Themenüberblick

Offenlegung versprochen

Erstmals seit seinem Sturz vor zwei Monaten hat sich Ägyptens Ex-Präsident Hosni Mubarak am Sonntag zu Wort gemeldet. Er und seine Familie seien Opfer „ungerechter Kampagnen und falscher Behauptungen, die mein Ansehen zu beschädigen und meine Integrität anzugreifen suchen“, sagte Mubarak in einer Audiobotschaft im arabischen Fernsehsender al-Arabija.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Er habe „sehr gelitten“ unter der Kampagne. Zudem versicherte Mubarak, dass weder er noch seine Frau Suzanne über Güter und Konten im Ausland verfügten. Er forderte das Außenministerium auf, alle Staaten der Welt zu bitten, das Vermögen der Familie im Ausland offenzulegen. Mit entsprechenden Ermittlungen der ägyptischen Oberstaatsanwaltschaft werde er zusammenarbeiten, sagte er in der achtminütigen Botschaft.

Er habe sein ganzes Leben damit verbracht, der Nation mit Ehrlichkeit und Integrität zu dienen. Nun könne er zu den Anschuldigungen nicht mehr schweigen. Er habe sein Amt aufgegeben, um die Interessen der Nation und der Bevölkerung über alle anderen zu stellen. Dem Land und dem Volk wünsche er für die Zukunft das Beste.

Kommission soll Vermögen feststellen

Der 82-Jährige war nach wochenlangen Protesten am 11. Februar gezwungen, die Macht an den Militärrat unter Führung seines langjährigen Verteidigungsministers Hussein Tantawi abzugeben. Nach seinem Sturz suchte Mubarak, der Ägypten fast drei Jahrzehnte lang beherrschte, im Badeort Scharm al-Scheich in seiner Villa Zuflucht.

Die Staatsanwaltschaft hatte seine Konten eingefroren und ihm Auslandsreisen untersagt. Der Militärrat hatte darüber hinaus Hausarrest über ihn verhängt. Die Maßnahmen gelten auch für seine Ehefrau und seine Kinder.

Am Freitag hatten Zehntausende Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo gefordert, Mubarak und mehrere enge Angehörige und Vertraute vor Gericht zu bringen. Der Militärrat kündigte an, eine Ermittlungskommission zu bilden, um die Herkunft seines Vermögens zu überprüfen.

Familie soll einvernommen werden

Die ägyptische Justiz ordnete daraufhin am Sonntag die Befragung Mubaraks und seiner Söhne zu der Gewalt gegen die Demonstranten Anfang des Jahres an. Die Staatsanwaltschaft will klären, ob die Familie öffentliche Gelder veruntreut hat, um die tödlichen Angriffe von Schlägertrupps auf die Protestbewegung zu finanzieren.

Generalstaatsanwalt Abdel Magid Mahmud habe entschieden, den Ex-Präsidenten und seine Söhne Gamal und Alaa zu den Vorwürfen zu befragen, die sie mit den tödlichen Angriffen auf Demonstranten in Verbindung brächten, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur MENA. Die drei sollten zudem zu Korruptionsvorwürfen befragt werden. Ein Datum für die Anhörung wurde nicht genannt.

Zudem wurde der ehemalige Ministerpräsident Ahmed Nasif am Sonntag festgenommen. Der Politiker werde zur Klärung von Korruptionsvorwürfen vernommen, hieß es einer Erklärung. Nasif war von 2004 an Regierungschef und verlor sein Amt am 29. Jänner, als Mubarak auf dem Höhepunkt der Proteste gegen sein Regime die Regierung entließ.

Bis zu 40 Milliarden?

Dem Präsidenten selbst wurde ein asketischer Lebensstil nachgesagt, seine Frau Suzanne und seine Söhne Gamal und Alaa frönen hingegen Berichten zufolge einem Leben in Luxus. Dabei gehen die Schätzungen über den Reichtum der Familie weit auseinander: Von 40 Milliarden Dollar berichten algerische Medien wie die Zeitung „El Khabar“. Britische Zeitungen schreiben von bis zu 30 Milliarden. Angelegt sei das Geld in Konten in der Schweiz und Frankreich, aber auch in den USA, Großbritannien und Spanien.

Noble Immobilien

Die Mutter von Suzanne Mubarak stammte aus Wales, sie wie ihre Söhne haben auch britische Pässe. Und alle drei können laut Medienberichten ebenfalls auf ein üppiges Privatvermögen zurückgreifen. Der First Lady sollen drei bis fünf Milliarden gehören, Sohn Alaa acht Milliarden inklusive Immobilien in den besten Lagen in Washington, Los Angeles und New York. Das Vermögen des gelernten Investmentbankers Gamal wird gar auf 17 Milliarden geschätzt, dazu gehört eine noble Residenz in London.

Zahlungen von Konzernen

Über die Quellen des Vermögens wurde viel gemunkelt, verlässliche Aussagen gibt es freilich nicht. Von fragwürdigen Immobiliengeschäften ist die Rede, das große Geld soll aber vor allem von Deals mit ausländischen Konzernen stammen, die ihren Beitrag an Mubarak abliefern mussten, wollten sie im Land investieren. Wie viel „Provision“ bei milliardenschweren Rüstungsgeschäften eingestreift wurde, ist nicht bekannt.

In Ägypten gilt es zudem als offenes Geheimnis, dass die meisten Großunternehmen die Hälfte ihres jährlichen Gewinns an die Familie abgeben mussten. Dazu zählten auch westliche Firmen mit klingenden Namen. Im Korruptionsindex von Transparency International liegt Ägypten auf Platz 98 von 178 Staaten - und damit auch schlechter als die meisten Nachbarländer. Zudem hatte die Familie auch groß in den Touristengebieten Scharm al-Scheich und Hurghada investiert.

Links: