Kaum eigene Ressourcen
Japan, das einzige Land der Welt, auf das je eine Atombombe abgeworfen wurde und das zu den erdbebenreichsten Ländern der Welt zählt, setzt auf Atomenergie. Der Grund: Japan besitzt kaum eigene Ressourcen. Mit Kernenergie soll die Abhängigkeit von Gas- und Ölimporten verringert werden.
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Die Regierung in Tokio argumentierte außerdem, Atomkraft reduziere den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen und sei daher „sauber“. 1954 startete Japan ein Programm zur friedlichen Nutzung von Atomenergie. Die Entscheidung fiel damit wenige Jahre nach der großen Tragödie zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die USA hatten am 6. August 1945 eine Uranbombe auf die Hafenstadt Hiroshima und am 9. August 1945 eine mit Plutonium bestückte Atombombe auf Nagasaki abgeworfen. Zehntausende Menschen starben sofort, viele an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Die Gesamtzahl der Toten wird auf rund 270.000 geschätzt.
Derzeit mehr als 50 Reaktoren
1966 wurde in Japan der erste Reaktor in Betrieb genommen. In den Ölkrisen der 70er Jahre verstärkte das Land den Ausbau. Derzeit gibt es 55 Reaktoren in 17 AKWs: Mehr als zehn davon liegen in der von Erdbeben und Tsunami schwer getroffenen Region im Nordosten. Japan erzeugt rund 30 Prozent seines Stroms durch Kernenergie.
Nach den USA und Frankreich ist Japan der drittgrößte Atomstromerzeuger. Es ist auch das einzige Land der Erde, das auf „schnelle Brüter“ setzt. Im Vorjahr wurde der Prototyp-Reaktor „Monju“ in Tsuruga in der Provinz Fukui nach einem Unfall mit flüssigem Natrium wieder in Betrieb genommen. „Stille Brüter“ gelten als besonders gefährlich. In ihnen wird aus altem Atombrennstoff neuer hergestellt.
Japaner gespalten
Ziel Tokios ist es, den Anteil der Atomkraft an der japanischen Energieversorgung auf mehr als 40 Prozent zu erhöhen. Momentan sind zwei Atomkraftwerke in Bau, rund zwölf in Planung. Wegen der hohen Erdbebengefahr gibt es strenge Bauvorschriften. So werden die Meiler bei Erdstößen ab einer gewissen Stärke automatisch heruntergefahren. Um Erschütterungen so gering wie möglich zu halten, müssen sie auf Fels errichtet werden.
Dennoch blieben Zweifel. Die Pläne der Regierung zum Ausbau der Atomenergie trafen in Teilen der durch Hiroshima und Nagasaki traumatisierten Bevölkerung auf Vorbehalte. Auch Zwischenfälle ließ die Sorge um die Sicherheit der japanischen Atomkraftwerke aufkommen. So etwa 2007, als bei einem schweren Beben in einem AKW in Niigata radioaktive Lecks auftraten und stundenlang ein Brand wütete.
Gemäß einer Umfrage aus dem Vorjahr erachtet mehr als die Hälfte der Bevölkerung Atomenergie als unsicher, eben wegen der Erdbebengefahr im Land. 50 Prozent sprachen sich dennoch für eine Förderung aus. Besonders groß ist der Widerstand in Orten nahe den Anlagen.
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