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Mangel an allen Ecken und Enden

In den von Erdbeben und Tsunami getroffenen Gebieten Japans sind laut verschiedenen Medienberichten Hunderttausende Menschen in Notunterkünften untergebracht. Viele von ihnen sind bereits sichtlich erschöpft - sie leiden unter der bitteren Kälte und knapper werdenden Lebensmitteln.

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Zwar treffen allmählich Hilfsgüter ein, und die Reparaturarbeiten unter anderem an den Gas- und Wasserleitungen sind im Gange, doch vielerorts mangelt es noch immer an ausreichend Heizöl und Ölöfen. Nach Angaben des japanischen Senders NHK fehlt es zudem vielerorts an Lebensmitteln.

Gegen die bittere Kälte versuchen sich die Menschen mit Decken warm zu halten, manche verbrachten die vergangene Nacht mit ihren Familien zusammengedrängt im Auto. Einige der Zufluchtssuchenden leiden unter Erkältung, Fieber und Übelkeit.

Babymilch, Reis und Klopapier

Ärzte und Krankenschwestern bemühen sich darum, die Bewohner zu belehren, sich gegen Krankheiten oder auch Thrombosen bei alten Menschen zu schützen. Zu den Dingen, die in Lagern dringend nachgefragt werden, gehören auch Toilettenpapier, Windeln, warme Stiefel, Babymilch und Reis. Unterdessen laufen mancherorts die Bauarbeiten für Behelfsbehausungen an. Auch Aufräumarbeiten sind angelaufen.

Zwei Japaner haben sich in einem Notlager durch das Aufstellen von Kartons eine "Privatsphäre" geschaffen

Reuters/Jo Yong-Hak

Mit Kartons versuchen sich die Menschen etwas Privatsphäre zu schaffen.

Zur Versorgung mit Lebensmitteln hieß es am Sonntag beim deutschen Metro-Konzern, in den neun Märkten des Unternehmens im Großraum Tokio werde das Warenangebot langsam knapp. Ein Sprecher des Metro-Konzerns sagte der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag, Reis, Milch, Wasser, Brot und Fertiggerichte seien „weitgehend ausverkauft“. Auch frischer Fisch werde derzeit nicht geliefert. Die Warenverfügbarkeit liege bei etwa 65 Prozent und umfasse vor allem Obst, Gemüse und Tiefkühlkost.

Eine Mio. Euro aus heimischem Katastrophenfonds

Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) kündigte am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ an, dass Österreich eine Million Euro aus dem Katastrophenfonds für die Opfer des Erdbebens und des Tsunamis sowie der Atomkatastrophe zur Verfügung stellen wolle. Das Geld soll an das japanische Rote Kreuz ausgezahlt werden.

Nach all den düsteren Nachrichten aus Japan gab es am Sonntag einen Lichtblick: Neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben hatten Einsatzkräfte eine 80-jährige Frau und ihren 16 Jahre alten Enkel aus einem zerstörten Haus gerettet.

Die Behörden rechnen jedoch mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl. Tatsächlich geht allein die Polizei in der Präfektur Miyagi, einem der am stärksten betroffenen Gebiete, von 15.000 Toten aus. „Wir werden Platz für mehr als 15.000 Leichen benötigen“, wurde der Polizeichef von Miyagi am Sonntag von der Nachrichtenagentur Jiji zitiert.

Zwölf von 47 Präfekturen betroffen

Wie die Zeitung „Asahi Shimbun“ am Sonntag in einer vorläufigen Bilanz berichtete, sind insgesamt zwölf der 47 Präfekturen in Japan direkt betroffen. Die meisten Todesopfer gab es in Miyagi. Danach folgen die Präfekturen Iwate und Fukushima. Nach unterschiedlichen Angaben sind 360.000 bis 400.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht.

Überlebende in Sporthalle

Reuters/Yegor Trubnikov

Überlebende im Norden Japans finden Zuflucht in der Sporthalle einer Schule.

Zahlen erst grobe Schätzungen

Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe beruhen die Behördenangaben weiterhin auf Schätzungen und vor allem Angaben von Menschen, die nach ihren Angehörigen suchen. Deshalb wird auch in den nächsten Tagen ein weiteres Ansteigen der Opferbilanz erwartet: Viele gehen erst jetzt, nach erfolgloser Suche nach ihren Angehörigen, zu den Behörden und melden die Personen als vermisst.

Die Behörden erklärten außerdem, einige Opfer seien wohl doppelt gezählt worden. Auch der Grund dafür ist bitter: Viele als vermisst Gemeldete dürften unter jenen Toten sein, die noch niemand identifiziert hat. Für Japan ist es die schlimmste Naturkatastrophe seit einem Erdbeben im Jahr 1923 in der Region Kanto mit den Großstädten Tokio und Yokohama. Damals starben 142.000 Menschen.

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