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Pumpen standen still

Genau einen Monat nach dem Tsunami am 11. März hat am Montag erneut ein schweres Erdbeben Japan erschüttert. Dabei wurde die Stromversorgung für das havarierte Atomkraftwerk Fukushima I kurzzeitig unterbrochen.

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Laut Angaben des Betreibers TEPCO fielen die Pumpen zur Kühlung der Reaktoren 1, 2 und 3 aus. Damit konnte vorläufig kein Wasser zugeleitet werden. Nach knapp einer Stunde gelang es aber, die Stromversorgung wiederherzustellen, wie die nationale Atomaufsichtsbehörde (NSC) bestätigte.

TEPCO versucht seit dem Erdbeben Mitte März, bei dem das Kraftwerk schwer beschädigt wurde, ein Überhitzen der Reaktoren und damit eine Kernschmelze durch Einpumpen von Kühlwasser zu verhindern. Die Arbeiten am beschädigen Reaktor wurden wegen des Bebens vorübergehend unterbrochen.

Stärke 7,1

Das Nachbeben ereignete sich am Montagnachmittag (Ortszeit) im Nordosten und Osten. Es hatte nach Angaben des US-Erdbebenwarte (USGS) eine Stärke von 7,1 auf der Richterskala. Die japanischen Behörden gaben eine Warnung vor einem Tsunami an der Pazifikküste von bis zu einem Meter Höhe aus. Die Warnung wurde wieder aufgehoben.

Zwei starke Beben binnen einer Woche

Das Epizentrum lag unweit von Fukushima I in nur zehn Kilometer Tiefe rund 81 Kilometer südlich der Stadt Fukushima. Seine Ausläufer waren noch in der 170 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio zu spüren, erneut schwankten dort die Gebäude. In der Stadt Iwaki sowie anderen Orten fiel der Strom aus, davon betroffen waren laut dem Stromversorger mehr als 220.000 Haushalte.

Zuletzt hatte am Donnerstag ein Erdbeben der Stärke 7,4 das Land erschüttert. Auf Livebildern des japanischen Fernsehsenders NHK war ein Brand in der Stadt Iwaki zu sehen. Informationen über mögliche Opfer oder Schäden lagen zunächst nicht vor. Kurz nach dem ersten Beben kamen es erneut zu Erdstößen.

Evakuierungsradius wird erweitert

Unmittelbar vor dem Beben hatte die Regierung am Montag angekündigt, den Evakuierungsradius um Fukushima I zu vergrößern. Die Zone solle auf Gebiete mit hoher Strahlung über die bisherigen 20 Kilometer vergrößert werden, kündigte Regierungssprecher Yukio Edano an.

„In diesen Regionen könnte die Strahlung 20 oder mehr Millisievert über ein Jahr betragen“, sagte er. Edano verwies unter anderem auf den Ort Iitate, der 40 Kilometer von dem zerstörten AKW entfernt liegt. Es sei nicht auszuschließen, dass sich die Situation um Fukushima I erneut zuspitze.

Widersprüchliche Informationspolitik

Andererseits sagte er, es sei nicht nötig, sofort zu handeln. Die Gebiete sollten innerhalb eines Monats evakuiert werden. Edano riet Kindern, Schwangeren und Kranken, sich dem AKW nicht näher als 30 Kilometer zu nähern. Bisher war den Bewohnern im erweiterten Radius um das AKW lediglich empfohlen worden, in ihren Wohnungen zu bleiben. Die Internationale Atomernergiebehörde (IAEA) hatte eine Ausweitung der Evakuierungen bereits viel früher empfohlen.

Schweigeminute für die Opfer

Vor dem neuen Erdbeben hatte Japan am Montag der Opfer der Katastrophe vom 11. März gedacht. In den Notlagern, an Arbeitsplätzen und Schulen im ganzen Land legten die Menschen Schweigeminuten ein, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press berichtete. Die Behörden gehen davon aus, dass bei der Katastrophe fast 28.000 Menschen starben. Noch immer sind rund 150.000 Menschen in 2.400 Notunterkünften untergebracht.

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