Wegen niedriger Zinsen begehrt
Österreichs Privathaushalte hatten per Ende September 2010 umgerechnet 2,11 Mrd. Euro Kredite in der japanischen Währung Yen offen. Das ging aus Informationen der Nationalbank Mitte März hervor.
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Die Yen-Kredite sind Teil der in Österreich äußerst beliebten Fremdwährungskredite, deren Vergabe an Privatpersonen seit knapp einem Jahr wegen schwer abschätzbarer Risiken grundsätzlich verboten ist. Walter Hager vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) rät Verbrauchern, die einen Kredit in Yen offen haben, die Entwicklung der Währung infolge des Erdbebens zu beobachten.
Warnung vor „Schnellschüssen“
Unter Umständen könnte sich durch einen schwachen Yen eine günstige Möglichkeit zur Konvertierung des Kredits in Euro ergeben, so der Experte auf Anfrage der APA, aber: „Schnellschüsse bringen nichts.“ Bei den meisten Verträgen gebe es jedes Quartal die Möglichkeit, aus dem Fremdwährungskredit auszusteigen.
Der überwiegende Anteil aller in Österreich noch ausständigen Fremdwährungskredite sind in Schweizer Franken. Privathaushalte hatten Ende September vergangenen Jahres 34,85 Mrd. Euro in Schweizer Franken abzubezahlen, das sind 94,0 Prozent aller Fremdwährungskredite an Privathaushalte. Beinahe der komplette Rest entfiel auf Yen. „Beliebt waren diese beiden Währungen bei den Konsumenten wegen des niedrigen Zinsniveaus“, so Hager. Das Volumen an Yen-Krediten war von März 2007 bis September 2010 um 120 Prozent gestiegen.
Langfristig Schwächung erwartet
Bisher ist von einem schwachen Yen infolge des schwersten Erdbebens in der Geschichte des Landes und einer drohenden Atomkatastrophe allerdings nur wenig zu spüren.
In Zukunft dürfte sich aber der Schuldenstand Japans von derzeit rund 200 Prozent des BIP aufgrund notwendiger Infrastrukturprogramme zum Wiederaufbau weiter verschlechtern, was auf eine Abwertung der Währung hinauslaufen dürfte, sagte die UniCredit-Analystin Monika Rosen. Anderseits würde der Yen kurzfristig dadurch gestützt, dass Versicherer nicht japanische Staatsanleihen auf den Markt werfen, um an Liquidität für die Schadenszahlungen zu kommen.
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