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Ölpreis gibt nach

Der Chef der deutschen Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, hat trotz des verheerenden Erdbebens in Japan Entwarnung für die Weltwirtschaft wie auch für die deutsche Wirtschaft gegeben: „Eine erneute globale Rezession befürchte ich nicht, auch nicht eine hiesige deutliche Konjunkturabschwächung“, sagte der Chef des Sachverständigenrates.

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Einige Unternehmen könne es allerdings vorübergehend hart treffen, wenn sie sehr stark in Japan engagiert seien, so Franz gegenüber dem „Handelsblatt“ (Montag-Ausgabe). Eine indirekte Wirkung könne zudem von Drittlandeffekten ausgehen: „Länder, deren Exportanteil nach Japan sehr hoch ist und die demzufolge zumindest kurzfristig in Mitleidenschaft gezogen werden, können ihre Importe aus Deutschland zeitweilig zurückfahren.“ Das sei aber sehr schwer zu beziffern und „vermutlich eine temporäre Erscheinung“, sagte Franz.

Prognosen „höchst unsicher“

Die Naturkatastrophe erschüttert Japan zu einer Zeit, in der politische Unruhen Nordafrika beherrschen, die US-Wirtschaft fragil ist und Europa gegen die Schuldenkrise kämpft. All diese Entwicklungen seien „höchst unsicher, Prognosen daher auch“, gab Franz zu bedenken. Vor allem die Folgen der Nuklearkatastrophe seien nicht absehbar. „Die Schäden des Erdbebens dagegen dürften auf den Weltmärkten nur kurzfristig zu Produktions- und Nachfrageausfällen führen, lehren uns frühere Katastrophen, die allerdings zugegebenermaßen kleiner waren“, sagte er.

Der japanischen Regierung rät der deutsche Ökonom zu Steuererhöhungen: Angesichts der hohen Staatsverschuldung werde sie entgegen ersten Ankündigungen wohl nicht umhinkommen zu erwägen, den Wiederaufbau durch einen Zuschlag zur Einkommen- oder zur Umsatzsteuer zumindest teilweise zu finanzieren. „Je eher eine solche natürlich unpopuläre Maßnahme umgesetzt wird, umso größer dürfte die Akzeptanz bei den Steuerzahlern sein, wenn sie die Katastrophenbilder frisch in Erinnerung haben.“

Ölpreis gibt nach

Zumindest kurzfristig sind die möglichen Folgen für die Weltwirtschaft sehr wohl ein Thema auf den Finanzmärkten. Entsprechende Sorgen drückten am Montag jedenfalls den Ölpreis ins Minus. Ein Barrel der US-Sorte WTI kostete mit 99,90 Dollar 1,3 Prozent weniger als am Freitag. Brent-Öl verbilligte sich um 1,5 Prozent auf 112,11 Dollar pro Barrel. Die aktuellen Kursverluste seien aber wohl überzogen, betonte Rohstoffexperte Jonathan Barratt von Commodity Broking Services. Angesichts der drohenden Atomkatastrophe werde Japan voraussichtlich auf andere Energieträger wie Öl und Gas ausweichen müssen.

Als weiteren Grund für die nachgebenden Ölpreise nannten Börsianer die Tatsache, dass die Proteste im weltweit wichtigsten Exportland Saudi-Arabien und anderen Staaten der Region weniger stark ausgefallen seien als befürchtet.

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