Vom Nischenprodukt zum Erfolgsmodell
Der Trend zu biologisch und ökologisch wertvollen Produkten hält im Westen ungebrochen an. Ein Kontinent, der besonders von diesem Boom profitiert, ist Afrika. Zahlreiche Naturstoffe aus Afrika sind heute wichtige Bestandteile teurer Kosmetiklinien. Gleichzeitig eröffnete das vor allem afrikanischen Frauen neue wirtschaftliche Perspektiven.
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Die Kosmetik hat Afrika für sich entdeckt: Cremen, Lotions und Seifen mit exotischen Bestandteilen wie Arganöl, Rooibos, Baobab und Yamswurzel finden im Westen reißenden Absatz. So brachte Yves Rocher gerade eine Pflegeserie mit Centella Asiatica aus Madagaskar auf den Markt. Die französische Firma Methode Jeanne Piaubert wirbt mit einem Anti Aging Fluid aus dem Leberwurstbaum, und Babor hat eine eigene Spa-Serie unter dem Namen „Afrika“ mit Marulaöl herausgebracht.
Erfolgreicher Ritt auf der Ökowelle
Dabei brauchten afrikanische Produkte vergleichsweise lange, um sich bei schönheitsbewussten Kunden durchzusetzen. So begann sich die Schönheitsindustrie zum Beispiel erst Mitte des 20. Jahrhunderts für Sheabutter, heute ein wichtigster Basisstoff für Seifen und Cremen, zu interessieren. Der eigentliche Erfolg setzte aber dank der Nachhaltigkeits- und Ökowelle ein, die mittlerweile Europa und die USA überrollt hat.
Viele Hersteller verkauften ihre Afrika-Produktlinien gleich von vornherein unter der Fair-Trade-Philosophie und schlugen so zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits konnten sie mit ihren Naturprodukten eine neue Nische besetzen, andererseits unterstützten sie damit viele der ärmsten Länder der Welt.
Hilfe für Burkina Faso
Ein Hersteller, der besonders auf ökologisches Engagement setzt, ist die französische Firma L’Occitane. Sie stellt ihre Produkte ausschließlich in der Provence her, die Rohstoffe kommen aber aus aller Welt - vornehmlich aus kontrolliertem Anbau. Seit 20 Jahren bezieht L’Occitane die Sheabutter für die gleichnamige Linie von drei Frauenverbänden in Burkina Faso. Durch gezielte Frauenförderung wird die Produktion vor Ort ständig verbessert, was sich in höheren Verkaufspreisen widerspiegelt.

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„Gold der Savanne“
Die Savanne Westafrikas ist die Heimat des Karitebaumes, aus dessen Früchten die Sheabutter hergestellt wird. Afrikanische Frauen verwenden Sheabutter seit Jahrhunderten zur Pflege, als Schutz gegen die Sonne und als Heilmittel bei Hautproblemen.
Ebenfalls in Burkina Faso betreibt seit 2001 auch die WALA Heilmittel GmbH, zu der die Naturkosmetiklinie Dr. Hauschka gehört, ein Sheabutterprojekt. Die rund 350 Frauen erhalten höhere Preise als handelsüblich, dadurch sind sie in der Lage, ihre Kinder zur Schule zu schicken und sich einen besseren Lebensstandard zu erwirtschaften. Ähnlich arbeitet auch The Body Shop. Der Kosmetikkonzern bezieht die Sheabutter-Serie von Frauen aus Ghana und unterstützt sie mit Wasserleitungen, fairen Preisen und Bildungseinrichtungen.
Mit dem Slogan „Ein Tropfen Afrika, ein Tropfen Verantwortung“ wirbt die US-Kosmetikfirma Donna Karan New York (DKNY), die für ihren Duft „Pure“ Vanilleessenzen aus Uganda verwendet. Um den Vanilleanbau in dem Land zu fördern, unterstützt DKNY die Hilfsorganisation Care, die in Südwestuganda vor allem Frauen mit Mikrokrediten hilft, eine eigene Produktion aufzubauen und zu erweitern.
Gutes Gewissen hat seinen Preis
Doch die Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in den Preisen der Produkte wider. Für Cremen mit Sheabutteranteil werden Preise ab 20 Euro aufwärts verlangt. Für den Gründer von L’Occitane, Olivier Baussan, sind die höheren Preise gerechtfertigt. Gegenüber der Zeitung „Der Tagesspiegel“ erklärte er, dass seine Firma keine Billigprodukte oder Zusatzstoffe verwendet. Zudem würden Bauern und Zulieferer fair bezahlt. „Das alles hat seinen Preis.“
Auch Afrika will mitmischen
Aber auch Afrika selbst will sich ein Stück vom Kosmetikkuchen sichern. Mittlerweile sind mehrere afrikanische Firmen ins Geschäft um die Schönheit eingestiegen. Ein Beispiel ist die Kosmetikmarke Africology der Südafrikanerin Renchia Droganis. Sie begann in der eigenen Küche mit lokalen Ingredienzien wie Marula, Yamswurzel und Rooibos zu experimentieren und verkauft heute ihre Produkte nach Großbritannien, Belgien, Deutschland, Frankreich und in die USA.
Kostbares Wissen über Naturstoffe
„Wir besitzen einen unglaublichen Schatz an Wissen über Rohstoffe, die dem Körper wirklich guttun,“ erklärte Droganis gegenüber dem TV-Sender CNN. Heute nimmt sie mit ihren Cremen, Seifen und Lotions fast eine Million Dollar (765.000 Euro) im Monat ein. Aber auch bei Africology wird viel Wert auf Ethik gelegt, und die Firma unterstützt mehrere Projekte. So gehen fünf Prozent vom Verkaufspreis aller online verkauften Produkte an ein Regenwasserprojekt und werden für Frauenstipendien verwendet.
Kosmetik für die Massen
Hilfe für die ärmere Bevölkerung Afrikas bietet auch Zeze Oriaikhi - doch nicht durch Spenden, sondern durch erschwingliche Kosmetikprodukte. Als die gebürtige Nigerianerin nach zwölf Jahren in Großbritannien zurück nach Südafrika zog, bemerkte sie, dass gängige Produkte ausländischer Firmen nicht für das Klima geeignet waren. Mit Zutaten wie Avokado-, Mandel- und Kokosmussöl sowie Sheabutter fing sie an, Kosmetikprodukte nur für den lokalen Markt herzustellen.
Unter dem Namen Malee verkauft sie nun ihre Produkte ausschließlich im Land. „Ich bin eine afrikanische Marke und will, dass sich ein durchschnittlicher Afrikaner Malee leisten kann und es auch wieder kauft, weil er mit der Qualität zufrieden ist. Und wenn das bedeutet, dass ich nicht in zwei Jahren Millionärin bin, dann ist das auch egal.“
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