„So schnell finden wie möglich“
Die japanische Polizei hat im näheren Umkreis des zerstörten Atomkraftwerks Fukushima I mit der Suche nach Opfern der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März begonnen. Erstmals stießen rund 300 Polizisten in Schutzkleidung am Donnerstag bei ihrer Suche in ein Gebiet im Umkreis von zehn Kilometern um das AKW vor, wie die Behörden mitteilten.
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„Es ist schwer zu sagen, wie viele Menschen in dem Gebiet noch vermisst werden“, sagte ein Polizeisprecher. In Medien war davor von bis zu 1.000 Vermissten die Rede. „Wir müssen sie (die Leichen) so schnell wie möglich finden.“ Die Suche werde bis Sonnenuntergang gehen.
Verstrahlung von Körpern wird überprüft
Gefundene Leichen sollen laut den Behörden zunächst auf radioaktive Verstrahlung untersucht werden. Sollten erhöhte Werte gemessen werden, würden die Leichen demnach zunächst gewaschen, bevor sie in ein Leichenschauhaus gebracht würden. Bereits Anfang April hatten die Rettungskräfte innerhalb der Evakuierungszone mit einem Radius von 20 Kilometern um Fukushima I mit der Suche nach Opfern der Katastrophe begonnen, hatten sich aber bisher dem Unglücks-AKW nicht so weit genähert wie am Donnerstag.
Arbeiten an AKW gehen weiter
Die Arbeiter in Fukushima I versuchen weiter verzweifelt, die havarierten Reaktoren unter Kontrolle zu bringen. Sie pumpten am Donnerstag weiter Wasser in die Reaktoren 1 bis 3, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press meldete. Um eine mögliche Wasserstoffexplosion in Reaktor 1 zu verhindern, füllten die Arbeiter zudem weiter Stickstoff ein. Nachbeben erschweren die Arbeiten immer wieder.
Um den Kühlkreislauf für die Unglücksreaktoren wie auch für die Abklingbecken für abgebrannte Brennstäbe wieder in Gang zu bringen, ist es notwendig, verseuchtes Wasser aus dem Tiefgeschoß des Turbinengebäudes herauszuholen. Die Helfer in dem havarierten AKW beeilten sich daher mit Überprüfungen der Auffanganlagen, in denen etwa 30.000 Tonnen gelagert werden können, hieß es weiter.
Kritik an Krisenmanagement: Kan rudert zurück
Unterdessen gerät Regierungschef Naoto Kan immer mehr in die Kritik. Am Vortag hatte die angebliche Aussage Kans, die 20 Kilometer große Evakuierungszone um die Atomruine bleibe für die nächsten zehn bis 20 Jahre unbewohnbar, für Verwirrung gesorgt. Sowohl Kan als auch Außenminister Takeaki Matsumoto dementierten das später wieder. Man nehme es dennoch ernst, dass dadurch Verunsicherung entstanden sei, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Donnerstag.
Kans größter innerparteilicher Rivale, der einflussreiche Ichiro Ozawa, warf dem Premier Unfähigkeit im Umgang mit der Krise vor. Kans Mangel an Führungskraft könne zu „weiteren Katastrophen“ führen, schrieb Ozawa laut Medienberichten an seine innerparteilichen Anhänger. Manche in der regierenden Demokratischen Partei (DPJ) fordern seit längerem den Rücktritt des Partei- und Regierungschefs.
Kaiserpaar besucht Katastrophengebiet
Kaiser Akihito und seine Gemahlin Michiko besuchten derweil erstmals das von der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe betroffene Gebiet. In der Präfektur Chiba besuchte Akihito eine Notunterkunft für Überlebende der Naturkatastrophe. Seit dem Beben der Stärke 9,0 und der folgenden Tsunami-Welle vor über einem Monat gelten mehr als 28.000 Menschen als tot oder vermisst.
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