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Schwimmende Insel als Auffangbecken

Japan hat zum Auffangen von radioaktiv verstrahltem Wasser ein riesiges Tankfloß in Bewegung gesetzt. Das „Megafloat“ legte am Dienstag in der Stadt Shimizu in der Provinz Shizuoka ab und wird zunächst in eine Werft in der Tokioter Nachbarstadt Yokohama gezogen. Dort soll es für den Einsatz an der Atomruine Fukushima I umgebaut werden.

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Der AKW-Betreiber TEPCO braucht dringend Auffangmöglichkeiten für Millionen Liter hochgradig verstrahlten Wassers in dem havarierten Kernkraftwerk. Wie die Nachrichtenagentur Jiji berichtete, werde das stählerne Tankfloß voraussichtlich nach dem 16. April in Fukushima eintreffen, hieß es. Es kann zehn Millionen Liter Flüssigkeit aufnehmen. Es ist 136 Meter lang und 46 Meter breit. Es war bisher im Hafen von Shimizu als schwimmende Insel für Angler benutzt worden.

Tankfloß für radioaktives Wasser wird von einem Schiff geschleppt

AP/Masamine Kawaguchi

Riesiges Tankfloß soll radioaktiv verseuchtes Wasser speichern.

TEPCO pumpt weiter Wasser ins Meer

Um Platz zur Speicherung des verstrahlten Wassers zu schaffen, pumpt TEPCO weiterhin Wasser ins Meer. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, strömten bis Dienstag rund 3.430 Tonnen leicht belastetes Wasser in den Pazifik. Insgesamt sollen 11.500 Tonnen abgelassen werden. Regierungssprecher Yukio Edano verteidigte erneut die Aktion, die am Montag begonnen hatte. Sie sei nötig, damit nicht stärker strahlendes Wasser ins Meer gelange.

Die Helfer stehen vor einem Dilemma: Sie leiten Wasser zum Kühlen der Reaktoren in die Kraftwerksgebäude, wissen dann aber nicht, wohin damit. Die Behörden gehen davon aus, dass sich inzwischen 60.000 Tonnen verstrahltes Wasser im Keller der Reaktorgebäude sowie in unterirdischen Kanälen angesammelt haben. Das Wasser behindert das weitere Vorgehen der Arbeiter.

Russisches Spezialschiff soll helfen

Mit einem Spezialschiff zur Entsorgung von Atommüll will Russland beim Abpumpen des Wassers helfen. Die schwimmende Aufbereitungsanlage „Landysch“ (Maiglöckchen) war vor zehn Jahren für etwa 35 Millionen US-Dollar (rund 25 Mio. Euro) von Japan finanziert worden, um Abfall von ausgemusterten russischen Atom-U-Booten unschädlich zu machen.

Die Leihgabe sei ein symbolischer Akt, sagte ein Sprecher des Staatsunternehmens Rosatom am Montag nach Angaben der Agentur RIA Nowosti. „Wir sind bereit, unseren Freunden zu helfen - so, wie sie uns einst geholfen haben.“

Kampf gegen Leck geht weiter

Außerdem kämpfte TEPCO weiterhin gegen ein Leck, aus dem unkontrolliert stark verstrahltes Wasser ins Meer strömt. Das Wasser stammt vermutlich aus Reaktorblock 2, in dem die Brennstäbe teilweise geschmolzen waren. Wie japanische Medien unter Berufung auf TEPCO meldeten, ergab eine Messung, dass die Jod-Konzentration im Meer vor Reaktor 2 um das 7,5-Millionenfache über den zulässigen Grenzwerten liegt. Die Regierung kündigte schärfere Kontrollen bei Meeresfrüchten an.

Wasseraustritt im Atomkraftwerk Fukushima I

AP/Tokyo Electric Power Co.

Aus diesem Leck strömt verstrahltes Wasser unkontrolliert ins Meer.

Südkorea besorgt

Südkorea bat Japan unterdessen um detaillierte Informationen über die Einleitung des Wassers ins Meer. Südkorea habe eine entsprechende Anfrage über seine Botschaft in Tokio an die japanische Regierung gerichtet, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Dienstag. Aufgrund der Nähe zwischen beiden Ländern sei die Maßnahme ein „dringendes Problem“ für Südkorea, das die möglichen Gefahren für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt abschätzen müsse. Südkorea sei nicht im Voraus über die Einleitung des verstrahlten Wassers ins Meer informiert worden.

IAEA: TEPCO-Maßnahmen nicht ausreichend

Kritik an TEPCO kommt nun auch von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). „Rückblickend betrachtet waren die Maßnahmen des Betreibers nicht ausreichend, um diesen Unfall zu verhindern“, sagte IAEA-Chef Yukiya Amano am Montag in Wien. In seiner ersten Reaktion am 14. März hatte Amano noch kaum kontrollierbare Naturkräfte für den Unfall in Fukushima I verantwortlich gemacht - und nicht etwa menschliches Versagen.

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