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Autohersteller suchen Zukunftsmarken

Der Automobilsalon in Genf verspricht in diesem Jahr eine Flut von Elektroautos. Nicht nur Hybrid, sondern ausschließlich vom E-Motor angetriebene Automobile sind das Thema. Um wahrgenommen zu werden, schaffen immer mehr Hersteller eigene Submarken oder Labels, um beim Kunden ihr innovatives Produkt landen zu können.

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Der Wettstreit um das Auto von morgen ist voll im Gange. Zwar interessiert den pragmatisch orientierten Kunden in Genf, welcher Wagen demnächst in der Auslage steht. Die Werbebotschaften, ob im Print, im Web oder in TV-Spots, zeigen aber klar: Jeder Autokonzern bringt sich im Moment mit dem Umweltthema in Stellung. Wenn von Mobilität die Rede ist, dann gibt es „Null Emission“-Versprechen - oder die Botschaft, dass sich Automobilität auf Akku reimen soll.

BMW und sein i

Der BMW-Konzern hat ähnlich wie viele Modekonzerne ein eigenes Sublabel entwickelt: „BMW i“ heißt es. Es soll die Marke für nachhaltiges Fahren sein. So präsentiert man etwa das Elektromobil BMW i3, das mit der klassischen 3er-Serie wenig zu tun hat und eher an eine Weiterentwicklung des 1ers in Richtung Umweltauto erinnert.

BMW präsentiert seine neue Marke BMW i in München.

dpa/Andreas Gebert

BMW präsentierte eine Woche vor dem Automobilsalon in Genf seine i-Serie.

Zusätzlich zum klassischen Autokonzern sucht die Beteiligungsgesellschaft von BMW mit dem klingenden Namen BMW i Ventures nach Beteiligungen in unterschiedlichen Innovationssegmenten: etwa der Materialtechnik und einem New Yorker IT-Unternehmen, das sich mit der Vernetzung von öffentlichem Verkehr, Parkplätzen und Unterhaltungsangeboten auseinandersetzt.

Daimler wiederum baut medienwirksam vor dem Automobilsalon sein Carsharingprojekt car2go aus, auch eine eigenständige Markenentwicklung, die auf den Bereich Mobilität und Innovation abseits des etablierten Ich-muss-ein-Auto-haben-Modells setzt. Grundsätzlich muss sich ein E-Auto-Modell vom Rest der Modellpalette eines Autokonzerns absetzen. Audi hat den E-Tron, Opel den Ampera, der im Frontbereich auf aggressives Styling und Aufmerksamkeit setzt.

Seitenfront einer F-Cell-B-Klasse von Mercedes

Mercedes

Mercedes setzt auf die Farbe Blau und das Versprechen, dass die Brennstoffzelle in den konventionellen Pkw einzieht.

Weiß - oder blue?

Sehr oft ist es die Farbe Weiß, auf die man bei den Modellen setzt. Auch da scheint mit Zeitverzögerung der Apple-Faktor des iPod zu wirken. Eigentlich müssten die Modelle bald silbern und schwarz werden, will man sich an den Ikonen der Elektronikindustrie orientieren. Andere Submarken setzen auf den Begriff „blau“: Bluemotion bei Volkswagen, Blue Efficiency bei Mercedes. Unter diesen Labels können dann ganz viele Varianten von Emissionsersparnis fallen.

Das Rennen um die Antriebstechnik der Zukunft ist weiter offen. Große Hersteller setzen deshalb gleichermaßen auf Elektro-, Brennstoffzellen- und Hybridautos. Besucher des Genfer Autosalons können die alternativ angetriebenen Fahrzeuge immerhin Probe fahren. Dafür wurde eigens ein Pavillon eingerichtet.

Schwindende Anfangsbegeisterung?

Wann sich Elektroautos durchsetzen, steht nach Meinung von Experten in den Sternen. Dazu sind vor allem günstigere Batterien nötig. „Mein Gefühl ist zudem, dass die Anfangsbegeisterung nachlässt“, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch Gladbach. Er ist überzeugt, dass Elektrofahrzeuge in Deutschland erst dann gekauft werden, wenn der Staat die Anschaffung kräftig subventioniert. Da das aber nicht zu erwarten ist, setzen die Hersteller darauf, den Spritverbrauch ihrer Wagen mit herkömmlichen Antrieben zu senken. Daneben haben inzwischen immer mehr Autobauer Hybridwagen im Angebot, die auch längere Strecken batteriegetrieben fahren.

Lange waren Japaner das Vorbild

Lange Zeit haben sich die deutschen Autokonzerne anhören müssen, den Einstieg in alternative Antriebe verschlafen zu haben. Viele Experten verwiesen etwa auf Toyota. Die Japaner sind seit Jahren erfolgreich mit Hybridfahrzeugen, einer Kombination aus herkömmlichem Verbrennungs- und Elektromotor. Aus den deutschen Fabrikhallen rollte bisher wenig, auch wenn mittlerweile so gut wie jeder Hersteller Hybride im Angebot hat.

Der Elektroantrieb ist längst ein großes Thema, auch wenn bisher vor allem teure Kleinserien geplant sind. „Der VW-Konzern ist erst vor knapp einem Jahr so richtig in die Elektromobilität gegangen“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Aus Dudenhöffers Sicht ist BMW mit seiner i-Serie ein Vorreiter. Aber: „Das breiteste Fundament bei Elektromobilität hat zweifelsfrei Mercedes.“ In Stuttgart sei man beispielsweise deutlich weiter in der Brennstoffzellentechnik. Dass Hersteller ihre alternativen Konzepte unter anderen Labels vermarkten, hält der Experte für naheliegend.

Innovationen brauchen eigene Marken

„Die Marke kann damit eigenständig aufgebaut werden, steht für eigenständige Inhalte und steht für spezifische Innovationen und Emotion.“ Auch da habe Daimler mit dem smart einen Vorsprung, auch wenn der Kleinwagen eher ein Sorgenkind ist.

Doch bei aller Euphorie: Die Hersteller wissen, dass sie das Geld mit ganz anderen Produkten verdienen. Vor allem die großen und schweren Autos und Geländewagen sind beliebt - gerade in Asien und in Nordamerika. „Für uns heißt das, dass wir in den nächsten Jahren mehrgleisig fahren müssen“, sagt BMW-Chef Norbert Reithofer. Es werde weiter herkömmliche Verbrennungsmotoren geben müssen, Hybridantriebe und das reine Elektroauto. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich die Investitionen auszahlen und welcher Weg der richtig war.

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