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„Schöne Stunden“ am Opernball

Dominique Meyers Premiere als Hausherr beim Opernball scheint gelungen. Für viel Jubel sorgte Donnerstagabend die Eröffnung mit der lettischen Mezzosopranistin Elina Garanca und den Wiener Philharmonikern, die erstmals seit 1873 beim Opernball spielten.

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„Es wurde schön getanzt, es wurde schön gesungen und dirigiert, und danach habe ich glückliche Gesichter gesehen“, strahlte Meyer. „Und wofür macht man einen Ball? Dass man schöne Stunden verbringen kann.“ Meyer gelang es, dem Ball eine andere Handschrift als sein Vorgänger Ian Hollender zu verleihen. Meyer hatte allerdings auch einen Startvorteil, es gab wohl kaum einen Besucher, dem bei Garancas Stimme nicht das Herz aufging.

Netrebko sang bei Garanca-Auftritt mit

Spätestens nach ihrem Auftritt waren die Ballgäste restlos begeistert: Mit klarer Stimme gab Garanca, die eine Robe in Purpur trug, die Arie „Mon coeur s’ouvre a ta voix“ aus „Samson et Dalila“ sowie das Lied „Wien, Wien, nur du allein“ von Rudolf Sieczynski zum Besten. Begleitet wurde sie von den Wiener Philharmonikern, beklatscht u. a. von einer gerührten Anna Netrebko, die während der Darbietung auch leise mitsang - Video dazu in iptv.ORF.at.

Szene vom Opernball 2011

APA/Herbert Neubauer

Garancas Auftritt rührte die Ballbesucher.

Mit dem Walzer „An der Schönen Blauen Donau“ von Johann Strauß wurde zum Abschluss die Tanzfläche freigegeben. Für Jubel sorgte auch die Soloeinlage von Ballettdirektor Manuel Legris zur Electro-magnetischen Polka von Strauß. „Ich glaube, ich werde auch bei der Aufführung am Neujahrsabend tanzen“, sagte er noch während des Opernballs. „Das Tanzen heute hat mir wirklich gefallen.“

Medienrummel auf dem roten Teppich

Vor der feierlichen Eröffnung fand das traditionelle Schaulaufen auf dem roten Teppich vor dem Eingang und auf der Feststiege statt. Die Gäste entstiegen Limousinen, Fiakerkutschen oder legten die letzten Meter zu Fuß zurück, um sich unter den Augen Hunderter Schaulustiger und Paparazzi zum „Ball der Bälle“ zu begeben. Als einer der Ersten war Baumeister Richard Lugner mit Larry Hagman („Dallas“) und „Skandalgast“ Ruby Rubacuori eingetroffen.

Szene vom Opernball 2011

AP/Ronald Zak

Lugner wagte einen Tanz mit Ruby.

Sie entstiegen auf der anderen Seite des Rings einer Stretchlimousine und zogen eine Traube von Kameramännern und Fotografen auf sich - mehr dazu in wien.ORF.at.

Ruby fand es „lustig“

Ganz geheuer war Lugners Gast der Trubel um ihre Person auf dem roten Teppich wohl nicht. „Das habe ich so nicht erwartet“, sagte das sehr nett und wohlerzogen auftretende Callgirl. Härter im Nehmen war da schon Lugners zweiter Gast, Ex-„Dallas“-Fiesling Hagman. „Ich bin das gewohnt, hehe“, grinste er. Und Lugner lobte Hagman: „Er trinkt nur Wasser. Er ist mein billigster Gast bisher.“ Ebenfalls im Schlepptau Lugners war der „Dicke von ‚Eis am Stiel‘“, Zachi Noy. Letzterer war anfangs noch guter Dinge und stellte sich erwartungsfroh der Presse. Als diese ihn allerdings nur fragte, wie es denn Ruby geht, drehte er bald wieder um.

Nach der anfänglich leichten Irritation aufgrund des Medientumults schien sich der Hauptgast Lugners sogar richtig gut zu amüsieren. Ruby tanzte zuerst in der Loge herum und wagte sich schließlich sogar zweimal auf die Tanzfläche der Staatsoper. „Der Ball ist großartig, Richard Lugner sehr lustig“, schwärmte sie. Erst gegen 2.00 Uhr - sehr untypisch für Lugner-Gäste der letzten Jahre - verließ sie das Fest.

„Gewimmel wie in China“

Auch der völlig unerwartet aufgetauchte Starpianist Lang Lang fühlte sich sichtlich wohl: Er sei am Vortag nach Wien gekommen und habe im Hotel gesehen, dass der Opernball stattfinde. Er habe seit Jahren den Ball besuchen wollen, aber nie Zeit dafür gehabt, daher habe er sich spontan dazu entschlossen. Beim Blick auf das völlig überfüllte Parkett fühlte sich Lang Lang an seine Heimat erinnert: Das Gewimmel sei „wie in China“.

Szene vom Opernball 2011

APA/Herbert Neubauer

Lang Lang fühlte sich „wie in China“.

Lustig gestaltete sich auch der Auftritt des irischen Rockstars Bob Geldof. Als er auf dem roten Teppich von ORF-Präsentator Klaus Eberhartinger interviewt wurde, mischte sich ein „Ballflitzer“, der sich als Berlusconi ausgab, ein, der von Eberhartinger jedoch schlagfertig abgewimmelt wurde - unter den erstaunten Blicken Geldofs, der Eberhartinger in einer ironischen Doppelconference für Lugner hielt.

Szene vom Opernball 2011

ORF

Ein falscher Berlusconi schmuggelte sich bei einem Liveinterview ins Bild.

Der ägyptische Schauspieler Chaled Nabawi freute sich über den Besuch auf dem Opernball: „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich habe gehört, es ist der bekannteste Ball der Welt“, sagte der Mime über das Event.

Freundlicher Hausherr

Die Gästeliste war einmal mehr lang und vielschichtig. Bundespräsident Heinz Fischer, der den Opernball als „zeitlos“ würdigte, und die Regierung mit Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) an der Spitze erschien ebenso wie zahlreiche Künstler der Staatsoper. Madelina Rohla-Strauss, die Urenkelin von Richard Strauss, sah zu, wie ihr Sohn Richard auf dem Ball debütierte. Unter den Jungdamen fanden sich auch die Tochter von Udo Jürgens, Gloria Burda, und Sophie Piech aus der Porsche-Familie.

Auf der Feststiege empfing Meyer die eintreffenden Gäste und zeigte sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Ioan Holender nicht grantelnd, sondern freundlich und fröhlich.

Szene vom Opernball 2011

AP/Ronald Zak

Die gut gelaunten Hausherren Dominique Meyer und Franz Welser-Möst

Bundeshymne als Höhepunkt für Fischer

Bundespräsident Fischer wollte zum Besuch von Skandalgästen nichts sagen. „Das habe ich noch nie kommentiert, und das ist der einzige Weg, damit umzugehen.“ Ähnlich äußerte sich der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), sein Ball-Highlight waren eindeutig die Wiener Philharmoniker.

Für Fischer war das Highlight wiederum die Bundeshymne - „da kann jeder mitsingen“. Das Zweite sei die Balletteinlage von Legris gewesen. Besonderes Lob von Fischer gab es für die neue Staatsoperndirektion unter Meyer. Diese sorge dafür, dass man sich richtig willkommen fühle, so Fischer mit einer Spitze in Richtung des beim Thema Opernball stets unberechenbaren Vorgängers Holender.

Dass der Ball im Zeichen der Kunst und nicht der Society stand, stellte eine den meisten Besuchern verborgene VIP-Veranstaltung unter Beweis. In der Künstlerlounge auf der Carlos-Kleiber-Probebühne feierten ausnahmslos Tänzer, Sänger und ausgewählte Politiker sowie Wirtschaftspersönlichkeiten bis nach Mitternacht. „Wir machen hier einen Empfang - quasi den Opernball im Opernball“, sagte Herwig Pecoraro, Chef des Solistenverbandes der Wiener Staatsoper. „Es ist für alle ein Ort, wo man sich ein bisschen ausruhen kann.“

Minidemo gegen „Proletarisierung“

Dass der Opernball ohne Demonstration über die Bühne geht, war 2010 offenbar doch ein Unikum. Am Donnerstagabend demonstrierten ganze sechs Personen von der Plattform „Freunde des Wohlstands“ an der Ecke Kärntner Straße/Mahlerstraße gegen die „Proletarisierung des Festes“.

Unter anderem hatten sie Tafeln mitgebracht, auf denen Parolen wie „Unsere Oper ist kein Bunga-Bungalow“ und „Proleten raus aus unserem Opernhaus“ zu lesen waren. Die Polizei beobachtete das Geschehen gelassen vom Auto aus.

Während die letzten Besucher des Opernballs ihren Heimweg antraten, rüsteten sich die Mitarbeiter der Oper bereits für die Aufräumarbeiten. Der Grund: Die „Zauberflöte für Kinder“ steht bereits heute auf dem Programm - mehr dazu in wien.ORF.at.

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