Russischer Bürgermeister für „Abschuss von Obdachlosen“
Ein russischer Bürgermeister und Mitglied der Kreml-Partei Geeintes Russland hat sich für den „Abschuss von Obdachlosen“ ausgesprochen. Die Äußerung des Rathauschefs Anatoli Michaljow sorgte über die Grenzen der sibirischen Großstadt Tschita landesweit für Entsetzen.
Als „größte Niederträchtigkeit“ verurteilte die Boulevardzeitung „Moskowski Komsomolez“ gestern die Worte des 61-Jährigen. „Leider haben wir keine Erlaubnis zum Abschuss von Obdachlosen, mit gesetzlichen Mitteln jedenfalls ist ihnen heute nicht beizukommen“, hatte Michaljow gestern im Stadtparlament gesagt. Einen Tag später entschuldigte er sich für die Entgleisung.
Obdachlose als Vogelfreie
In russischen Großstädten werden die ausgegrenzten Obdachlosen immer wieder Opfer schwerer Gewaltverbrechen. Soziale Hilfsdienste sind wenig verbreitet und unterfinanziert. Die Kommunisten in Tschita kritisierten die Worte des Bürgermeisters als „gefährliche politische Aussage“.
In der südostsibirischen Stadt mit 300.000 Einwohnern leben rund 3.000 Menschen ohne feste Unterkunft. Der Bürgermeister hatte zudem erklärt, dass Obdachlose Sozialschmarotzer seien und etwa berufstätigen Menschen Plätze in den Krankenhäusern wegnehmen würden.