Alarm auch in Südamerika
Nach dem laut Regierung möglicherweise schwersten Beben in der Geschichte Japans sind die Tsunami-Warnungen deutlich ausgedehnt worden. Das US-Tsunami-Warnzentrum dehnte die Warnung am Freitag auf praktisch alle Küstengebiete am Pazifik aus. Das gelte auch für Australien und Südamerika. Auch Indonesien gab eine Tsunami-Warnung aus.
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Die Bewohner der östlichen Küstengebiete sollten wachsam sein, hieß es. Für die Marianen-Inseln wurde eine Evakuierung angeordnet. Nach dem Beben der Stärke 8,9 vor der Küste Japans hatte laut Medienberichten eine zehn Meter hohe Tsunami-Welle die Küste erreicht.
Das Institut für Vulkanologie und Seismologie erklärte, die betroffenen Gemeinden sollten auf steigende Pegelstände achten. Evakuierungen seien bisher noch nicht angeordnet worden, teilte der Direktor des Instituts, Renato Solidum, mit. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf äußerte die Befürchtung, dass angesichts der Höhe der Flutwelle ganze Pazifikinseln überschwemmt werden könnten.
Erste Entwarnungen
In Taiwan konnte indes Entwarnung gegeben werden: Der befürchtete Tsunami blieb aus. Die Wellen seien klein geblieben und hätten keine Schäden angerichtet, berichtete die taiwanesische Nachrichtenagentur CNA. Auch auf den Philippinen und in Indonesien gab es am frühen Nachmittag beruhigende Nachrichten: Die eintreffenden Wellen richteten keine Schäden an.

AP/Nathan Becker - Pacific Tsunami Warning Center
Tsunami-Prognose: vom Epizentrum vor Japan (weiß, Anm.) bis zur Westküste Nord- und Südamerikas
Welle erreicht Hawaii
Unterdessen erreichten Freitagnachmittag die ersten Ausläufer des Tsunamis den US-Bundesstaat Hawaii. Das örtliche Fernsehen zeigte Bilder von hohen Wellen vor den Stränden der Insel Oahu. Die Behörden organisierten Busse, um die Menschen in Sicherheit zu bringen.
In Neah Bay im US-Staat Washington wird die Welle um 7.18 Uhr Ortszeit (16.18 Uhr MEZ) erwartet und könnte dort rund einen Meter hoch sein. In Kalifornien erwarten die Behörden einen bis zu zwei Meter hohen Tsunami. Am stärksten werde er vermutlich in der Nähe von Crescent City im Norden des US-Bundesstaates ausfallen, sagte ein Sprecher des kalifornischen Katastrophenschutzes am Freitag. Es sei sehr wahrscheinlich, dass es zu einigen Evakuierungen kommen werde.
Warnungen gab es auch für Mexiko, Guatemala, El Salvador, Costa Rica, Nicaragua, Panama, Honduras, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru.
Evakuierungen im Osten Russlands
Im äußersten Osten Russlands brachten die Behörden mehr als 10.000 Menschen wegen der Tsunami-Gefahr in Sicherheit. Auf der Inselgruppe der Südkurilen sowie auf der Insel Sachalin seien mehrere Siedlungen in Ufernähe evakuiert worden, teilte der russische Katastrophenschutz mit.
Auf den Südkurilen seien mindestens vier unterirdische Beben mit der Stärke fünf gemessen worden, meldete die Agentur Interfax. „In den Wohnungen schepperte das Geschirr und wankten Inneneinrichtungen. Es sind aber keine Häuser zerstört. Alle lebenswichtigen Einrichtungen arbeiten wie gewohnt“, sagte ein Mitarbeiter des russischen Zivilschutzes. Es würden Flutwellen mit einer Höhe von bis zu fünf Metern erwartet, hieß es. Auch auf der russischen Halbinsel Kamtschatka galt erhöhte Alarmbereitschaft.
Auch in Peking zu spüren
Das Beben der Stärke 8,9 hatte sich am Nachmittag (Ortszeit) etwa 382 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio ereignet, das Epizentrum lag vor der Küste des Landes. Die Erschütterungen waren auch in Tokio sowie nach Angaben von Bewohnern in der 2.500 Kilometer entfernten chinesischen Hauptstadt Peking zu spüren.
Das verheerendste Erdbeben in Japans jüngerer Vergangenheit war jenes in Kobe am 17. Jänner 1995. Es maß 6,8 auf der Richterskala und dauerte ungefähr 20 Sekunden. 6.434 Menschen kamen dabei ums Leben. Die größte Bebenkatastrophe in Japan ereignete sich 1923. Beim Kanto-Beben kamen 140.000 Menschen ums Leben.
Fast so stark wie Beben von 2004
Das Beben von Freitag ist eines der heftigsten, die weltweit je gemessen wurden. Das Beben im Dezember 2004 auf Sumatra, das rund 230.000 Menschenleben forderte, erreichte die Stärke 9,1 auf der Richterskala. Die stärksten jemals gemessenen Erstöße wurden im Mai 1960 in Chile gemessen: 9,5 auf der Richterskala. Das Beben forderte damals 1.655 Tote. In Japan gibt es regelmäßig Erdbeben. Es gibt - anders als etwa in Sumatra 2004 - ein gut ausgebautes Zivilschutzsystem, auch die Architektur der Hochhäuser ist besonders auf die Gefahr von Beben abgestimmt.
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