Preis „fundamental nicht begründet“
Trotz der kritischen Lage in Libyen will sich der österreichische Energieversorger OMV nicht von seinem Engagement dort verabschieden. „Wir haben derzeit nicht vor, dort nicht präsent zu sein“, sagte Konzernchef Wolfgang Ruttenstorfer am Mittwoch in Wien.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Im Übrigen überweise man kein Geld an den „Al-Gaddafi-Clan“, hielt Ruttenstorfer der Kritik der Grünen entgegen, „unser Geschäftspartner war immer die National Oil Company“. Mit der NOC sei der Kontakt auf Arbeitsebene trotz Krise unverändert. Die Grünen hatten verlangt, die OMV möge ihr Libyen-Geschäft zeitweilig einfrieren.
Die Produktion in dem Krisenstaat sei derzeit eingeschränkt, so Ruttenstorfer - um wie viel genau, könne er mangels exakter Daten nicht sagen. Insgesamt werde geschätzt, dass sich die Förderung des Landes von früher 1,5 Mio. Barrel (je 159 Liter) täglich halbiert habe. Die OMV hatte im Vorjahr im Schnitt täglich 33.000 Barrel Öl aus Libyen bezogen, gut ein Zehntel der Gesamtförderung des Konzerns und über ein Fünftel des in der Raffinerie Schwechat verarbeiteten Volumens.
„Sehen natürlich die Risiken“
Fehlende Mengen könne man leicht zukaufen, hatte die OMV bereits bei ihrer Bilanzpressekonferenz vor zwei Wochen erklärt. Für den Konzern falle in Libyen derzeit nur der Gewinn aus der Förderung weg, so Ruttenstorfer. Wie weit das auf die Bilanz durchschlägt, lasse sich noch nicht abschätzen, die Größenordnung sei aber gering.
In anderen arabischen Ländern gebe es wegen der politischen Situation in der Region keine strategischen Änderungen. In Tunesien etwa, wo die OMV erst kürzlich für rund 600 Mio. Euro das lokale Explorationsgeschäft von Pioneer Natural Resources erworben hatte, seien die Pläne unverändert. Auch die Arbeiten zur in dem Land geplanten Pipeline würden weitergehen. Im Jemen gebe es ebenfalls „keine Änderung, die Operation dort kann fortgeführt werden“, „aber natürlich sehen wir die Risken“, betonte der OMV-Chef.
„Eher die Marktpsychologie“
Der Ölpreis ist nach Meinung des OMV-Chefs zu hoch. „Der jetzige Preis ist fundamental nicht begründet.“ Grund für die hohen Notierungen sei „eher die Marktpsychologie“. Die von mehreren OPEC-Mitgliedsstaaten schon angekündigte Mehrproduktion könne die Ölmärkte leicht wieder beruhigen, zeigte sich Ruttenstorfer überzeugt. „Diese Hochs sind auch für die Industrie schlecht.“
Link: