Prokurist Peter Menasse nimmt Hut
Peter Menasse, Prokurist und Leiter der Abteilung Finanzen und Organisation im Jüdischen Museum Wien, tritt zurück. Diesen Schritt gab Menasse am Donnerstag in einer Presseerklärung bekannt: Nach der Debatte über umstrittene Aussagen wolle er weiteren Schaden von der Institution abwenden.
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Menasse war jüngst durch Äußerungen in Zusammenhang mit der Diskussion über die Demontage und Zerstörung von Hologrammen des Museums in heftige Kritik geraten, da er in einem Eintrag auf Facebook gegen öffentlich geäußerte Bedenken von Direktoren internationaler jüdischer Museen mit „Ihre Ehre heißt Treue“ ein SS-Motto zitiert hatte. Auch die Formulierung „sich brausen gehen“ hatte Menasse verwendet.

JMW/David Peters
Eines der Hologramme aus dem Jüdischen Museum
Zwei Gründe für Rücktritt
Dass er sich aus seiner „Tätigkeit als Angestellter des Jüdischen Museums Wien zurückziehe“, habe zwei Gründe, schreibt Menasse: Er könne als Mitglied einer Familie, „die viele Opfer in der Shoa zu beklagen hatte“, „nicht ertragen, wenn Direktoren jüdischer Einrichtungen ohne Prüfung des Sachverhalts die ihnen übertragene Aufgabe der Wahrung jüdischer Geschichte dazu missbrauchen, unschuldige Menschen zu attackieren. Ein Vertreter eines deutschen Museums hat gar die Zerstörung der Hologramme mit der Judenverbrennung von 1421 verglichen. Für solche Ausritte will ich mich nicht mehr zur Verfügung stellen.“
„Unangemessen und falsch“
„Zum Zweiten habe ich einen Fehler begangen, indem ich das selbstreferenzielle System der Museumsdirektoren mit dem Satz ‚Ihre Ehre heißt Treue‘ angegriffen habe“, so Menasse weiter. „Das war unangemessen und falsch. Ich habe mich auf Facebook, wo der Satz zu lesen war, für diese Form der Kritik entschuldigt. Mit diesem Rückzug stehe ich auch nicht mehr jenen Personen zur Verfügung, die Jüdisches Museum sagen und eigene Interessen meinen.“ Museumsdirektorin Danielle Spera ist für Menasse ein „Garant dafür, dass dieses Haus eine gute Entwicklung nimmt und weiter nehmen wird“.
Kritik internationaler Museumsdirektoren
Im Zuge des Umbaus des Jüdischen Museums in Wien wurden Anfang Februar 21 Hologramme, die jüdische Ritualgegenstände, Personen und Synagogen zeigten, zerstört. 25 österreichische und internationale Museumsdirektoren und Wissenschaftler kritisierten deshalb Spera heftig. Ein Gutachten der Wien-Holding, die das Museum betreibt, zeigte, dass die Hologramme nicht demontierbar gewesen wären.
„Existenziell in der Museologie“
Auch in Österreich wurden kritische Stimmen laut. Gerald Lamprecht, Leiter des Centrums für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz, schrieb in einem Beitrag in science.ORF.at, dass in der internationalen Literatur über Jüdische Museen die Wiener Ausstellung ein Fixpunkt gewesen sei: „Die Hologramme und das Schaudepot sind Pionierarbeiten eines innovativen, reflexiven Zugangs, der mit den Mitteln des Museums die Frage des Ausstellens und Darstellens von Geschichte reflektiert. Und es ist gerade die jüdische Geschichte als eine Geschichte von Verlust, Zerstörung und Vernichtung, die diese Fragen existenziell in die Museologie einbringt.“
Die Botschaft der Hologramme sei folgende gewesen, so Lamprecht: „Dem Betrachter eröffnete sich abhängig von seiner Position im Raum ein jeweils anderer Blick auf die wechselvolle jüdische Geschichte der Stadt Wien - von den ersten Zeugnissen der jüdischen Bevölkerung im Mittelalter bis zur Shoah.“
Spera: „Veraltete Technologie“
Wie der „Standard“ kürzlich berichtete, spricht man in der Direktion des Jüdischen Museums von „Kampagnisierung“ und von „Intrige“. Spera zeigte im Februar das zweite Hologramm-Set unter dem Titel „Die Geschichte einer österreichischen Aufregung im Museum am Judenplatz“. Die komplette zweite Serie aus Plexiglas, heißt es weiter, will Spera nach der Wiedereröffnung für einige Monate im Palais Eskeles ausstellen. Diese gewährleiste, dass „die Erinnerung an eine veraltete Technologie erhalten bleibt“.
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