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Lincolns Wahl als Auslöser

Der Amerikanische Bürgerkrieg ist eng mit dem Namen von Abraham Lincoln verbunden. Keine sechs Wochen nach seiner Amtseinführung im März 1861 begann der blutige Konflikt zwischen Nord- und Südstaaten, und man könnte Lincoln auch als sein prominentestes Opfer bezeichnen. Nur sechs Tage nach der Kapitulation der Südstaaten am 9. April 1865 fiel er einem Schussattentat zum Opfer.

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Lincoln wurde am 9. November 1860 zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Seine Wahl gilt als Auslöser der Sezession, sahen die Südstaaten das Machtgleichgewicht in der Union endgültig zu ihren Ungunsten gekippt. Erstmals war nämlich ein US-Präsident ohne Unterstützung des Südens gewählt worden. Für die Südstaaten galt der Sieg Lincolns als letzter Schritt zur Übermacht des Nordens.

Allerdings gingen die Republikaner nach Lincolns Wahlsieg nicht auf Konfrontationskurs mit dem Süden. Mit Lincolns Billigung schlugen sie eine Verfassungsnovelle vor, die die Beibehaltung der Sklaverei im Süden sichern sollte. Die Republikaner wollten allerdings ein Gerichtserkenntnis zu Fall bringen, das die Sklaverei in den neuen Territorien der USA zuließ. Viele Südstaatler befürchteten auch wirtschaftliche Umwälzungen durch die neue republikanische Regierung, die für hohe Zölle und freie Ländereien für Siedler im Westen eintrat, was den Plantagen-Wirtschaftsinteressen des Südens zuwiderlief.

Proklamation der „Konföderierten Staaten“

Noch am Tag der Wahl Lincolns trat South Carolina aus der Union aus, in den folgenden sechs Wochen schlossen sich Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana und Texas der Sezession an. Nach Ausbruch des Krieges im April 1861 gingen Virginia, Arkansas, Tennessee, und North Carolina zu den „Konföderierten“ über, während die Randstaaten Delaware, Maryland, Kentucky und Missouri (in denen es ebenfalls Sklaverei gab) bei der Union verblieben.

Die abgefallenen Südstaaten konstituierten sich zu den „Konföderierten Staaten von Amerika“, wählten am 8. Februar 1861 auf einem Kongress in Montgomery (Georgia) Jefferson Davis zum Präsidenten. Am 1. März 1861 gaben sie sich eine neue, am Muster der bisherigen US-Verfassung orientierten, aber den Forderungen der Bewegung für die Rechte der Einzelstaaten entsprechende Bundesverfassung. In ihr wurde die Sklaverei als legale Institution verteidigt. Regierungssitz wurde im Juni 1861 Richmond (die heutige Hauptstadt von Virginia), die neue Flagge der Konföderierten war rot mit einem blauen Andreaskreuz, und weißen Sternen für die einzelnen Staaten.

Spannungen erreichen Höhepunkt

Zwischen Lincolns Wahl und seinem Amtsantritt erreichte die Spannung zwischen Nord und Süd einen Höhepunkt. Lincolns Amtsvorgänger als Präsident, James Buchanan, kämpfte verzweifelt um Erhalt der Union und des Friedens. Am 4. März 1861 wurde Lincoln als Präsident vereidigt, auch seine Antrittsrede blieb versöhnlich. Er sah keinen Grund für die Sezession des Südens, auch wollten er und seine Partei weder direkt noch indirekt die Institution der Sklaverei in den Staaten zu Fall bringen, wo sie existierte.

Aber eine Auflösung der Union sei unmöglich, denn sie sei aufgrund der Verfassung „für immer geschaffen“, daher seien Anordnungen zur Sezession bedeutungslos, betonte Lincoln. Die „augenblickliche Frage eines Bürgerkrieges“ liege nicht in seinen Händen, sondern in jenen von „unzufriedenen Landsleuten“, sagte Lincoln. Damit hatte er nach Ansicht amerikanischer Historiker taktisch geschickt den Süden in eine Position manövriert, die Verantwortung für Krieg oder Frieden zu tragen.

Angriff auf Fort Sumter am 12. April 1861

Lincoln konnte den Ausbruch des Bürgerkriegs mit seinen Worten aber nicht verhindern. Am 12. April 1861 erfolgte der Angriff der Südstaaten auf das von Bundestruppen gehaltene Fort Sumter in Charleston (South Carolina). Dieser Angriff ermöglichte es dem Norden, statt der umstrittenen Sklavenfrage jene der Einheit der Union in den Vordergrund zu rücken.

In Lincolns Augen war das Vorgehen der Südstaaten eine Insurrektion gegen eine unauflösliche bundesstaatliche Verfassungsordnung. Deshalb wurden die Südstaaten nie als kriegsführende Macht anerkannt und von Lincoln nie als Verhandlungspartner in Betracht gezogen. Und so wurde bis Kriegsende an der Forderung nach bedingungsloser Kapitulation des Südens festgehalten.

Historischer Moment: Befreiung der Sklaven

Lincolns Hauptaufgabe während des Krieges war es, ein Gleichgewicht zwischen die Sklavenbefreiung anstrebenden radikalen Republikanern und den Konservativen zu finden, denen in erster Linie die Wahrung der Union am Herzen lag. So verkündete er erst im September 1862 - über ein Jahr nach Ausbruch des Krieges - die Sklavenemanzipation. Sie trat am 1. Jänner 1863 in Kraft.

Sklaven auf einer Baumwollplantage in South Carolina

AP/Library of Congress/Timothy H. O'Sullivan

Sklaven bei der Baumwollverarbeitung in South Carolina 1862

Nach dem Krieg wurde die Befreiung der Sklaven in einem Verfassungszusatz bestätigt, doch blieben die ihnen ebenfalls im Jahr 1866 zugesprochenen Bürgerrechte bis Mitte des 20. Jahrhunderts nur auf dem Papier.

Schussattentat kurz nach Kriegsende

Der im Jahr 1864 unter dem Eindruck des bevorstehenden militärischen Sieges der Nordstaaten wiedergewählte Lincoln hielt an milden Bedingungen für eine Wiederaufnahme der abgefallenen Südstaaten fest. So sollten alle Südstaatler, die einen Loyalitätseid leisteten, eine Amnestie erhalten.

Damit hätte Lincoln eine Versöhnung zwischen Nord- und Südstaaten erreichen können. Doch am 14. April 1865, fünf Tage nach der Kapitulation der Hauptarmee der Südstaaten unter Robert Lee, wurde Lincoln im Ford-Theater von Washington von dem fanatischen Südstaatler John Wilkes Booth durch Pistolenschüsse schwer verletzt, er erlag den Verletzungen einen Tag später.

Lincolns Nachfolger Andrew Johnson scheiterte mit dem Versuch, das Programm des ermordeten Präsidenten umzusetzen. Der US-Kongress beschloss eine radikale Umgestaltung der Wirtschaftsstruktur des Südens der USA und erließ mehrere Gesetze, um die Südstaatler in ihrer politischen Handlungsfreiheit einzuschränken. Damit wurde die Spaltung der USA weiter einzementiert. Während die Führungsrolle des Nordens nun außer Zweifel stand, war der Süden durch den Krieg, der landesweit rund 600.000 Opfer forderte, ruiniert worden.

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