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Mehr Sexappeal durch Doktorwürde?

Dass sich mit einem Titel in Österreich viele Türen öffnen, ist bis heute eine weit verbreitete Ansicht und wird vor allem im Ausland gern belächelt. Doch nicht jeder, der einen akademischen Titel führt, hat sich diesen auch durch ehrliches Studium verdient: Der Wunsch nach Ansehen oder beruflichem Vorwärtskommen gepaart mit Naivität und Bequemlichkeit lässt immer wieder Menschen zu illegalen Methoden greifen.

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Spätestens die deutsche Plagiatsaffäre um den deutschen Verteidigungsminister und der darauf folgende Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat bewiesen, dass Titelsucht oft größer ist als die Hemmschwelle vor der kriminellen Handlung und die Angst vor Konsequenzen.

Aber nicht nur abgeschriebene Dissertationen und Diplomarbeiten verhelfen zum erschlichenen Studienabschluss. Sucht man im Internet nach „Titel kaufen“, „Matura fälschen“ oder ähnlichen Schlagwörtern findet man schnell so manche Website, die den Titel ohne Arbeit, dafür gegen Geld verspricht. So auch Titel-kaufen.de, eine Homepage, die seit August 2009 online ist und seit damals über 3.000 konkrete Anfragen verzeichnete, wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Mittwoch berichtete.

Mit Skrupellosigkeit und Gier zum Titel

Obwohl auf der Seite Sätze wie „Wollen Sie legal einen Doktortitel führen, der Ihnen zu mehr Ansehen und Sexappeal verhilft?“ oder „Wie bei vielen der anderen hier beschriebenen Titel auch, braucht man hierzu nur ein paar Zutaten: Skrupellosigkeit, Naivität und die richtige Portion Gier“ erkennen viele Interessenten offenbar die Satire nicht als solche.

Die von drei bayrischen Betreibern einer Internetfirma als Spaßprojekt initiierte Website bekommt mittlerweile täglich Anfragen von potenziellen Betrügern, die arglos das Onlineformular ausfüllen - und dabei vollen Namen, E-Mail-Adresse und die Motivation zum Titelkauf angeben.

Signifikant viele Nachfragen aus Österreich

Darunter sind auch zahlreiche Nachfragen aus Österreich - signifikant viele, wie einer der Betreiber der Website, Chrisitan Bücherl, gegenüber ORF.at bestätigte. Darunter zum Beispiel ein Bürgermeister, der ein MBA-Diplom für „eine passende Ergänzung“ für seinen Lebenslauf hält, der bisher mit dem Abschluss eines Polytechnischen Lehrgangs als höchste abgeschlossene Berufsausbildung vergleichsweise mager aussieht. Den Preis sieht er als „Verhandlungssache“.

Die Erklärungen, wozu der gewünschte Titel benötigt wird, reichen dabei von „um die Eltern zu beruhigen“ (mit einem Wirtschaftsinformatik-Bakkalaureat) bis zur klaren beruflichen Betrugsabsicht, etwa von Juristen, die sich vom Magister zum Doktor upgraden lassen wollen, um damit mehr Geld zu verdienen.

Aufbauendes Studium nach gekauftem Titel

Ein Techniker, der offenbar sein Studium abgebrochen hat, nennt als Grund „Österreichs Titelsucht - ich bräuchte den Titel nicht, wenn es anders in Österreich mit meinem Können und Wissen weiterginge“. Mit dem gekauften MBA oder MSc könne er sich dann auch gut vorstellen, einen PhD zu erwerben - das dann allerdings wieder „völlig reell“.

Ob sich die Titelsuchenden bewusst sind, dass sie sich mit einem gekauften Universitätsabschluss strafbar machen, ist fraglich. In Österreich steht laut Universitätsgesetz eine Strafe von bis zu 15.000 Euro auf das Führen, Verleihen oder Vermitteln von unberechtigten Titeln. Zusätzlich macht man sich strafbar, wenn man mit den gekauften Diplomen etwa als Rechtsanwalt praktiziert und damit Arbeitgeber und Kunden gleichermaßen betrügt.

„Besondere Verdienste“ um exotische Unis

Doch es gibt auch Doktor- und Professorentitel, die man ohne Studium und Prüfungen legal führen darf: dann, wenn sie ehrenhalber (honoris causa, h. c.) für besondere Verdienste von einer Universität oder Fakultät verliehen wurden. Ehrendoktorate können - auch wenn im Ausland erworben - hierzulande offiziell geführt werden.

So manche Universität in Kirgistan oder Paraguay nimmt es bei der Vergabe mit den „besonderen Verdiensten“ scheinbar nicht so ernst - oder zählt großzügige Spenden auch dazu. Mit solchen Titeln kann man zwar vor seinen Freunden angeben - in die amtlichen Dokumente kann das schmückende „Dr. h. c.“ nicht eingetragen werden.

„Faschingsprinzen“ mit gekauften Titeln

Wenn man den Titel beruflich führen möchte, sollte man zudem im Zweifelsfall beweisen können, dass die Anforderungen der ausländischen Universität für den Titel denen der österreichischen entsprechen. Wenn nicht, ist man, wie es die „SZ“ bezeichnet, damit auch nur „ein besserer Faschingsprinz“ - und unter Umständen strafbar.

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