Kampfjets in 20 Minuten in Libyen
Die USA und andere NATO-Staaten ziehen starke Einheiten auf dem großen Stützpunkt von Souda im Westen der griechischen Mittelmeer-Insel Kreta zusammen. Wie griechische Medien und Augenzeugen aus der Region am Samstag berichteten, sind bereits zwei große amerikanische Schiffe in der Bucht von Souda eingelaufen, darunter der Hubschrauberträger „USS Kearsarge“.
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An Bord seien rund 1.200 Besatzungsmitglieder, darunter fast 800 Marineinfanteristen, berichtete der griechische Rundfunk. Das Schiff eignet sich sowohl für Landungsunternehmen als auch für Evakuierungsaktionen. Zudem sollen im nahe gelegenen Flughafen von Souda-Akrotiri Spezialeinheiten aus verschiedenen NATO-Staaten angekommen sein. Genaue Zahlen wollte das Verteidigungsministerium in Athen nicht nennen.
Weitere Kriegsschiffe erwartet
Einwohner der Region sagten, sie hätten mindestens sechs Transall-Maschinen gesichtet. Im Marinestützpunkt wurde zudem das amphibische Landungsschiff „USS Ponce“ gesehen. Weitere Schiffe der Sechsten US-Flotte, die im Mittelmeer operiert, würden erwartet, berichtete die griechische Presse. Bereits am Donnerstag waren auf Kreta rund 400 Soldaten aus den USA eingetroffen, hieß es aus diplomatischen Quellen.
Die Bucht und der Flughafen von Souda sind Teile eines der größten Marine- und Luftwaffenstützpunkte der NATO und der USA sowie der griechischen Streitkräfte im Mittelmeer. Schiffe können von dort binnen neun Stunden die libysche Küste erreichen, Kampfjets brauchen etwa 20 Minuten. Ihre Aufgabe ist vor allem die Unterstützung von Marinefliegern der Sechsten Flotte. In Souda ist auch die für ganz Europa zuständige Meteorologieabteilung der US-Navy untergebracht.
Die griechische Regierung hat in den vergangenen Tagen wiederholt erklärt, der Stützpunkt von Souda könne nur nach einem Beschluss des UNO-Sicherheitsrates für militärische Zwecke benutzt werden.
Sechste US-Flotte umfasst 21.000 Mann
Die Sechste Flotte umfasst rund 40 Schiffe und 175 Flugzeuge mit insgesamt 21.000 Mann in Kampf- und Unterstützungseinheiten. In Krisenzeiten werden ihr weitere Verbände unterstellt. Das Hauptquartier ist auf dem amphibischen Kommandoschiff „USS Mount Whitney“ im italienischen Heimathafen Gaeta. Im wenige Kilometer nordwestlich von Gaeta liegenden Neapel haben die amerikanischen Seestreitkräfte der United States Naval Forces Europe (NAVEUR) ihren Sitz. Seit 2005 ist auch die Sechste Flotte dem NAVEUR-Kommandanten unterstellt.

Graphi-Ogre/ORF.at (Montage)
Drei wichtige US-Marine-Stützpunkte in Südeuropa
Eine Operationseinheit der amerikanischen Marine mit mehr als 3.000 Militärs ist zudem im südspanischen Rota knapp außerhalb des Mittelmeers stationiert. Der Ort liegt bei Cadiz an der südspanischen Atlantikküste. Am Montag wird sich der Lenkwaffenkreuzer „Monterey“ auf den Weg Richtung Gibraltar machen. Die Navy-Einheiten sollen aber nicht nur die wenige Kilometer entfernte Straße von Gibraltar sichern, sondern vor allem Schiffe der Sechsten Flotte im westlichen Mittelmeer unterstützen.
Obama schließt militärisches Eingreifen nicht aus
US-Präsident Barack Obama hat angesichts der Lage in Libyen einen weitergehenden Einsatz der US-Streitkräfte nicht ausgeschlossen. Im Umgang mit dem Konflikt behalte sich sein Land „die ganze Palette an Optionen“ vor, sagte Obama. Die USA würden sich in ihren Entscheidungen „nicht fesseln lassen“.
Obama forderte erneut den Machtverzicht von Muammar al-Gaddafi. „Al-Gaddafi hat jegliche Legitimation zur Führung des Landes verloren und muss weichen“, sagte Obama. „Die USA und die gesamte Welt sind weiterhin empört über die abstoßende Gewalt gegen das libysche Volk.“ Doch ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger George W. Bush macht Obama unmissverständlich klar: Alleingänge der USA wird es nicht geben, alles wird mit der internationalen Gemeinschaft abgestimmt.
US-Verteidigungsminister Robert Gates bremste aber. Vor allem die immer wieder ins Spiel gebrachte Möglichkeit einer Flugverbotszone irritierte ihn. „Lasst uns die Sache beim Namen nennen“, so Gates. „Eine Flugverbotszone beginnt mit einem Angriff auf Libyen, um die Flugabwehr zu zerstören.“ Und intern warnen Militärs: Die libysche Abwehr sei effektiver als die irakische beim US-Angriff auf Bagdad 2003.
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