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Einsätze auch im Südwesten

Die Angriffe der westlichen Allianz gegen Militäreinrichtungen des libyschen Regimes gehen ungebrochen weiter. Offenbar gab es auch neue Schläge gegen Stellungen um die Hauptstadt Tripolis. „Mehrere zivile und militärische Einrichtungen in Tripolis“ seien bombardiert worden, sagte ein libyscher Militärsprecher, ohne Einzelheiten zu nennen. Im Süden Tripolis’ waren am Freitag Explosionen zu hören.

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Der US-Sender CNN berichtete, Kampfjets hätten Freitagfrüh Stellungen in den Außenbezirken von Tripolis bombardiert. Kurzfristig habe es Gegenfeuer der Luftabwehr gegeben, das dann aber wieder aufgehört habe. In der Nacht flogen französische und britische Kampfflugzeuge Angriffe gegen Fahrzeuge und Artilleriegeschütze der Regimetruppen bei Adschdabija.

Am Donnerstag wurde erstmals laut Einwohnern auch die Stadt Sebha im Südwesten des Landes von der Allianz angegriffen. Die Wüstenstadt 750 Kilometer südlich von Tripolis gilt als Hochburg des Machthabers Muammar al-Gaddafi, dessen Stamm aus der Region kommt. Zudem liegt ein Militärflughafen in der Stadt.

Zivile Opfer nicht auszuschließen

Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte, seit Beginn des Militäreinsatzes seien hundert Zivilisten durch die Angriffe ums Leben gekommen. Der Chef des US-Afrikakommandos, Carter Ham, sagte, die Koalition könne „nicht sicher“ sein, dass es keine zivilen Opfer gegeben habe. Sie versuche aber, „sehr präzise“ vorzugehen.

Libyschen Staatsmedien zufolge war am Vortag eine nicht näher genannte Zahl von Menschen bei Luftangriffen auf Tadschura östlich von Tripolis getötet worden. Oppositionsmedien hielten dem allerdings entgegen, bei den Getöteten handle es sich um Regimegegner, die von regimetreuen Milizen ermordet worden seien. Tadschura war vor Wochen ein Brennpunkt der Proteste gegen das Regime gewesen. Die Sicherheitskräfte hatten die Proteste mit Waffengewalt unterdrückt.

Rebellen bauen Verteidigung aus

In Bengasi, der Metropole der Regimegegner im Osten des Landes, gingen die Bemühungen um den Aufbau eigener schlagkräftiger Kräfte weiter. Der arabische Nachrichtensender al-Arabija zeigte am Freitag ein Militärlager, in dem junge Männer an der Waffe ausgebildet werden. Der Nationalrat, das Gegenparlament der Al-Gaddafi-Gegner, hatte früher erklärt, dass die Regimegegner über rund 1.000 Mann mit militärischer Ausbildung verfügen.

Einsatz kann noch Wochen dauern

Der internationale Militäreinsatz könnte sich nach Ansicht eines ranghohen französischen Militärs noch Wochen hinziehen. Er „hoffe“, dass es keine Monate werden, sagte der Chef des Generalstabs in Paris, Admiral Edouard Guillaud, am Freitag im Rundfunksender France Info. Verteidigungsminister Gerard Longuet hatte am Vortag gesagt, dass die Flugverbotszone über Libyen nun zwar umgesetzt worden sei. „Aber die Kämpfe der Bodentruppen zu beenden kann noch länger dauern“, hatte er der Zeitung „Le Figaro“ erklärt.

Laut Krankenhaus 109 Tote in Misrata

Ein Arzt im Krankenhaus der umkämpften Küstenstadt Misrata sagte, in der vergangenen Woche seien bei der Offensive der Regierungstruppen auf die Stadt 109 Menschen ums Leben gekommen, 1.300 weitere seien verletzt worden. Im Osten des Landes lieferten sich Rebellen vor Adschdabija heftige Gefechte mit Regierungstruppen um die Kontrolle der strategisch wichtigen Stadt, wie ein AFP-Reporter berichtete.

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