USA verlegen Kriegsschiffe
Die US-Regierung verschärft ihre Tonlage gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi. US-Präsident Barack Obama sei entschlossen, weitere Gewalt gegen die libysche Bevölkerung zu verhindern und dafür notfalls auch zusätzliche Schritte einzuleiten, wie das US-Präsidialamt am Montag mitteilte.
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Obama habe das in einem Telefonat mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper gesagt, der die Position der US-Regierung uneingeschränkt teile. Beide seien sich einig, dass auf die Krise in Libyen reagiert und Al-Gaddafi Einhalt geboten werden müsse.
Noch deutlichere Kritik äußerte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, die Al-Gaddafi wegen eines Interviews im US-TV Realitätsverlust und Größenwahnsinn vorwarf. In dem ABC-Interview hatte Al-Gaddafi mit Gelächter auf die Frage reagiert, ob er zurücktreten werde. Sein ganzes Volk liebe ihn, sagte er. Er bestritt zudem, dass es Demonstrationen gegen ihn gebe. „Das klingt, ehrlich gesagt, einfach größenwahnsinnig“, sagte Rice.
„Bezug zur Realität verloren“
„Wenn er lachen kann in einem Interview mit einer internationalen Journalistin, während er sein eigenes Volk abschlachtet, dann unterstreicht das nur, dass er nicht in der Lage ist zu führen und wie sehr er den Bezug zur Realität verloren hat.“
Die USA verlegten unterdessen Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge näher an Libyen heran, um den Druck auf Machthaber Al-Gaddafi zu erhöhen. Zudem gab das Finanzministerium in Washington das Einfrieren libyschen Vermögens in Höhe von 30 Milliarden Dollar (21,7 Mrd. Euro) bekannt. Neben den bereits angekündigten internationalen Sanktionen brachten mehrere Regierungen die Möglichkeit einer Flugverbotszone ins Spiel. In Libyen gingen unterdessen die Kämpfe zwischen Aufständischen und Regimekräften weiter. Einem Medienbericht zufolge eröffneten diese in Tripolis das Feuer auf Demonstranten und töteten mehrere Jugendliche.
Cameron droht mit Militäreinsatz
Der britische Premierminister David Cameron verschärfte ebenfalls den Ton: „Wir schließen die Nutzung militärischer Mittel in keiner Weise aus“, sagte Cameron in der Nacht auf Dienstag, nachdem der libysche Diktator in einem Interview mit dem britischen Sender BBC erneut bestritten hatte, dass es in der Hauptstadt Tripolis Proteste gebe. „Wir dürfen es nicht tolerieren, dass das Regime Militärkräfte gegen das eigene Volk einsetzt“, appellierte Cameron an die internationale Staatengemeinschaft.
Exil in Weißrussland?
Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI vermutet, dass Al-Gaddafi und seine Familie eine Flucht nach Weißrussland vorbereiten. Darauf deuten laut SIPRI mindestens zwei Flüge von Al-Gaddafis Privatjet von Tripolis zu einem weißrussischen Flugplatz in den letzten sieben Tagen hin. Der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko gilt als letzter Diktator Europas.
Erwiesen sei, dass Weißrussland in den letzten Wochen 40 Tonnen Waffen an Libyen geliefert habe. Als Zahlungsmittel habe Al-Gaddafi mit seinem Privatjet wahrscheinlich Diamanten in das hoch verschuldete Weißrussland schaffen lassen. Der libysche Staatschef hat allerdings seit Ausbruch der Unruhen eine Flucht ins Ausland stets ausgeschlossen. Weißrussland dementierte den Bericht und sprach von einer „Lüge“.
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