er war seinerzeit als Sexualstraftäter in Norddeutschland bekannt.
Ehemaliger Jugendbetreuer
Der jetzt festgenommene Mann sei Lehramtsstudent gewesen, sagte der Profiler Alexander Horn. Der Pädagoge sei ledig und seit seinem 21. Lebensjahr alleinlebend. Deshalb unterlag er geringer sozialer Kontrolle. Der gebürtige Bremer lebte seit zehn Jahren in Hamburg. In früheren Jahren hatte er auch als Jugendbetreuer gearbeitet. Aktuell war er laut Polizei in der Erwachsenenbildung tätig.
Zeugen beschreiben den Mann als sozial unauffällig, hilfsbereit, akkurat und intelligent. „Im Prinzip hat er vermutlich auch eher eine Art doppelte Buchführung betrieben“, sagte Horn.
Indizien zu Fall von 1995
Die Staatsanwaltschaft berichtete zudem von zahlreichen Indizien in einem anderen Mordfall - an Dennis Rostel im Sommer 1995. So habe der Beschuldigte ein Ferienhaus in Dänemark angemietet. In dessen Nähe war die Leiche des Achtjährigen gefunden worden. Er war aus dem Ferienzeltlager Selker Noor bei Schleswig entführt worden. Neben dem Geständnis wiesen „exklusives Täterwissen“ des Mannes, Indizien und Beweismittel darauf hin, dass der Inhaftierte tatsächlich der Täter sei, hieß es vonseiten der Ermittler.
Zusammenhang mit anderen Morden
Zehn Jahre hatten die Ermittler nach dem Serientäter gesucht, dem auch 40 Fälle sexuellen Missbrauchs zugerechnet werden. Sie suchten ein Phantom, das in Medien auch „Maskenmann“ genannt wurde. Zusehends bekam der Mann ein Gesicht: Deutscher ohne Dialekt, groß und stämmig, mit guter Ortskenntnis in Bremen und Umgebung. Neben Dennis waren aus Landschulheimen, Jugendherbergen und Zeltlagern auch andere Opfer entführt worden.
Erst mit Dennis’ Tod hatten die Fahnder die Zusammenhänge mit anderen Morden erkannt. Zwischen 1992 und 2004 wurden fünf Buben überwiegend nach demselben Muster getötet - in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Neue Hinweise im Februar
Im Februar waren die Ermittler mit einer neuen Spur an die Öffentlichkeit gegangen: Ein Jogger will im September 2001 Dennis und einen bulligen Mann um die 30 in einem Auto auf einem Waldweg gesehen haben. Der Zeuge hatte sich erst 2010 an die Polizei gewandt, nachdem er sich nach einem Fernsehbericht über die ungelösten Mordfälle an seine Beobachtungen erinnerte.
Nach einem neuen Fahndungsaufruf waren mehr als 1.000 Hinweise eingegangen. Gesucht wurde nach einem unauffälligen Mann, der nach außen ein ganz normales Leben führt.
Prozess noch heuer
Am Freitag gab der Sprecher der Sonderkommission, Jürgen Menzel, bekannt, dass der Tatverdächtige nach einer Durchsuchung seiner Wohnung in Hamburg am Mittwoch gefasst wurde: „Wir haben einen Haftbefehl wegen mehrfachen Mordes.“ Die Fahnder rechnen mit einem Prozessbeginn noch in diesem Jahr. Derzeit befindet sich der Serienmörder in einem Gefängnis in Niedersachsen.
Weiter untersucht werden soll - auch mit Hilfe der Bevölkerung -, „ob wir bereits alle Taten dieses Mannes kennen oder ob er möglicherweise noch weitere Straftaten begangen hat“, sagte der Chef des Zentralen Kriminaldienstes, Karsten Lemke.
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