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Tausende in Daraa auf der Straße

Bei den Protesten in Syrien gegen Staatschef Baschar al-Assad sind am Samstag zwei Menschen getötet worden. Syrische Sicherheitskräfte hätten die Demonstranten getötet, als diese versuchten, Gebäude der regierenden Baath-Partei in der Hafenstadt Latakia in Brand zu setzen, teilte der Menschenrechtsaktivist Ammar Karabi der Nachrichtenagentur Reuters mit.

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Auch in Daraa, das immer wieder zum Schauplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen geworden ist, kam es zu Ausschreitungen. Sicherheitskräfte feuerten Augenzeugenberichten zufolge Tränengas auf sitzende Demonstranten, um sie zu vertreiben. Nach Informationen der oppositionellen Facebook-Seite „Youth Syria for Freedom“ brannten Demonstranten in Daraa den Sitz der Baath-Partei nieder. Darüber hinaus liefen in Daraa stationierte Armee-Offiziere zu den Regimegegnern über. Durch andere Quellen konnten diese Angaben zunächst nicht bestätigt werden.

Das Regime in Damaskus verschwieg die blutigen Unruhen weitestgehend. Journalisten wurde der Zugang zu den Orten der Demonstrationen verwehrt. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA berichtete am Samstag lediglich, dass am Vortag „bewaffnete Gruppen“ eine Offiziersmesse in Homs und ein Armeehauptquartier in Al-Sanamien bei Daraa angegriffen hätten. In Homs sei eine Person, in Al-Sanamien seien „mehrere Bewaffnete“ getötet worden.

„Wichtige Entscheidungen“ angekündigt

In Damaskus trat indes die Führung der Baath-Partei, der Regierungspartei, zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen zusammen. Das staatliche Fernsehen kündigte an, dass „einige wichtige Entscheidungen“ bevorstünden. Darunter fielen die Freilassung weiterer politischer Gefangener und eine Regierungsumbildung. Bereits am Donnerstag hatte eine Sprecherin von Präsident Baschar al-Assad politische Reformen in Aussicht gestellt, darunter die Öffnung in Richtung eines Mehrparteiensystems.

Karte Syriens mit den eingezeichneten Orten Aleppo, Latakia, Hamah, Damaskus und Daraa

Graphi-Ogre/ORF.at (Montage)

Die syrischen Behörden entließen in den vergangenen Tagen mehr als 200 politische Häftlinge aus den Gefängnissen, die meisten von ihnen Islamisten, berichteten Menschenrechtsaktivisten. Die Zahl der aus politischen Gründen inhaftierten Menschen gehe allerdings in die Tausende, fügten sie hinzu.

Mindestens 55 Menschen getötet

Am Freitag hatten Sicherheitskräfte in Al-Sanamien nach Angaben der Opposition 23 Demonstranten erschossen. Die südliche Provinz Daraa ist der Brennpunkt der seit einer Woche dauernden Proteste in Syrien. Nach Angaben von Amnesty International haben die syrischen Sicherheitskräfte in dieser Zeitspanne dort insgesamt 55 Menschen getötet. Nach dem Freitagsgebet war es erstmals auch in anderen Städten Syriens zu größeren Kundgebungen für Freiheit und Reformen gekommen. Auch dabei wurden nach Oppositionsangaben bis zu 17 Menschen getötet.

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