„Scharfschützen schießen, um zu töten“
In der syrischen Küstenstadt Banias sind nach Angaben von Augenzeugen am Sonntag mindestens drei Menschen beim Beschuss einer Moschee getötet worden. Über zwei Stunden hätten Sicherheitskräfte aus dem alevitischen Viertel al-Kus das sunnitische Viertel Ras al-Nabe beschossen, wo sich die Moschee al-Rahman befinde, sagten zwei Augenzeugen. Es habe mindestens drei Tote und ein Dutzend Verletzte gegeben.
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„Es ist ein richtiges Massaker, da sind Scharfschützen, die schießen, um zu töten“, sagte der eine Augenzeuge. Ein Menschenrechtsaktivist sprach von vier Toten und 15 Verletzten. Die Moschee war zuvor der Schauplatz von Protesten gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad gewesen. Am Samstagnachmittag habe es eine „friedliche Demonstration“ in Banias gegen die Regierung gegeben, sagten die Augenzeugen.
Ein anderer Augenzeuge sagte, am frühen Morgen wurden in Banias fünf Menschen vor einer Moschee von Anhängern Al-Assads angeschossen. Die „vom Regime geschickten Männer“ seien in sieben Autos vor das Gotteshaus gefahren und hätten das Feuer eröffnet. Menschenrechtler hatten davor von 26 getöteten Demonstranten in Daraa und zwei in der Region Homs berichtet.
Al-Assad verspricht Reformen
Al-Assad traf am Sonntag in Damaskus den bulgarischen Außenminister Nikolai Mladenow und stellte Reformen in Aussicht. „Syrien schreitet auf dem Weg der Reformen voran“, sagte Assad nach Angaben der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana. Dabei seien auch die Erfahrungen der europäischen Länder erwünscht.
Es waren die ersten veröffentlichten Äußerungen Al-Assads seit seiner Ansprache vor dem Parlament in Damaskus Ende März. Al-Assad hat angesichts der seit Wochen anhaltenden Proteste Reformen angekündigt. So soll auch über ein Gesetz beraten werden, welches das seit fast 50 Jahren geltende Notstandsgesetz ersetzen soll.
Seit Wochen blutige Gefechte
Die 100 Kilometer südlich von Damaskus gelegene 85.000-Einwohner-Stadt Daraa ist seit Wochen Zentrum der Proteste gegen Al-Assad. Am Freitag waren dort nach Angaben von Menschenrechtlern bei der blutigen Niederschlagung von Protesten 30 Menschen getötet worden. Am Samstag nahmen Tausende Menschen an der Beerdigung einiger der getöteten Demonstranten teil.
Ban: „Tief verstört“ über Gewalt
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat sich „tief verstört“ über die Gewalt gegen Demonstranten in Syrien geäußert. Ban habe in einem Telefonat mit Syriens Präsident Al-Assad seine Sorge ausgedrückt, teilten die Vereinten Nationen am Samstagabend in New York mit.
Er sagte, dass das Töten von friedlichen Demonstranten nicht zu akzeptieren ist und untersucht werden muss. Außerdem habe Ban in dem Telefongespräch „an die Verpflichtung von Regierungen erinnert, Zivilisten zu schützen und die Rechte der Bevölkerung zu respektieren“.
Unmissverständliche Aufforderung der EU
Die Europäische Union hat die Gewalt der syrischen Behörden gegen prodemokratische Demonstranten verurteilt. „Ich fordere die syrische Regierung nachdrücklich auf, die Gewalt sofort zu beenden“, hieß es in einer am Samstag in Brüssel veröffentlichten Erklärung der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Sie bedauere zutiefst die Gewalt, vor allem in der Stadt Daraa.
„Der Ankündigung von Reformen durch die syrischen Behörden muss glaubwürdiges Handeln folgen. Sinnvolle Reformen zur Garantie der Meinungsfreiheit, der Grundrechte und der Rechtsstaatlichkeit müssen jetzt beginnen.“
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