Japan will mit Sommerzeit Strom sparen
Am Sonntag um 2.00 Uhr ist es in Österreich wieder so weit: Die Uhren werden um eine Stunde auf 3.00 Uhr vorgestellt. Dem Beispiel folgen auch die anderen europäischen Länder (außer Island), Teile Nord- und Mittelamerikas, Chile, Brasilien und Australien. Der Rest lässt seine Uhren unberührt und bekommt nun sogar Verstärkung.
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Nach 30 Jahren schafft Russland als größtes Land der Erde die Zeitumstellung ab - und beendet dort ein für alle Mal die Debatte über Vor- und Nachteile dieser Praxis. Mit dem dauerhaften Übergang zur Sommerzeit ende der Stress, versprach Präsident Dimitri Medwedew im Februar seinem sommerzeitgeplagten Volk und verfügte, dass die Uhren im Herbst nicht mehr zurückgestellt werden. Gleichzeitig reduziert Medwedew so auf einen Schlag die Zeitzonen in dem Riesenreich von elf auf neun.
„Nur noch einmal werden wir diese Unannehmlichkeit durchmachen, weil der Übergang zur Sommerzeit immer eine Stunde weniger Schlaf bedeutet“, sagte Medwedew. Das zweimalige Zeitumstellen im Jahr höre ein für alle Mal auf - nicht zuletzt „für die unglücklichen Kühe“. Der Zeitwechsel spare ohnehin kaum Energie ein, meinen russische Wissenschaftler.
Sommerzeit in Europa
Erstmals eingeführt wurde die Sommerzeit am 30. April 1916 in Deutschland, Österreich-Ungarn und Irland. 1977 wurde sie auf alle Mitglieder der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG) ausgedehnt, seit 1994 gilt für alle Mitglieder der EU.
Japan überlegt Sommerzeit
Doch gerade der Energiespargedanke war es, der die europäischen Staaten in den 70er Jahren von der Zeitumstellung überzeugte und nun sogar Nachahmer findet. Japan, wo es wegen der Bebenkatastrophe zu massiven AKW-Abschaltungen gekommen ist und das AKW Fukushima I wohl langfristig für die Stromversorgung ausfallen dürfte, befürchtet vor allem im Sommer gravierende Energieengpässe. Wenn die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, dürften im Raum Tokio bis zu 15 Millionen Kilowatt fehlen. Bis Ende April sollen Maßnahmen zur Energieeinsparung ausgearbeitet werden. Erwogen wird neben eine Strompreiserhöhung auch die Einführung einer Sommerzeit-Regelung.
Für Japan wäre dieser Schritt besonders hart. Denn schon einmal wurde über das Land die Sommerzeit verhängt - jedoch nicht freiwillig. Die USA ordneten 1948 nach ihrem Sieg über Japan die Zeitumstellung zwangsweise an. Schon aus diesem Grund wurde die westliche „Sitte“ immer vehement abgelehnt - wenn sich auch gerade in jüngerer Zeit die Fronten etwas aufweichten. Denn im Sommer geht in Japan die Sonne um 4.00 Uhr auf und bereits um 19.00 Uhr unter - was dem wachsenden Freizeitbedürfnis der Bevölkerung zuwiderläuft.
Verschiedene Maßnahmen - gleicher Effekt?
In Russland erhofft man sich denselben Effekt - also mehr „Tageslichtstunden“ - durch das genaue Gegenteil: die Abschaffung der Zeitumstellung. Zwischen sieben und 17 Prozent mehr Tageslicht könnten in den unterschiedlichen Landesregionen durch das Abschaffen der Winterzeit erreicht werden, behauptete Medwedews Wirtschaftsberater Arkadi Dworkowitsch. Und auch für die Gesundheit solle eine fixe Uhrzeit förderlich sein. Moskauer Medien zitierten Forschungen, wonach das Hin und Her bei der Uhrzeit die Zahl der Herzinfarkte um das Eineinhalbfache und die Zahl der Selbstmorde sogar um 66 Prozent erhöht habe.
Österreicher über Sommerzeit erfreut
Im Gegensatz zu den Russen und Japanern zeigen sich die Österreicher gegenüber der bevorstehenden Zeitumstellung eher gelassen. 80 Prozent sehen sie positiv bzw. neutral, wie das Linzer Meinungsforschungsinstitut market herausfand. Dabei zeigt sich auch eines: Vor allem die junge Bevölkerung steht den hellen Abendstunden positiv gegenüber. Von den Befragten zwischen 15 und 29 Jahren waren 60 Prozent von der Sommerzeit begeistert. Viele Befürworter fand sie auch bei den Berufstätigen. Hier sahen 44 Prozent klare Vorteile.
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