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Besuch trotz Strahlenrisikos

Flüchtlingen der Atomkatastrophe ist erlaubt worden, für kurze Zeit in die Sperrzone um das havarierte AKW Fukushima I zurückzukehren. Das berichteten japanische Medien am Sonntag. Trotz eines weiter bestehenden Strahlenrisikos kamen frühere Bewohner, um sich ein Bild vom Zustand der Orte zu machen und möglicherweise wichtige persönliche Gegenstände mitzunehmen.

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Nachdem das Atomkraftwerk Fukushima von dem Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami am 11. März schwer beschädigt worden war, hatten die Behörden angeordnet, dass die Bewohner eine Sicherheitszone von 20 Kilometern um das Kraftwerk verlassen müssen. In einem Bereich von 20 bis 30 Kilometern wurden die Menschen aufgefordert, sicherheitshalber ihre Häuser freiwillig zu verlassen oder in geschlossenen Räumen zu bleiben.

Ein von einem Tsunami zerstörtes Haus

APA/EPA/Koichi Kamoshida

Ein durch den Tsunami zerstörtes Haus im Bezirk Fukushima

Bewohner holen persönliche Gegenstände ab

Nun durften die Bewohner kurz in die Sperrzone zurückkehren. Den Menschen soll die Möglichkeit gegeben werden, persönliche Besitztümer aus ihren früheren Wohnorten zu holen. Experten schätzten die Gefahren im Umkreis von Fukushima als gering ein, die unmittelbare Reichweite der Strahlung sei begrenzt. Gegenstände, die aus der Evakuierungszone mitgebracht würden, würden von Experten mit einem Geigerzähler untersucht.

In den Trümmern der vom Tsunami getroffenen Regionen fanden die Japaner inzwischen Bargeld in Millionenhöhe. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, werden etwa in den Präfekturen Iwate und Miyagi täglich Hunderte Wertgegenstände bei der Polizei abgegeben, darunter gefüllte Geldtaschen. Weil die Behörden es in den meisten Fällen für unmöglich halten, die Besitzer aufzuspüren, fordern Überlebende, das Geld zum Wiederaufbau der verwüsteten Regionen zu verwenden.

Lage am AKW noch nicht unter Kontrolle

Auch vier Wochen nach dem Beben und dem Tsunami ist die Lage in dem havarierten AKW noch nicht unter Kontrolle. Der Kraftwerksbetreiber TEPCO war am Sonntag dabei, die Einleitung schwach radioaktiven Wassers in den Pazifik abzuschließen. Dadurch soll Platz für das noch stärker belastete Kühlwasser geschaffen werden. Bisher hatten die riesigen Wassermengen die Bemühungen erschwert, die Anlage zu stabilisieren.

Das hoch radioaktiv belastete Wasser des AKW muss demnächst in eine Entsorgungsanlage gebracht werden. Nach Medienberichten vom Sonntag sagte der japanische Industrieminister Banri Kaieda, das müsse so schnell wie möglich geschehen. Ziel sei es, dass möglichst kein hoch radioaktiv verseuchtes Wasser mehr ins Meer gelange.

Arbeiter muss ins Krankenhaus

Unterdessen füllten die Arbeiter weiter Stickstoff ins Reaktorgehäuse von Block 1, um die Gefahr einer Wasserstoffexplosion wie kurz nach der Havarie zu bannen. Experten zufolge könnte es noch Monate dauern, die Reaktoren zu stabilisieren, und Jahre, bis die Gefahr für die Umwelt beseitigt ist.

Ein 30-jähriger Arbeiter wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die Symptome seien unklar. „Er war bei Bewusstsein, brauchte aber Hilfe beim Gehen“, teilte TEPCO mit. Der Mann gehörte zu etwa 30 Arbeitern, die unmittelbar am besonders schwer beschädigten Reaktor 2 des Kernkraftwerks eingesetzt waren.

Tausende Soldaten suchen nach Tsunami-Opfern

Japanische Soldaten begannen am Sonntag mit einer neuen Suche nach den Opfern des verheerenden Tsunamis, der die Nordostküste Japans nach dem Erdbeben vom 11. März heimsuchte. Gesucht wird an Land, auf dem Wasser und von der Luft aus. Ausgenommen ist nur die gesperrte Region um das Unglücks-AKW Fukushima.

Immer noch müssen aber 150.000 Menschen in den 2.400 Notunterkünften ausharren. Wahrscheinlich starben bei der Katastrophe fast 28.000 Menschen. 15.000 davon gelten weiter als vermisst.

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