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Fatale Kombination

Der Amerikanische Bürgerkrieg zählt zu den blutigsten innerstaatlichen Konflikten der neueren Geschichte. Während der vier Jahre dauernden Kämpfe zwischen den Nord- und den Südstaaten starben mindestens 620.000 Menschen. Der Bürgerkrieg begann am 12. April 1861 mit dem Beschuss von Fort Sumter (South Carolina) durch Soldaten der Südstaatenarmee und endete im April 1865 mit deren Kapitulation.

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Dazwischen lieferten sich die beiden Seiten erbitterte Kämpfe, die oft binnen Tagen Zehntausende Tote forderten. Allein in der Schlacht von Cold Harbor im Jahr 1864 starben während eines Angriffs der Truppen der Unionsstaaten (Norden) auf Stellungen der Südstaatenarmee (Konföderation) unter dem Kommando des späteren US-Präsidenten Ulysses S. Grant 7.000 Menschen. Grants Offensive mit über 30.000 Mann soll keine 30 Minuten gedauert haben.

Opferzahlen wie die in Cold Harbor waren kein Einzelfall. Zwar wurde im Amerikanischen Bürgerkrieg vorwiegend mit Vorderladergewehren wie dem Springfield- und dem Enfield-Gewehr gekämpft, bei denen das Nachladen viel Zeit in Anspruch nahm und kaum mehr als zwei, maximal drei Schuss pro Minute abgegeben werden konnten.

Moderne Repetierwaffen

Im weiteren Verlauf des Konflikts kamen aber, vor allem aufseiten der weitaus besser ausgerüsteten Unionsarmee, auch modernere Hinterlader und Repetierwaffen zum Einsatz. Bei der 1862 entwickelten Henry-Rifle mit einem Magazin für 16 Patronen dauerte das Nachladen nur noch Sekunden.

Soldaten der 22nd New York Militia Union Forces

AP/Mathew B. Brady

Soldaten der 22nd New York Militia vor ihrem Camp

Einem Soldaten aus der Truppe des Nordstaatengenerals William T. Sherman wird das folgende Zitat nachgesagt: „Ich glaube, die Johnnys (Konföderationssoldaten, Anm.) werden nervös. Sie haben Angst vor unseren Repetiergewehren. Sie sagen, wir sind nicht fair, weil wir Gewehre haben, die wir am Sonntag laden und mit denen wir dann den ganzen Rest der Woche schießen.“

Taktik Mann gegen Mann

Sherman kommandierte die Unionstruppen in der Schlacht von Shiloh bzw. Pittsburgh Landing (US-Bundesstaat Tennessee) im April 1862. Dort starben auf beiden Seiten jeweils über 10.000 Menschen. Verhängnisvoll in dem Krieg, dessen Auslöser war, dass sich mehrere Südstaaten von der Union der Vereinigten Staaten losgesagt hatten, war am Ende die Kombination aus dem Einsatz moderner Waffen und einer veralteten Kriegsführung.

Furchtbare Gemetzel

Auf beiden Seiten wurden bereits vergleichsweise moderne Handfeuer- und Artilleriewaffen eingesetzt, vor allem in der weitaus besser ausgerüsteten Unionsarmee. Auch der Kampf im Schützengraben gehörte schon zur Taktik. Großteils war diese aber noch auf den Nahkampf, teils mit Säbeln und Bajonetten, ausgelegt. In der Folge rannten Soldaten zu Tausenden in den Kugelhagel ihrer Gegner, was zu furchtbaren Gemetzeln führte. Verluste von 30 Prozent pro Schlacht waren keine Seltenheit.

Erste gepanzerte Schiffe

Gekämpft wurde im Sezessionskrieg aber nicht nur auf dem amerikanischen Festland, vor allem in den Südstaaten, sondern auch auf See. Hier verfolgte der Norden das Ziel, die Konföderation vom Nachschub über den Seeweg abzuschneiden. In der Schlacht von Hampton Roads kam es 1862 erstmals in der Militärgeschichte zu einer Konfrontation von zwei gepanzerten Kriegsschiffen, der „CSS Virginia“ (aufseiten der Südstaaten) und der „USS Monitor“ (aufseiten der Unionsstaaten).

Schlacht zwischen CSS Virginia und USS Monitor

AP/Naval History Division, U.S. Navy

Gefecht zwischen der „CSS Virginia“ und der „USS Monitor“ 1862 (Lithografie)

U-Boot-Prototyp und Torpedos

In dem Krieg kamen auch erstmals Vorläufer des Torpedos, die Spierentorpedos (Spiere für Stange, Anm.), zum Einsatz, die in einem geheimen Waffenprojekt in den Südstaaten entwickelt worden waren. Im Oktober griff die „CSS David“ mit einem derartigen Torpedo das Panzerschiff „USS New Ironsides“ vor der Küste South Carolinas an und beschädigte es schwer.

Um ihre materialbedingte Unterlegenheit gegenüber dem Norden zu kompensieren, experimentierte die Südstaatenmarine auch noch mit weiteren modernen Unterseewaffen, darunter U-Booten. Ein Prototyp sank im Hafen von Charleston (South Carolina), allerdings gelang es mit der „CSS H. L. Hunley“ erstmals in der Militärgeschichte, mit einem Unterseeboot ein feindliches Kriegsschiff erfolgreich anzugreifen. Im Februar 1864 sank die „USS Housatonic“, die zuvor Ford Sumter, den Ausgangspunkt des Sezessionskriegs, beschossen hatte. Kurz danach sank die „Hunley“ allerdings selbst. Das Wrack wurde im Jahr 2000 geborgen.

Zehntausende starben in Lazaretten

Doppelt so viele Soldaten wie auf dem Schlachtfeld starben an ihren Verwundungen in Lazaretten. Im Schnitt waren sie nicht älter als 25 Jahre, manche erst 15 oder noch jünger. Die hygienischen Zustände in den Lazaretten waren erbärmlich, Medikamente, sauberes Trinkwasser und ausreichend Verpflegung gab es kaum.

Süden kapitulierte - Sklaven frei

Der Norden hatte nach Beginn des Bürgerkriegs aufgrund seiner materiellen Überlegenheit mit einem raschen Ende gerechnet, erlitt aber schon im Juli 1861 in der Schlacht am Bull Run (Virginia) eine herbe Niederlage. Den Truppen der Südstaaten gelang es lange, ihre Defizite an Material und Soldaten durch kluge Taktik zu kompensieren. Den Wendepunkt brachte erst die Schlacht von Gettysburg (Pennsylvania) im Juli 1863, nach der sich die Konföderation im Rückzug befand. Der Krieg endete am 9. Juli 1865 mit der Kapitulation der Südstaaten. Eine wesentliche Konsequenz war die Befreiung der schwarzen Sklaven.

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