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21.000 Menschen in Notunterkünften

Nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan dürften die Opferzahlen noch deutlich steigen. In der Hafenstadt Minamisanriku im Nordosten werden noch 10.000 Menschen vermisst, wie der Sender NHK am Samstag berichtete. Sollten sich die schlimmsten Befürchtungen bestätigten, wäre mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Stadt durch den Tsumani ums Leben gekommen.

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Luftaufnahmen zeigen, dass der Küstenort von dem meterhohen Tsunami fast vollständig zerstört wurde. Häuser, Autos und Schiffe wurden von den Wassermassen wie Spielzeug weit ins Landesinnere getragen. Von vielen Einwohnern hat man noch kein Lebenszeichen. Doch immer noch ist die Kommunikation schwierig, da Telefonleitungen zusammengebrochen sind und der Strom nur eingeschränkt funktioniert.

Rettungsarbeiten in japanischer Hafenstadt Minamisanriku

Reuters/Kyodo

Die völlig zerstörte Hafenstadt Minamisanriku.

Zuvor hatte die Armee in der nordöstlichen Küstenstadt Rikuzentakata 300 bis 400 weitere Todesopfer gefunden, wie der öffentlich-rechtliche Sender NHK berichtete.

Immer wieder schwere Nachbeben

Offiziell hat die Regierung die Opferzahlen bis Samstagabend (Ortszeit) mit mindestens 613 Toten und die der Vermissten mit rund 800 angegeben. Lokale Medien gingen dagegen davon aus, dass zumindest 1.400 Menschen ums Leben gekommen sind. Und immer wieder bebt die Erde. Über 100 Nachbeben wurden registriert. Die Katastrophenregion Fukushima wurde Samstagnacht (Ortszeit) erneut von einem schweren Nachbeben der Stärke sechs nach Richter erschüttert. In dieser Region stehen auch die zwei Atomkraftwerke, in denen die Kühlsysteme versagten und wo nun mit einer Kernschmelze gerechnet wird.

21.000 Menschen in Notunterkünften

Nach dem Beben am Freitag und der meterhohen Flutwelle bleibt auch in den übrigen Regionen - allen voran Tokio - die Lage angespannt. 21.000 Menschen verbringen die zweite Nacht in Notunterkünften. In fünf Provinzen betrieben Einsatzkräfte 1.340 Notlager für die Opfer. Unterdessen begannen die Einsatzkräfte mit ersten Aufräumarbeiten.

Die Regierung ließ bereits Tausende Soldaten, 300 Flugzeuge und 40 Schiffe mobilisieren, um den Menschen an der betroffenen Küstenregion zu Hilfe zu kommen. Sie bat zudem die im Land stationierten 50.000 US-Soldaten um Unterstützung. Wann die verwüsteten Gebiete wieder zur Normalität zurückkehren, ist noch nicht abzuschätzen. Regierungschef Naoto Kan rief seine Bürger auf, die beispiellose Katastrophe gemeinsam zu bewältigen.

Millionen ohne Strom

Am Samstag waren noch 5,6 Millionen Haushalte ohne Strom und mehr als eine Million Haushalte ohne Trinkwasserversorgung. Das Beben war bis nach Tokio zu spüren. Dort wurden das U-Bahn-System und andere Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt.

Studenten der Aoyama Gakuin Universität in Tokio haben sich in Notfallsdecken gehüllt.

AP/The Yomiuri Shimbun, Reiri Kurihara

In Tokio steckten fast eine Million Pendler fest.

Rund eine Million Pendler steckten fest. Auch das Mobilfunknetz brach zusammen. Mehr als acht Millionen Haushalte in Japan waren ohne Strom und Telefon, in Hunderttausenden Haushalten fielen auch Gas und Wasser aus.

EU sagte Unterstützung zu

Auch die EU soll helfen. Notwendig seien vor allem Such- und Rettungstrupps - insbesondere Suchhunde zum Aufspüren der Verschütteten. Die EU sagte Unterstützung zu und aktivierte den „Zivilschutzmechanismus“. Dabei werden die Hilfeleistungen der 27 EU-Länder und von Island, Kroatien, Liechtenstein und Norwegen koordiniert.

Die Vereinten Nationen (UNO) wollen ebenfalls Einsatzteams bereitstellen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon will Japan „jede erdenkliche Hilfe“ anbieten. Auch die USA sagten Hilfe zu. Präsident Barack Obama will einen Flugzeugträger schicken, um die Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Das US-Verteidigungsministerium stellte Marineschiffe mit Hilfsgütern in Aussicht. Sogar China bot Hilfe an.

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